Renner & Kersting 01 - Mordsliebe
PC spielen ließ?!”
„So so, Mörtel-Müller also.” Den Namen hatte er im Zusammenhang mit Benjamin doch schon einmal gehört. Wieder einer mehr auf der langen Liste der Verdächtigen?
„Aus reiner Freundlichkeit gab der sich mit Benni bestimmt nicht ab, besonders, da sein Sohn und Benni nichts miteinander zu tun hatten, obwohl beide an unserer Schule sind. Sie gingen in verschiedene Klassen und waren ganz sicher nicht befreundet”, fügte sie verspätet hinzu.
Sie entschied, die gefundenen CDs und das Geld vorläufig nicht zu erwähnen, auch nicht, dass Benni sich in Sandras Haus aufgehalten hatte und sein zukünftiger Stiefvater Aufträge für Lembert erledigte.
„Sie haben mich mit einer Menge Arbeit versorgt. Können wir jetzt das Thema wechseln?”
Ohne ihr Einverständnis abzuwarten, hob er sein Glas und prostete ihr zu. „Auf einen erfreulichen Abend. Übrigens kennen Sie schon den Inder an der Frankfurter Straße?” Und dann tauschten sie ihre Erfahrungen über diverse Spezialitätenrestaurants aus.
16
Warum ist das Essen nicht fertig? Klatsch! Wieder setzte es eine Ohrfeige! Du bist ein unnützes, faules Ding, zu nichts zu gebrauchen. Wenn ich dich damals nicht gekriegt hätte, ginge es mir heute besser. Alles hast du kaputt gemacht. Du bist Schuld! Du ganz allein! Wieder spürte sie die rasenden Kopfschmerzen, und wieder hörte sie die schrille, schmerzende Stimme: Du bist Schuld! Du hast mir meine Zukunft versaut. Was hätte ich ohne dich aus meinem Leben machen können! Wärst du nicht gewesen, säße ich heute nicht in dieser Bruchbude. Nur deinetwegen geht es uns so schlecht. Verdammtes Balg. Mach dich endlich mal nützlich und sieh zu, dass das Essen fertig wird! Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf müsse zerspringen, und es gab nichts, das sie tun konnte. Hilflos war sie der keifenden Stimme ausgeliefert.
Helga fiel es heute Morgen schwer, sich zu konzentrieren. Sie fühlte sich unausgeschlafen und seltsam glücklich. Eine Menge verwirrender Gefühle durchströmten sie. Es war spät geworden gestern Abend, sehr spät. Sie hatte ihr Auto stehen lassen, und Klaus hatte sie nach Hause gebracht. Sie hatten in der Küche gesessen, Wein getrunken und geredet, stundenlang. Sie tauschten ihre Ansichten viel unbefangener aus als in der Schule oder in dem chinesischen Restaurant, waren viel lockerer, als sie von sich erzählten. Kersting berichtete ihr zuletzt von seiner Kindheit, den wenigen Erinnerungen an seine Mutter, der kurzen Zeit des Glücks in dem großen Haus und schließlich von dem Jahr, als er ohne Gepäck rund um den Globus gereist war. „Eine Flucht?”, hatte sie leise gefragt, in dem Bewusstsein einer möglichen Grenzverletzung. Zu ihrer Überraschung hatte er nach einem Moment des Überlegens zugestimmt. „Hm, etwas in der Art wird es wohl gewesen sein.”
Sie gab einige Geschichten aus ihrer Vergangenheit zum Besten. Im Gegensatz zu seiner Familie war das Geld bei ihnen immer knapp gewesen. Geschenke außerhalb der dafür bestimmten Feiertage hatte es nie gegeben. Sie wunderte sich heute noch, dass sie den Hass auf den ständig wiederkehrenden Spruch ihres Vaters „Das Kind muss verzichten lernen!” nicht auf diesen übertragen hatte. So hart ihre Erziehung manchmal auch gewesen war, sie hatte ihr später oft geholfen, wie sie mit etwas zwiespältigen Gefühlen zugab. Trotz ihrer humorvollen Erzählweise, entdeckte er eine Energie und Zähigkeit in ihr, die sie sich selbst nicht zugestand, weshalb seine diesbezüglichen Komplimente ihr wohl taten. Doch dann hatte er plötzlich auf die Uhr gesehen, sich für den schönen Abend bedankt und war aufgestanden. An der Tür, Helga wusste nicht mehr wie es geschehen war, lagen sie sich plötzlich in den Armen. Sie küssten einander zögernd, tastend wie Kinder, die es zum ersten Mal ausprobieren. Verwirrt hielten beide inne und schauten sich verlegen an. Für einen kurzen Moment herrschte unbehagliche Stille, dann, als er in ihren Augen nichts als Zustimmung las, umschlang er sie mit festem Griff. Der nächste Kuss wurde süß und heftig. Anschließend hatte er sie noch einmal fest in seine Arme genommen und war gegangen. Vor Verblüffung fast sprachlos, hatte sie im Flur gestanden und ihm nachgeschaut. Was Kersting betraf, wusste sie genau, dass sie schon seit langer Zeit mit keinem Mann mehr so gern zusammengewesen war wie gestern Abend mit ihm.
„Guck mal, Frau Renner, Faisal trinkt Tinte!” Sie schrak auf. Faisal
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