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RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

RENAS VERSPRECHEN (German Edition)

Titel: RENAS VERSPRECHEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rena Kornreich Gelissen , Heather Dune Macadam
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Freundinnen, während die anderen schlafen. Sie sind sü ss und knackig. Ihr Saft läuft uns beim Essen die Kehle hinunter. Sie sind so frisch, da ss man fast die Erde schmeckt, aus der sie kommen, und so vitaminhaltig, da ss unsere Körper sich sofort erholen, wenn auch nur vorübergehend. Wenigstens einmal ist dieses permanente Loch in unseren Mägen teilweise gefüllt.
    Am nächsten Tag fällt mir auf, da ss die beiden anderen Kohlköpfe verschwunden sind. Ein paar Tage später sehen wir den Bauern und seinen Wagen wieder übers Feld kommen. Mit gesenktem Kopf lä ss t er das Pferd langsamer laufen, schnalzt dann wie beim letzten Mal. Wieder rollen ein paar Kohlköpfe herunter. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, als ich für diesen Mann ein Dankgebet sage, ehe ich Danka und Dina ein Zeichen mache. Dieser einfache Bauer tut dies während der Erntezeit noch einmal für uns, und jedes Mal tei len wir den Schatz mit unseren Freundinnen.
     
    Als der Herbst erneut hereinbricht, werden die Nachrichten immer besser, Hoffnung sickert wieder in unsere Poren und unsere Träume. Der Morgentee ist unsere liebste Tageszeit, denn die Männer aus der Küche, die uns den Kessel bringen, flüstern einer oder zwei von uns Neuigkeiten über den Krieg zu. Wir schlürfen unseren Tee und tauschen die neuesten In formationen aus: Die Alliierten schlagen die Deutschen zu rück; die Russen sind näher; die Alliierten werden die Bahnglei se zerbomben.
    Jeden Morgen warten wir auf weitere gute Nachrichten, mehr Hoffnung kommt über die ins Lager geschmuggelten Ra dios herein. Dies ist Seelennahrung, und selbst diejenigen, die vom Hunger geschwächt sind, feiern an diesem kostenlosen Informationsmahl mit, drücken es sich fest ans Herz, wie man das auch mit einer zusätzlichen Brotration tun würde. Das ist gut, denn die Portionen werden wieder einmal kleiner; und Stasiu wirft uns seltener und weniger Essen zu. Die SS scheint sehr angespannt und gereizt zu sein, und wir sind voller Vor sicht, sie nicht zu verärgern. Gerüchte sprechen davon, da ss die Wäscherei verlegt werden soll. Wir haben Flugzeuge am Him mel gehört.
    Es mu ss September sein, und die Luft verändert sich. Der Bauer kommt nicht mehr mit seinem Kohl über den Trocken platz. Die Erntezeit ist vorüber. Wir hängen die Wäsche zum Trocknen in den kühlenden Wind und unterhalten uns flü sternd über die Ereignisse au ss erhalb unserer Welt, fragen uns, wohin die Wäscherei wohl verlegt werden soll, fragen uns, ob der Krieg jemals enden wird.
    Beim Morgenappell befiehlt man uns Aufstellung zu neh men und loszumarschieren. Anfangs haben wir Angst; nervös werfen wir einander heimlich Blicke zu. Danka ergreift meine Hand zu einem bestätigenden Händedruck. Wir verlassen das Souterrain unter der Bewachung von der SS. Bitte la ss es nicht Birkenau sein, lautet das Gebet, das jedes Mädchen in seinem Herzen wiederholt. Alles au ss er Birkenau. Wir gehen die Stra ss e hinunter und beten, sie mögen einen anderen Weg ein- schlagen. In der Ferne sind ein Zaun und Wachturme zu se hen, aber es ist nicht Birkenau. Unsere Ängste werden rasch zerstreut. Wir mustern unser neues Gelände; der Zaun ist nicht elektrisch geladen, es gibt elf Blocks.
    Wir marschieren in Block Vier. „Hier werdet ihr schlafen.“ Zögernd betreten wir unser neues Wohnquartier. Ich habe eine Gänsehaut: Dies hier sind die neuen Blocks, die Gebäude, bei deren Bau Danka und ich mitgeholfen haben, als wir in Ausch witz und Birkenau waren. Der Mörtel, der die Ziegel zusam menhält, wurde von uns eigenhändig gesiebt und angeliefert. Wir haben uns unser eigenes Gefängnis gebaut.
    Der Appell in den neuen Blocks findet drau ss en statt, und danach werden wir durch die Tore zu einer Lederfabrik ge führt, wohin man die Wäscherei verlegt hat. Mullenders ist unsere Aufseherin. Sie ist Dänin, spricht aber sehr gut Deutsch. „Hier in der Lederfabrik arbeiten Männer“, erklärt sie uns. „Ihr werdet nicht mit ihnen sprechen oder irgendwel chen Umgang mit ihnen pflegen. Wenn ich eine von euch erwi sche, die’s mit ihnen treibt, werdet ihr bestraft - und zwar hart!“ Ihre kalten Augen starren uns an, und wir haben ver standen.
    Man flüstert darüber, da ss in Block Elf Experimente durch geführt werden. Neben uns, in Block Fünf, halten sich deutsche Soldaten auf – Braunhemden – versteckt für den Fall, da ss der Feind das Lager angreift. Wir können sie durch das Fenster in unserem Block sehen,

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