RENAS VERSPRECHEN (German Edition)
Kommando bewacht. Die Kommandos sind in separate Arbeitsgruppen aufgeteilt, jedes mit einer Aufseherin. Doch wir haben nicht immer jemand von der SS direkt vor uns, denn sie sind damit beschäftigt, die anderen Arbeitsgruppen zu überwachen.
„ 1716 !“, sagt Emma. Ich hebe meinen Kopf, ohne mit dem Schaufeln aufzuhören, um zu erfahren, warum Emma meine Nummer aus allen ausgewählt hat. „Komm hierher.“ Ich lege meine Schaufiel hin und gehe mi ss trauisch zum Rand der Postenkette.
„Stell dich hier am Rand des Grabens auf und halte Wache.“ Sie sieht mir direkt in die Augen. „Ich gehe zur Latrine und ich werde länger weg sein als sonst.“ Ich nicke und weiss, dass sie dort einen Mann treffen wird. „Du bleibst hier stehen und schaust andauernd nach links und nach rechts, und wenn jemand kommt, stellst du dich in die Reihe und fängst zu arbeiten an. Wenn sie fragen, wo ich bin, sag ihnen, dass ich zur Latrine bin.“ Ich nicke.
Ich stehe erhöht über meiner Schwester und dem Rest des Kommandos und schaue nach links und nach rechts. Mein Blick fällt auf die älteren Frauen, und wieder schaue ich nach links und nach rechts. Die Sonne brennt uns heiss auf die Köpfe. Ich wische mir den Schweiss von den Augen. Die Frau, die mein Kopftuch trägt, blinzelt in die grelle Sonne, als sie zu mir hockblickt. Ich ertrage es nicht, sie so hart arbeiten zu lassen, stundenlang, ohne Ruhepause.Diese Frauen sind unseren Müttern so ähnlich, und sie hatten noch keinen Augenblick Unterbrechung und Atempause seit dem Mittagessen
„Warum setzt ihr euch nicht alle hin“, schlage ich vor. „Legt eure Schaufeln hin und ruht euch aus, während ich aufpasse.“ Sie schauen mich alle an. „Macht schon, von hier oben kann ich sehen, ob jemand kommt.“ Eine nach der anderen setzen sie sich hin, kauern oder knien auf der Erde. Die Frau, die unserer Mutter so sehr ähnelt, lächelt. Ich schaue nach links. Die Stille der Mädchen und Frauen unter mir erlaubt mir einen Moment der Entspannung, ich schaue nach rechts. Der Staub neben ihren Fü ss en und Händen setzt sich; Schwei ss perlen glänzen auf ihren Köpfen, und ich kann sehen, wo der Sonnenbrand ihre zarte Haut rötet, ich schaue nach rechts. Doch ich schaue nicht nach hinten.
„Was geht hier vor?!“ Das Pferd kommt aus dem Nichts an galoppiert. Ehe ich wei ss , wie mir geschieht, springt ein SS- Mann von seinem Ro ss und wirft mich zu Boden. Brutal tritt er mich in den Rücken. Ich halte mir die Hände vors Gesicht.
„Wo ist die Aufseherin?“, schreit er und rammt mir die Stahlspitze seiner Stiefel in die Rippen.
„Ohhh!“ Ich presse meine Hände auf den Magen. „Sie ist bei der Latrine!“ Er stö ss t mich ins Gesicht. Blut sprudelt mir aus dem Mund.
„Und du la ss t sie ausruhen?“ Und nochmal in den Magen, und nochmal in die Rippen. „Du, die du hättest aufpassen sollen? Lügnerin!“ Und wieder in den Rücken und wieder ins Gesicht. „Dreckiger Schei ss jude! Mistbiene! Man sollte euch alle umbringen!“
Ich kann vor lauter Blut in meinen Augen nichts sehen. Er trommelt auf mich ein, als wäre ich verfaultes Gemüse für den Kompost, doch ich weigere mich zu weinen und um Gnade zu betteln.
Die Mädchen und die älteren Frauert sind eifrig am Arbeiten, sieben den Sand, schaufeln Erde, versuchen mein Ächzen und Stöhnen zu ignorieren.
„Was geht hier vor?!“ Emma kommt angerannt.
„Wo warst du?“, schreit er.
„Auf der Latrine!“
„ Und du hast eine Jüdin auf andere Jüdinnen aufpassen lassen? Du Hure! Du dumme Kuh! Ich möchte, da ss über diese Gefangene Meldung gemacht wird, weil sie deine Gruppe hat aus ruhen lassen!“
„ Jawo hl, mein Herr.“
„ Mach M eldung an Kommandantin Drexler!“
„Jawohl!“
„ Vielleicht überlegst du dir es das nächste Mal, ehe du zum Huren gehst.“
Emma übernim mt es jetzt, mich zu schlagen. „ Ihr Hunde! Zu rück an die Arbeit!“
Ihre Schläge tun nicht so weh wie die gemeinen Tritte des SS-Manns, aber da ss sie mich schlägt, verletzt die Gefühle, die ich für sie hatte.
Ich schleiche mich davon und versuche mich unsichtbar zu machen, dabei hoffe ich, da ss er mich nicht nochmal schlägt, hoffe, da ss er von soviel körperlicher Anstrengung bei dieser Hitze müde geworden ist. Die Hufe seines Pferdes stampfen auf den Boden, als er davongaloppiert. Danka gibt mir eine Schaufel in die Hand. Ihre Hand ist wie Eis. Ich grabe blind in der Erde, unfähig, durch Blut und Tränen Erde
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