Rendezvous um Mitternacht
Sie dorthin gezogen.«
Steven sah Gil an. »Ich bin wohl noch verwirrt – ich verstehe kein Wort.«
»Das geht nicht nur Ihnen so«, warf Gil lächelnd ein.
»Man könnte auch sagen, dass Sie das Gefühl hatten, Ihren Körper zu verlassen«, erläuterte ich.
Darauf nickte er. »Ja. Das beschreibt sehr gut, was ich erlebt habe. Wie ein Luftballon. Ich fühlte mich wie ein Luftballon, der davontreibt.«
»Genau. Hier, nehmen Sie einen Schluck Wasser.«
Er trank und sah dann auf seine Füße, die von Gilley enthusiastisch massiert wurden. »Gilley«, sagte er mit einer matten Handbewegung. »Das ist sehr angenehm, aber ich glaube, Sie können jetzt aufhören.«
Gil wurde ein wenig rot. »Ich tu nur, was nötig ist.«
Ein paar Augenblicke später sagte Steven: »Gut. Mir ist nicht mehr übel. Woher kam denn die Übelkeit?«
»Das weiß niemand so recht. Aber den meisten Leuten, die solch ein Erlebnis hatten, ging es hinterher so.«
»Kann das noch mal passieren?«, wollte er wissen.
»Es gibt einen Trick, den man versuchen kann, wenn diese durchdringende Kälte über einen kommt. Stellen Sie sich einfach vor, Ihre Beine wären ein dicker Baumstamm und Sie hätten Wurzeln, die sich tief in den Boden ausbreiten. Das nennt man ›sich erden‹. Normalerweise kann man sich damit ziemlich gut im eigenen Körper halten.«
»Dann werde ich das von nun an tun.« Steven nahm noch einen Schluck Wasser.
»Können Sie aufstehen?«, fragte ich.
Er kam auf die Füße. »Ja. Ich fühle mich schon wieder ganz gut.«
»Sehr gut, aber ich würde sagen, Sie sollten sich trotzdem noch ein bisschen schonen.« Ich sah zu Gilley hinüber. »Komm, Gil. Diese Geschichte hat unseren ganzen Zeitplan durcheinandergebracht. Bringen wir die übrigen Fernseher in den Keller, damit wir endlich den Basistest machen können.«
Die nächste halbe Stunde verbrachten wir mit der Schlepperei, und Steven sah zu. Als wir den ersten großen Flachbildschirm nach unten brachten, kam mir die Befürchtung, der Patz dort könnte nicht ausreichen, aber dann sah ich, dass der Keller viel größer war, als ich vermutet hätte. »Wow«, sagte ich, als wir das Gerät vor der hinteren Wand abgestellt hatten. »Der ist ja riesig.«
»Mein Großvater liebte guten Wein«, sagte Steven, der uns gefolgt war. »In späteren Jahren musste er Medikamente nehmen, mit denen sich Alkohol nicht vertrug, also hat er einen großen Teil seiner Sammlung an gute Freunde abgegeben.«
Ich trat an ein Regal, in dem noch einige Flaschen lagen. »Hm, die besten hat er aber anscheinend selbst behalten.«
»Das sind Weine aus Argentinien und Deutschland. Mein Großvater wollte, dass ich mich wie zu Hause fühle, wenn ich ihn besuche.«
»Ah.« Ich legte die Flasche, die ich mir angesehen hatte, zurück und setzte die Besichtigung fort. Nicht weit von mir führten drei Stufen nach unten zu einer Tür. »Wohin führt die?«, fragte ich.
Steven trat neben mich. »Ich weiß es nicht. Vielleicht in einen anderen Vorratskeller.«
Hinter uns streckte Gilley den Rücken. »Oh, mein Kreuz«, stöhnte er. »Wie viele von den Trummdingern kommen noch?«
Steven drehte sich um und ging zur Treppe. »Drei. Aber nur zwei davon sind so schwer wie dieser.«
»Das nächste Mal bleibe ich daheim und erledige den Papierkram«, brummte Gilley, während er Steven folgte.
Ich blieb einen Moment allein zurück, noch in den Anblick der Tür vertieft. Plötzlich war mir, als hätte ich irgendwas übersehen.
»M. J.?«, rief Gilley aus der Küche.
»Ich komme!«, antwortete ich und kehrte der Tür den Rücken zu. Darum würde ich mich nach dem Basistest kümmern.
Der Test dauerte den ganzen restlichen Tag. Wir gönnten uns nur eine rasche Dosensuppe zu Mittag, dann gingen wir wieder daran, jeden Raum zu kartieren und unsere Messungen vorzunehmen. Sosehr ich dagegen protestiert hatte, Steven mitzunehmen, jetzt war ich tatsächlich dankbar für den Ausgleich zu Gilleys ständigem Gejammer. Mein Partner war sichtlich nicht für diese Art von Arbeit geschaffen. Sein idealer Job war es eben, im Wagen zu sitzen und die Messwerte zu notieren, die ich ihm über Funk durchgab.
In den Häusern, mit denen wir es gewöhnlich zu tun hatten, dauerte so ein Basistest etwa ein, zwei Stunden. Dieses »Spukschloss«, wie Gil es inzwischen nannte, hatte jedoch 37 Zimmer, den Keller nicht eingerechnet. Als wir bei den letzten Räumen im zweiten Stock waren, fing es an zu dämmern. Um mich ganz dem Test widmen zu
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