Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
begeistert ausgefallen, dass er künftig lieber Zurückhaltung übte.
    Für seinen Geheimcode allerdings war die Sache bestens geeignet, besonders wenn er das Ganze gut kaschierte. Für den Aufbau seiner 50-Digit-Zahl erstellte O'Toole zunächst eine Sequenz von 41 Digits aus der Summe der ersten zwei Digits des entsprechenden Glieds der besonderen quadrierten Primsequenz, beginnend bei 41. Also ergab sich als erster Digit die »5«, die »41«, bedeutete, darauf folgte »7« für »43«, »1« für »47« (4 + 7=11, kappe die »1«), »8« für »53« usw. Als nächstes streute O'Toole die Ziffern der zwei Geburtstage vermittels einer umgekehrten Fibonacci-Sequenz ein (31, 21,13, 8, 5, 3, 2,1,1), um die Platzierung der neun Geburtstagszahlen innerhalb der korrekten Reihung von einundvierzig Digits zu bestimmen.
    Es war nicht leicht, sich die Sequenz ins Gedächtnis einzuprägen, aber O'Toole wollte sie auch nicht notieren und bis zum Augenblick der Bombenaktivierung mit sich herumtragen. Und wenn er seinen Code schriftlich festhielt, konnte jeder ob mit oder ohne seine Erlaubnis - ihn benutzen, und damit würde er sich selbst der Möglichkeit berauben, sich doch noch anders zu entscheiden. Nachdem er sich die Zahlensequenz eingeprägt hatte, vernichtete O'Toole sämtliche Zahlenspielchen. Dann begab er sich in den Speiseraum, um mit den anderen Kosmonauten zu frühstücken.
    »Hier ist die Kopie meines Codes für Sie, Francesca, und eine für Sie, Irina, und die letzte geht an Hiro Yamanaka. Tut mir leid, Janos«, sagte Admiral Heilmann mit einem breiten Lächeln, »aber damit habe ich alle meine Kullerchen verschossen. Vielleicht erlaubt Ihnen General OToole, dass Sie seinen Code in eine der Bomben ...«
    »Ach, das geht schon in Ordnung, Herr Admiral«, sagte Janos sarkastisch. »Es gibt ein paar Privilegien im Leben, auf die ich für meine Person gern verzichte.«
    Heilmann zog eine große Show bei der Aktivierung der Atombomben ab. Er hatte zahlreiche Kopien seiner 50-Digits-Zahl ausdrucken lassen und mit enormem Vergnügen den anderen Kosmonauten erklärt, wie raffiniert er bei seiner Verschlüsselung vorgegangen war. Und nun gestattete er mit für ihn ganz untypischem Geschick als Showmaster auch dem Rest der Besatzung die Teilnahme an der Prozedur.
    Francesca war begeistert. Das war eindeutig erstklassige TV-Show. Der Gedanke schoss OToole durch den Kopf, dass Francesca womöglich Heilmann diese ganze Inszenierung nahegelegt hatte, aber er hielt sich dabei nicht weiter auf. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, darüber verblüfft zu sein, wie ruhig er auf einmal geworden war. Nach der langen und peinvollen Gewissenserforschung sah es jetzt so aus, als werde er - von Skrupeln frei - bedenkenlos eben einfach seine Pflicht tun.
    Admiral Heilmann geriet bei der Eingabe seines Codes durcheinander (er gab sogar zu, dass er nervös sei) und wusste nicht mehr genau, wo er in seiner Zahlenreihe stehengeblieben war. Die Systemtechniker hatten mit dieser Eventualität gerechnet und direkt über den numerischen Keyboards an der Flanke der Bombe je ein rotes und grünes Lämpchen installiert. Nach jedem zehnten Digit flammte eines der Lämpchen auf und zeigte an, ob die eingegebene Zehnerzahl jeweils exakt dem gespeicherten Code entsprach oder nicht. Der Sicherheitsrat hatte zwar Bedenken geäußert, dass dieses »Extra« die Systemsicherheit gefährden werde (es würde viel einfacher sein, fünf Reihen zu zehn Digits zu erschließen als eine fortlaufende Fünfzigerserie), aber bei wiederholten Mensch-Maschine-Tests vor dem Start hatte es sich gezeigt, dass diese Signallämpchen nötig waren.
    Als er am Ende seiner zweiten Zehnerreihe von Digits angelangt war, blitzte Heilmann das böse rote Licht entgegen. »Da muss ich was falsch gemacht haben«, sagte er, sichtlich verlegen.
    »Lauter!«, rief Francesca von ihrer Kameraposition aus. Sie hatte sich den Bildausschnitt vorher säuberlich zurechtgelegt, sodass sie bei der Zeremonie sowohl die Atombomben wie auch ihre Transportschalen im Bild haben würde.
    »Ich habe mich vertan!«, verkündete Admiral Heilmann der Welt. »Der ganze Lärm da bringt mich ganz durcheinander. Ich brauche dreißig Minuten, bevor ich nochmal anfangen kann.«
    Nachdem Heilmann schließlich erfolgreich seinen Code eingegeben hatte, steuerte Dr. Brown den Aktivierungscode bei der zweiten Bombe bei. Er wirkte dabei fast, als langweile ihn das alles; jedenfalls war aus der Art, wie er die

Weitere Kostenlose Bücher