Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie gut es tat, seine Stimme zu hören. »Es tut mir leid. Lass uns nicht streiten. Ich dachte nur, du hättest mich vergessen, das ist alles.«
»Ich vergesse nie etwas, Daphne. Es war deine Entscheidung, nicht mitzukommen. Aber vielleicht war das auch gut so. Es ist ziemlich hart hier. Ich kann nicht darüber sprechen, aber … na ja, ich habe es so eingerichtet, dass dich jemand anruft, falls … falls mir etwas zustößt.«
Meine Hand schloss sich fester um den Hörer. »Wie meinst du das? Es ist verdammt schwer, einen Vampir zu töten, und du warst selbst ein Vampirjäger. Das ist ein großer Vorteil, wenn sie hinter dir her sind.«
»Ja, ich weiß, das Gleiche habe ich auch gesagt. Aber die Band hat inzwischen viele Fans, und in der Menge … da kann alles Mögliche geschehen. Die Situation ist ziemlich brenzlig geworden. Weißt du was? Vergiss, was ich gesagt habe. Mir wird schon nichts passieren. Und wenn ich wieder zurückkomme, überlegen wir, wie es weitergeht.«
»Weitergeht? Womit?«, fragte ich und stellte mich absichtlich dumm, damit er gezwungen war, genau zu formulieren, was er meinte.
»Mit uns, Daphne. Wenn du willst, fangen wir noch einmal ganz neu an. Das mit uns kann funktionieren. Ich glaube fest daran. Du weißt selbst, wie gut und wie richtig es sich anfühlt, wenn wir beide zusammen sind.« Seine Stimme bekam einen verführerischen Unterton. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht, obwohl ich mich dagegen wehrte.
»Das wäre wirklich schön, Darius.« Hoffnung keimte in mir auf. »Wann kommst du zurück?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete er zögernd. »Es ist zwar streng vertraulich, aber wir gehen als Nächstes nach Spanien. Dann in den Balkan, und vielleicht auch nach Indonesien. Es kann noch bis zu … bis zu sechs Monaten dauern.«
Enttäuschung erstickte die Hoffnung im Keim. »Sechs Monate? In der Zeit kann viel passieren, Darius.«
»Warte auf mich, Daph«, sagte er, und es klang nicht wie eine Bitte, sondern fast wie ein Befehl, »selbst wenn es tatsächlich sechs Monate dauern sollte.«
»Wartest du denn auch auf mich? Du siehst Julie jeden Tag, nicht wahr? Etwa auch jede Nacht?«
»Verdammt noch mal! Kannst du die Sache nicht endlich ruhen lassen, Daphne? Julie hat nichts mit uns zu tun!«
Wahrscheinlich hatte bei meinem nächsten Kommentar der Teufel seine Hand mit im Spiel. »Bitte sag mir, dass du noch nicht mir ihr geschlafen hast.«
Wo eine schnelle Verneinung hätte folgen sollen, folgte nur Schweigen.
»Okay, ich schätze, das reicht als Antwort auf meine Frage«, sagte ich und legte auf. Ich würde gern behaupten, dass der Schmerz, den ich in diesem Moment fühlte, schuld war an dem weiteren Geschehen in dieser Nacht. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur böse.
Mit der Priester-Verkleidung im Rucksack machte ich mich auf den Weg zum Club. Das Umziehen hatte ich mir gespart. Ich war nicht in der Stimmung, mich hübsch zu machen, und außerdem versuchte ich nicht, irgendjemanden in Tallmadges Club zu beeindrucken. Ich fühlte mich hundeelend. Desillusioniert und enttäuscht redete ich mir ein, dass ich niemanden brauchte, mit dem ich mein Leben teilen konnte. Ich war jahrhundertelang allein zurechtgekommen, auch wenn ich dabei nicht glücklich gewesen war. Doch die Zeit verging langsam, wenn man sein Leben ziellos vor sich hinlebte, und es schmeckte fade, wenn man es allein verbrachte.
Ich machte Darius für meine schlechte Stimmung verantwortlich. Ich hatte zugelassen, dass er mir etwas bedeutete und mich derart verletzen konnte. Ich war wütend auf mich selbst, aber vor allem wütend auf ihn. Ich beschloss, Darius zu zeigen, dass ich ihn nicht brauchte. Ich würde tun, wozu auch immer ich Lust hatte. Ich würde schlafen, mit wem ich wollte. Geblendet von der alle anderen Gefühle betäubenden Wut sah ich erst wieder klar, als es bereits zu spät war.
Ich erreichte den Club gegen fünf vor zwölf und wurde erneut von Cathary empfangen. Auch Ducasse war wieder da und nahm mir mit seinen starken Händen meine Daunenweste ab. Als ich zu ihm aufsah, bemerkte ich, dass er mich mit seinen blassen, silbernen Augen fixierte. Plötzlich lächelte er und entblößte seine Zähne. Sie waren nicht spitz wie die eines Vampirs, aber mein Gefühl verriet mir, dass er auch nicht vollkommen menschlich war.
»Miss Urban«, sagte er mit leiser, verführerischer Stimme, »wir heißen Sie hier herzlich willkommen und
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