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Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Tastatur bediente, keine Spur von Emotion zu erkennen. Irina Turgenjewa aktivierte die dritte Bombe. Dabei gab sie einen kurzen, aber leidenschaftlichen Kommentar ab, in dem sie ihrer Überzeugung Ausdruck verlieh, dass die Vernichtung Ramas absolut unumgängliche Notwendigkeit sei.
    Weder Hiro Yamanaka noch Francesca Sabatini äußerten irgendetwas. Francesca allerdings beeindruckte die Restbesatzung, als sie die ersten dreißig Digits aus dem Kopf eingab. Unter der Voraussetzung, dass sie Heilmanns Ziffernkombination erst vor knapp einer Stunde zu Gesicht bekommen hatte und seitdem nie länger als zwei Minuten allein gewesen war, war ihre Leistung durchaus beachtlich.
    Dann war General O'Toole an der Reihe. Freundlich lächelnd trat er an die erste Bombe. Die übrigen Kosmonauten klatschten Beifall, um einerseits dem Respekt für ihn Ausdruck zu verleihen, andererseits zu erkennen zu geben, dass sie von seinen Entscheidungsproblemen wussten. Er bat alle ringsum, still zu sein, weil er seine ganze Zahlensequenz nur im Gedächtnis gespeichert habe. Dann gab O'Toole die erste Zehnerreihe ein.
    Als das grüne Licht aufflammte, zögerte er für eine Sekunde. Und in diesem Moment stieß blitzscharf die Erinnerung an eines der Fresken im Obergeschoss der Sankt-Michaels-Kapelle in Rom in ihm nach oben. Ein junger Mann in einer blauen Kutte, die Augen zum Himmel gerichtet, stand auf den Stufen des Vittorio-Emmanuele-Denkmals und predigte einer hingebungsvollen Menge. Und General OToole hörte eine Stimme laut und deutlich. Und die Stimme sagte: Nein!
    Der General wirbelte erregt auf dem Absatz herum. »Hat hier einer was gesagt?« Er stierte die anderen an. Sie schüttelten den Kopf. OToole wandte sich ziemlich benommen der Bombe zu. Er versuchte sich an die zweite Zehnerreihe seines Codes zu erinnern. Es nutzte nichts. Sein Herz hämmerte wie wild. In seinem Kopf dröhnte immer wieder die Frage: Was war das für eine Stimme? Seme Bereitschaft, seine Pflicht zu tun, hatte sich in Nichts aufgelöst.
    Michael OToole holte tief Luft, wandte sich erneut um und begann quer durch den weiten Bombenschacht zu gehen. Als er an seinen wie betäubt dastehenden Kameraden vorbeikam, hörte er fern Admiral Heilmann brüllen: »Ja, was machen Sie denn da?«
    »Ich begebe mich in meine Kabine«, antwortete OToole, ohne seine Schritte zu verlangsamen. »Ja, werden Sie denn die Bomben nicht aktivieren?«, fragte Dr. Brown weit hinter ihm. »Nein«, antwortete General OToole. »Jedenfalls nicht jetzt.«

56 Erfüllung eines Gebets
    Den restlichen Tag verbrachte General OToole in seinem Quartier. Eine Stunde nach seiner Weigerung, den Code einzugeben, schaute Heilmann bei ihm vorbei, und nach einigem belanglosem Gerede (der Admiral beherrschte diese Kunst scheußlich schlecht), stellte er die allentscheidende Frage.
    »Sind Sie jetzt bereit, die Aktivierung fortzusetzen?« OToole schüttelte den Kopf. »Heute früh dachte ich noch, ich könnte es, Otto, aber...« Er brauchte weiter nichts zu sagen.
    Heilmann erhob sich. »Ich habe Yamanaka befohlen, die ersten zwei Waffen in den Transporttunnel in Rama zu bringen. Bis Mittag sind sie dort, falls Sie Ihren Entschluss ändern sollten. Die restlichen drei bleiben vorläufig im Bombenschacht.« Er starrte OToole sekundenlang an. »Ich hoffe, Sie kommen zur Vernunft, Michael, und zwar bald. Wir haben bereits den größten Ärger mit dem Hauptquartier.«
    Als zwei Stunden später Francesca nebst Kamera sich bei ihm einfand, ergab sich aus ihrer Wortwahl ziemlich deutlich, dass die Meinung zumindest der restlichen Kosmonauten über den General die war, dass OToole an einer akuten nervösen Überreizung leide. Er war nicht trotzig. Er gab keine Erklärung ab. Keiner von der Restbesatzung hätte das eine wie das andere tolerieren können, weil es sie alle sozusagen durch Gruppenhaftung in ein schlechtes Licht rückte. Nein, es war eindeutig etwas mit seinen Nerven nicht in Ordnung.
    »Ich habe ihnen allen gesagt, sie sollen Sie nicht belästigen«, sagte Francesca voll Mitgefühl, während sie sich umsah und ihr Kamerahirn bereits die Bildausschnitte für das bevorstehende Interview festlegte. »Die Anrufe prasseln nur so herein, besonders seitdem das Band von heut morgen drunten angekommen ist.« Sie trat an sein Terminal, machte im Kopf eine Liste der dort befindlichen Gegenstande. »Ist dies Michele da Siena?« Sie deutete auf die Statuette.
    OToole brachte ein blasses Lächeln zustande. »Ja. Und

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