Rendezvous mit einem Mörder
kriegen.« Sie schob sich dichter an sein Ohr. »Diese Sache wird nicht mich meine Dienstmarke kosten, du Schwein, sondern dich den Kopf.« Sie übergab ihn den beiden Bundespolizisten. »Er wird in New York erwartet.«
Ihre Stimme war kaum noch zu hören, denn inzwischen verlangte der Senator brüllend, losgemacht zu werden, und überall im Saal brachen die Menschen in aufgeregtes Flüstern aus.
Durch das Gedränge kämpfte sich plötzlich Rockman auf sie zu. Sein Gesicht war eine Maske kalten Zorns.
»Sie machen einen Fehler, Lieutenant.«
»Nein, mache ich nicht. Aber Sie haben mit Ihrer Aussage einen Fehler gemacht. So, wie ich die Sache sehe, haben Sie sich durch Ihre Falschaussage zumindest der Mithilfe schuldig gemacht. Aber damit werde ich mich genauer befassen, wenn ich wieder in New York bin.«
»Senator DeBlass ist ein wahrhaft großer Mann. Sie hingegen sind doch nichts anderes als eine jämmerliche Schachfigur der Liberalen, die versuchen, ihn mit Ihrer Hilfe zu vernichten.«
»Senator DeBlass ist ein inzestuöser Kinderschänder, ein Vergewaltiger und Mörder. Und ich, mein Freund, bin die Polizistin, die ihm endlich das Handwerk legt. Wenn Sie nicht zusammen mit ihm untergehen wollen, setzen Sie sich am besten sofort mit einem Anwalt in Verbindung.«
Roarke musste sich zwingen, sie nicht einfach in die Arme zu nehmen, als sie durch die geheiligte Senatshalle in Richtung Ausgang fegte, ohne die sie bedrängenden Journalisten auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Mir gefällt dein Stil.« Neben ihr boxte er sich in Richtung ihres Wagens durch. »Und zwar sehr. Außerdem glaube ich nicht länger, dass ich in dich verliebt bin. Inzwischen bin ich mir ganz sicher.«
Sie schluckte die in ihr aufwallende Übelkeit herunter. »Lass uns von hier verschwinden. Lass uns, verdammt noch mal, von hier verschwinden.«
Reine Willenskraft hielt sie auf ihren Beinen, bis sie endlich das Flugzeug erreicht hatten. Mit ausdrucksloser Stimme erstattete sie Whitney kurz Bericht, bevor sie Roarkes helfend ausgestreckte Arme von sich wedelte, in Richtung der Toilette stürzte und sich dort übergab.
Roarke stand hilflos vor der Tür. Wie er sie kannte, würde jeder Trost die Sache nur noch verschlimmern, und so murmelte er ein paar Anweisungen in Richtung der Stewardess, setzte sich auf seinen Platz und starrte aus dem Fenster.
Als sie wieder herauskam, hob er fragend seinen Kopf. Sie war kreidebleich, ihre Augen waren viel zu groß und viel zu dunkel, und sie bewegte sich ungewöhnlich steif.
»Tut mir Leid. Schätze, das Ganze ist mir doch ziemlich nahe gegangen.«
Als sie Platz nahm, reichte er ihr einen Becher. »Trink das. Es wird dir sicher helfen.«
»Was ist das?«
»Tee, mit einem Schuss Whiskey.«
»Ich bin im Dienst«, setzte sie an, aber ein plötzlicher, vehementer Wutausbruch ließ sie verstummen.
»Trink, verdammt, oder ich schütte es dir in die Kehle.« Er betätigte einen kleinen Hebel und wies den Piloten an zu starten.
Da trinken sicher leichter wäre als zu streiten, hob sie den Becher an die Lippen, doch ihre Hände zitterten so sehr, dass sie nur mit großer Mühe einen Schluck zwischen die klappernden Zähne gießen konnte, ehe sie den Becher wieder abstellte.
Sie konnte einfach nicht aufhören zu zittern. Als Roarke eine Hand nach ihr ausstreckte, zog sie sich vor ihm zurück. Immer noch war ihr übel, und obendrein hatte sie bohrende Kopfschmerzen.
»Mein Vater hat mich vergewaltigt«, hörte sie sich plötzlich sagen. Der Schock darüber, dass ihre eigene Stimme diese Worte herausgebracht hatte, war ihr deutlich anzusehen. »Wiederholte Male. Und er hat mich geschlagen. Auch das öfter als einmal. Egal, ob ich mich zur Wehr setzte oder nicht, hat er mich vergewaltigt und geschlagen. Und es gab nichts, was ich hätte tun können. Es gibt nichts, was man tun kann, wenn die Menschen, die einen eigentlich schützen sollten, die sind, die einen missbrauchen. Benutzen. Verletzen.«
»Eve.« Er griff nach ihrer Hand und hielt sie, als sie sie ihm entziehen wollte, unnachgiebig fest. »Es tut mir Leid. Es tut mir furchtbar Leid.«
»Ich war ungefähr acht, als sie mich in irgendeiner Gasse in Dallas fanden. Ich blutete, und einer meiner Arme war gebrochen. Er muss mich einfach dort zurückgelassen haben. Ich weiß es nicht. Vielleicht bin ich auch weggelaufen. Ich erinnere mich nicht. Aber er hat nie nach mir gesucht. Niemand hat jemals nach mir gesucht.«
»Und deine
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