Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
provokativ ein. Meine Mutter und ich standen mal wieder kurz davor, uns zu streiten.
Mar-Mar starrte mich unbewegt an und sagte mit eisiger Stimme: »Ich versichere dir, dass die Bedrohung nicht von Seiten der amerikanischen Regierung kommt.«
Benny hatte sich bisher zurückgehalten, doch jetzt ergriff sie das Wort. »Okay, ihr zwei, ihr habt beide euren Standpunkt klar gemacht. Aus meiner Sicht muss der böse Bube demnach einer anderen Regierung angehören, der eines arabischen Landes vielleicht, oder irgendeiner fiesen Gesellschaft. Aber glaubt ihr wirklich, dass es wichtiger ist, den Hintermann zu finden als den Killer selbst? Vielleicht zäumen wir gerade das Pferd von hinten auf, wie meine Mama immer gesagt hat, und sollten uns lieber darauf konzentrieren, diesen Gage an der Ermordung von Daniel zu hindern.«
»Wenn wir den Arbeitgeber ausschalten, hat der Arbeitnehmer keinen Job mehr«, erwiderte Mar-Mar, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
»Darum könnt ihr euch ja kümmern, während Daphy und ich Gage schnappen. Wie wäre das, Daphy?«, fragte Benny in meine Richtung gewandt.
»Guter Plan«, erwiderte ich.
»O ja«, seufzte Ginny. »Das wäre wirklich perfekt. Hört mal, ich muss los, sonst fahren die anderen ohne mich. Kommt ihr mit uns zurück?«, fragte sie Benny und mich.
»Nein«, entgegnete ich. »Wir beraten uns noch kurz und legen dann eine Nachtschicht ein. Wir treffen uns morgen, okay?«
Ginny erhob sich, strich ihre Haare zurück und schien auf etwas zu warten. Oh, Umarmungen, realisierte ich. Ich stand auf und umarmte sie. Benny und Mar-Mar folgten meinem Beispiel.
»Keine Sorge, Ginny«, beruhigte Mar-Mar sie und klang wieder vollkommen liebenswürdig, »die Protectors kümmern sich um die Sache!«
Sobald Ginny außer Hörweite war, knurrte ich in Mar-Mars Richtung: »Die Protectors? Das klingt wie ein weiblicher Hygieneartikel. Und warum zum Teufel hat J diese Tarnung nicht in unserer Besprechung erwähnt?«
Mar-Mar lächelte und hatte offenbar zu ihrer guten Laune zurückgefunden. Sie liebte es zu streiten, und während ich noch Stunden später vor mich hinbrodelte, konnte sie sich schnell wieder beruhigen. »Weil es unser kleines Geheimnis ist, cara mia. J weiß es nicht, und er wird es auch nicht erfahren. Deswegen wurde es bei der Besprechung nicht erwähnt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast wahrscheinlich deine Gründe dafür. Wir sind also Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma. Was müssen wir sonst noch wissen?«
»Hier, für euch.« Mar-Mar fischte einige Visitenkarten aus ihrer Jackentasche. Die Ecken waren bereits ein wenig eingeknickt.
DIE PROTECTORS
Wir passen auf Sie auf
Observierung … Wachdienst … Ermittlungen
Vertraulichkeit garantiert …
Ein rein weiblicher Sicherheitsdienst
»Tja, das sagt wohl alles«, konstatierte ich.
»Ach, das ist ja cool!«, rief Benny. »Jetzt ermitteln wir verdeckt als verdeckte Ermittler.«
»Ganz genau!«, bestätigte Mar-Mar. »Um noch einmal auf die Diskussion von vorhin zurückzukommen: Es steht außer Frage, dass man Geld braucht, um Gage anzuheuern. Aber wir haben Hinweise darauf, dass jemand aus Daniels direktem Umfeld mit diesem Geldgeber zusammenarbeitet. Ihr müsst mir in dieser Hinsicht vertrauen.«
»Das wäre deutlich einfacher, wenn du uns sagst, was du weißt, anstatt uns mit runtergelassenen Hosen dastehen zu lassen«, murmelte ich. Benny verdrehte die Augen in der Annahme, dass meine Mutter und ich uns erneut streiten würden. Falsch. Mar-Mar war von Gekabbel auf Beschwichtigungspolitik umgeschwenkt.
»Du hast natürlich recht, Daphne. In diesem Falle blieb mir nur leider keine Zeit dafür, und daher bitte ich um Entschuldigung. Und bitte vergiss nicht, dass wir uns später noch treffen, für den kleinen Ausflug, den ich gestern erwähnt habe. Sagen wir gegen halb drei?«
»Wo?«, fragte ich ohne jeglichen Enthusiasmus.
»Am selben Ort wie gestern. Und bitte zieh auch dasselbe Outfit noch einmal an. Du hast so süß darin ausgesehen«, fügte sie hinzu und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Sie ist nur einen Meter sechzig groß, ich hingegen ungefähr einen Meter achtundsiebzig. Das hatte ich wahrscheinlich von meinem Vater. »Aber jetzt muss ich wirklich los.«
»Ich müsste vorher noch einmal unter vier Augen mit dir reden, wenn du nichts dagegen hast.«
»Natürlich nicht, meine Liebe. Begleite mich doch einfach nach
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