Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
draußen.«
Mar-Mar und ich verließen die Bühne, und während wir den leeren Raum durchquerten, fragte ich: »Könntest du mit einigen deiner italienischen Freunde sprechen, damit sie mich mit einem Killer zusammenbringen?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, erwiderte sie, ohne mich anzusehen.
»Mutter, ich habe keine Zeit für Spielchen. Ich möchte, dass du deine Ganovenfreunde um einen Gefallen bittest. Ich würde mich gern mit einem Killer unterhalten, am besten mit einem, der schon ein bisschen Erfahrung hat.«
Mar-Mar seufzte. »Ich glaube nicht, dass du auf die Art viel herausfinden wirst.«
»Wie du vorhin zu mir gesagt hast: Vertrau mir. Machst du es oder nicht?«
Wir waren in der Mitte des Raumes stehen geblieben. Sie sah zu mir auf, schwieg eine ganze Weile lang und sagte schließlich: »Ich rufe ein paar Leute an. Aber solltest du etwas herausfinden, ist das absolut inoffiziell – und ich werde jemandem einen Gefallen schulden, den ich nur ungern zurückzahlen möchte. Das ist dir hoffentlich klar.« Sie schüttelte missbilligend den Kopf.
»Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du diesen Kontakt herstellst. Mich wundert nur, dass du selbst noch nicht auf den Gedanken gekommen bist«, sagte ich mit sarkastischem Unterton.
»Ich verfolge andere Wege, Daphne. Und ich glaube kaum, dass dir ein Mafia-Killer viel über einen internationalen Attentäter erzählen kann. Aber wer weiß, vielleicht hast du ja Glück. Unsere Organisation hat leider nichts weiter über Gage herausgefunden. Ich sage dir Bescheid, sobald ich etwas Neues weiß. Aber jetzt muss ich mich wirklich beeilen. Hab dich lieb«, sagte sie, hastete davon und ließ mich einfach stehen.
Benny trat neben mich und bemerkte: »Deine Mutter ist einfach unglaublich.«
»Das ist sie allerdings. Und können wir bitte das Thema wechseln?«
»Sicher. Hör mal, Daph«, sagte sie und sah auf die Uhr, »es ist noch nicht mal zehn. Ich möchte gern nach Hause und mich umziehen, bevor wir in den Club gehen. Wir treffen Tallmadge dort gegen Mitternacht, weißt du noch?«
»Wie könnte ich das vergessen?« Im Vergleich zu dem Teil der Nacht, der noch vor mir lag – ein Rendezvous in einem Vampir-Club, dann der Einbruch bei Opus Dei zusammen mit Cormac und meiner Mutter –, erschien mir eine Zahnwurzelbehandlung geradezu als angenehm. »Ich gehe auch nach Hause. Ich muss noch etwas abholen, und vielleicht reicht es noch für einen schnellen Spaziergang mit Jade. Wir sehen uns im Club.«
»Ich kann es kaum erwarten!«, sagte Benny ohne jede Spur von Sarkasmus. »Ach, Daph, ich habe dir immer noch nicht von Tallmadge und mir erzählt. Das muss ich unbedingt nachholen. Ich kann nur sagen … mmm-mmm, gut.« Sie küsste die Luft zu beiden Seiten meiner Wangen und eilte davon.
Ich blieb noch für einen Augenblick allein in der steinernen Halle und fühlte mich mit einem Mal niedergeschlagen. Vierundzwanzig Stunden waren vergangen, und wir waren Gage keinen Schritt nähergekommen. Ich wusste nicht, wo Darius war. Ich wusste nicht, was ich Fitz gegenüber empfinden sollte. Und ich wollte Tallmadge nicht wiederbegegnen. Er war mysteriös, gefährlich und unmoralisch. Außerdem fühlte ich mich sexuell stark von ihm angezogen. Ich stellte mir vor, wie ich mit ihm schlafen und es hinterher ganz sicher bereuen würde. Dazu kam noch seine Affäre mit Benny, die sie vermutlich weitaus ernster nahm als er. Ich dachte an die weißen Flecken auf den ersten Landkarten, die man mit VORSICHT, DRACHEN beschriftet hatte. Tallmadges Herz schien ein ebensolch unbekanntes, gefährliches Territorium zu sein, ein Territorium, auf dem Ärger vorprogrammiert war. Ich fühlte es.
Als ich meine Wohnung betrat, klingelte das Telefon. Ich hechtete los, um noch rechtzeitig abzunehmen, und wäre dabei fast über Jade gefallen.
»Hallo?«, japste ich in den Hörer.
»Hallo, Fremde, ich kann kaum glauben, dass ich dich endlich an der Strippe habe«, sagte die Stimme. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es war Darius. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und was ich dann schließlich sagte, war nicht unbedingt die diplomatischste Wahl.
»Ich hatte nicht den Eindruck, dass du es besonders oft versucht hast, Darius«, erwiderte ich schroff, um den Schmerz zu verbergen, der sich in meiner Brust bildete.
»Wie du meinst«, sagte er, und sein vormals fröhlicher Tonfall klang nun ebenso barsch wie meiner.
Ich atmete tief durch. Mir wurde mit einem Mal
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