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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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Scheiß...“, sagte der andere nun beschwichtigend. „Du hast zu viel getrunken.“
    „Was kann ich dafür, dass er sie nicht angesprochen hat?“
    „Ist das etwa die Kleine vom Ausschank?“, fragte der Mann mit der dunklen Stimme, der noch immer hinter Renate stand.
    Basti zog Renate näher an sich. „Ja und wenn sie es ist, was dann?“
    „Du weißt genau, dass sie ihm gefällt...“
    „Ja und?“, fragte Basti, „Mir gefällt sie auch...“ Renate schloss die Augen. Und in diesem Moment wünschte sie sich von ganzem Herzen, sie hätte Bernhards Angebot angenommen.
     
Kapitel 52  
    Er hielt sie in den Armen. Ganz fest hielt er sie. Und es war, als fiele ihre Angst in sich zusammen. „Es ist alles in Ordnung...“, sagte er leise. Er streichelte über ihr Haar. Weit entfernt hörte sie Basti ächzen. Er kauerte noch immer auf dem Boden. Ihr Kopf lag auf seiner großen, breiten Brust. Sie konnte sein Herz schlagen hören. Es hämmerte gegen ihre Schläfe. „Ich bringe dich nach Hause...“ Seine Stimme vibrierte in Renates Körper.
    Die nächsten fünfzehn Minuten sprachen sie kein Wort. Renate genoss lediglich seine Wärme und die Geborgenheit, die sie in seinen Armen fand. Es schien, als müsste nichts gesagt werden. So als gäbe es nicht die richtigen Worte. Henning an sich zu spüren, schien vollkommen natürlich, und doch hatten seine Berührungen etwas Schüchternes an sich, etwas fast schon Zaghaftes, etwas, dass auf den ersten Blick nicht wirklich zu seiner Statur passte.
    Seine breiten Arme hielten sie fest. Renate wusste, dass an diesen Armen niemand vorbeikommen würde. Mit geschlossenen Augen inhalierte sie seinen herben Duft. Und obwohl sie sich geborgen fühlte, fühlte es sich nicht an, als läge sie an der Brust eines Bruders oder Vaters. Sie hörte Hennings Herz. Es schlug schnell, fast aufgeregt. Und auch ihres schlug schnell und aufgeregt. Das laute Pochen schien ihre Schritte wie eine verliebte Unterhaltung zu begleiten. Es war eine Art Vertrauen und Zuneigung, die beide innerlich mit Wärme zu fluten schien.
    Als sie an der Ecke zum Lilienweg ankamen, blieb Renate stehen. Zum ersten Mal schaute sie ihn an. Sein Gesicht war so unbeschreiblich schön, dass es ihr fast unnatürlich erschien. Erst als sie ihn gesehen hatte, war ihr klar geworden, was sie sich immer gewünscht hatte. Sie schaute in seine braunen Augen. Es fühlte sich so an, als warte hinter seinen Lippen eine neue Welt auf sie. Eine Welt, die nichts mit der zu tun hatte, die sie bis zu diesem Tag als die ihre bezeichnet hätte.
    Sie hielten sich an den Händen. Der Nachthimmel über ihnen hüllte sie in seine schützende Dunkelheit. Und es schien so, als würde etwas zwischen ihnen stehen, etwas, von dem sie beide nicht wussten, dass es schon bald passieren würde. Dass es vielleicht passieren musste. Henning bückte sich, küsste Renate sanft auf die Stirn und streichelte über ihre Wange.
    Langsam ging sie den Lilienweg hinunter, in ihrem Rücken spürte sie seinen Blick. Als sie vor ihrem Gartentor stehen blieb, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Als sie ihn im Schein der Straßenlaterne sah, wusste sie, dass nach dieser Begegnung nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
    Fünf Minuten später lag Renate in ihrem Bett. Genüsslich rieb sie mit ihren Füßen gegen den sanften Stoff ihrer Decke. Und in dem Moment, als sie ihre Augen schloss und langsam weg driftete, war sie froh, Bernhards Angebot doch abgelehnt zu haben.
     
Kapitel 53  
    Am folgenden Tag half Renate bei den Aufräumarbeiten. Schon von weitem sah sie Hennings schrankartige Silhouette. Doch sie sah nicht nur Henning. Auch Herbert arbeitete schon eifrig. Den gesamten Weg war sie nervös gewesen. Und das nicht nur, weil sie hoffte Henning zu sehen, sondern weil sie sich sicher gewesen war, dass Herbert auch dort sein würde. Da waren sie nun alle drei. Henning, dessen bloßer Anblick reichte, um Renates Magen auf Rosinengröße zusammenschrumpfen zu lassen, Herbert, der Verlobte den Renate nicht heiraten wollte, und Renate die versuchte entspannt zu wirken, obwohl sie sich kein bisschen entspannt fühlte. Mit feuchten Händen und weichen Knien ging sie schließlich zu Bernhard und bot ihre Hilfe an.
    Ihre Blicke hafteten aneinander. Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern wie Holzzweige im Feuer. Henning trug seine zerschlissene Jeans und ein schmutziges Unterhemd, das ursprünglich einmal weiß gewesen war. Seine langen Haare hatte er zu

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