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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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letztmöglichen Augenblick abzuwarten. Falls ihm dann überhaupt noch eine Wahl blieb.
    Als er nur noch ein paar hundert Meter unter sich hatte, rief er zum letzten Mal die Nabe an.
    »Ich kann immer noch ein bisschen steuern. In einer halben Minute bin ich unten. Rufe dann wieder.«
    Das war reiner Optimismus, sie wussten es alle. Aber er weigerte sich, adieu zu sagen; er wollte, dass seine Kameraden wüssten, dass er kämpfend - und ohne Furcht - gefallen war.
    Tatsächlich verspürte er sehr wenig Furcht, und eigentlich überraschte ihn das selbst, denn er hatte sich nie für einen außergewöhnlich tapferen Mann gehalten. Fast kam es ihm so vor, als schaue er den verzweifelten Bemühungen eines ihm völlig Fremden zu und als sei er persönlich von der Sache überhaupt nicht betroffen. Es war eher so, als untersuche er ein interessantes aerodynamisches Problem und verändere diverse mathematische Größen, um festzustellen, was passieren würde. Fast das einzige Gefühl in ihm war ein vages Bedauern über verpasste Gelegenheiten - deren weitaus wichtigste die nächste Lunar-Olympiade war. Immerhin, eine Zukunftshoffnung war endgültig zunichte: Die Libelle würde niemals ihre Volten auf dem Mond präsentieren.
    Einige hundert Meter noch. Die Landungsgeschwindigkeit schien erträglich, aber wie schnell fiel er eigentlich? Und hier hatte er wirklich ein bisschen Glück: Das Terrain war vollkommen flach. Er würde seine ganze Kraft für eine letzte gewaltige Anstrengung zusammenraffen, und zwar - JETZT!
    Der rechte Flügel riss am Rumpf ab, jetzt, da er seinen Zweck erfüllt hatte. Die Libelle begann zu trudeln, Jimmy versuchte auszugleichen, indem er seinen Körper in die entgegengesetzte Richtung zur Drehung warf. Er blickte direkt auf ein sechzehn Kilometer entferntes Rundpanorama von Landschaft, als er aufprallte.
    Irgendwie erschien es ihm äußerst unfair und auch ganz unsinnig, dass der Himmel so hart sein sollte.

29 Der erste Kontakt
    Als Jimmy Pak das Bewusstsein wiedererlangte, war sein erster Eindruck ein schneidender Kopfschmerz. Fast war er froh darüber, denn das bewies doch wenigstens, dass er noch am Leben war.
    Dann versuchte er sich zu bewegen, und sofort machten sich die verschiedensten Schmerzen bemerkbar. Doch soweit er feststellen konnte, schien nichts gebrochen zu sein.
    Danach wagte er, die Augen zu öffnen, schloss sie aber sofort wieder, als er merkte, dass er direkt in einen Lichtstrahl längs der Decke der Welt blickte. Als Medizin gegen Kopfschmerzen war dieser Anblick nicht gerade zu empfehlen.
    Er lag noch immer so da, versuchte seine Kräfte zu sammeln und überlegte sich, wann er wohl ohne Gefahr die Augen öffnen könnte, als er plötzlich ganz in seiner Nähe ein krachendes Geräusch hörte. Er wendete den Kopf ganz langsam in Richtung dieses Lautes, riskierte einen Blick - und verlor beinahe erneut das Bewusstsein.
    Knapp fünf Meter entfernt verspeiste ein offensichtlich krebsähnliches Geschöpf das Wrack seiner armen Libelle. Als Jimmy sich gefasst hatte, rollte er sich langsam und ruhig von dem Ungeheuer fort. Er rechnete jeden Augenblick damit, dass ihn diese Scheren packen würden, wenn das Biest entdeckte, dass es da was Besseres zu fressen gab. Das Ding nahm jedoch nicht die geringste Notiz von ihm, und so stemmte sich Jimmy hoch zum Sitzen, nachdem er den Abstand zwischen sich und dem Biest auf zehn Meter erweitert hatte.
    Aus dieser etwas größeren Entfernung wirkte das Ding nicht mehr ganz so erschreckend. Es hatte einen flachen niederen
    Leib von etwa zwei Metern Länge und einem Meter Breite, der auf sechs Beinen mit dreigliedrigen Gelenken ruhte. Jimmy merkte, dass es ein Irrtum war zu glauben, das Ding fräße seine Libelle auf; er konnte effektiv keine Spur von einer Mundöffnung feststellen. Das Geschöpf war im Augenblick dabei, säuberliche Zerstörungsarbeit zu leisten. Es setzte seine scherenähnlichen Klauen ein und zerschnitt das Luftrad in kleine Stücke. Eine ganze Reihe von Manipulatoren, die auf unheimliche Weise an winzige menschliche Hände erinnerten, sammelten dann die Bruchstücke zu einem beständig größer werdenden Haufen auf dem Rücken des Dings.
    Aber war das wirklich ein Tier? Obgleich dies Jimmys erster Eindruck gewesen war, dachte er nun anders darüber. Das Ding legte ein Verhalten an den Tag, das auf eine ziemlich hohe Intelligenz schließen ließ; und Jimmy konnte sich nicht erklären, warum ein reines Instinktwesen die Trümmer seines

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