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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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sofort zu. Sie freute sich auf die Begegnung. Dieser Mann überraschte sie immer wieder aufs Neue. Er unterhielt sich gern über Themen, die man nicht unbedingt mit einem Polizisten in Zusammenhang bringen würde, Religion und Philosophie, Klassik, Rock und Jazz, er wusste über die jeweiligen Bestseller Bescheid und kannte sich mit exotischen Rezepten und deren Zubereitung aus.
    Vor allem aber fand Klaus Kersting sie begehrenswert. Sie hoffte sehr, dass ihm nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihre Persönlichkeit gefiel. Gerade jetzt empfand sie das Bedürfnis, dass ein Mann ihr Attraktivität bestätigte. Die letzte Auseinandersetzung mit Hans-Werner hatte sie doch mehr Selbstbewusstsein gekostet, als sie je zugeben würde. Nicht einmal sich selbst gegenüber.
    Als Kersting sie neulich vor der Wohnungstür geküsst hatte, war ihr heiß und schwindlig geworden, ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Und nun stellte sie fest, wie sehr sie es vermisste.
    Der Fahrstuhl hielt, und die Tür öffnete sich mit dem üblichen leisen Quietschen. Helga lächelte, als sie Kersting sah, und sie fühlte sich viele Jahre jünger. Freude sprudelte in ihr hoch und ließ ihr Gesicht leuchten.
    Für einen Moment verhielt er seinen Schritt und strahlte sie an. Sie gefiel ihm, wie sie da in der geöffneten Tür stand mit Jeans, einer weiten, karierten Bluse, zerzausten Haaren und nackten Füßen. Eine ganz neue Helga. Diese Seite an ihr kannte er noch nicht. Einen kurzen Augenblick starrten sie sich an.
    „Hallo, wie ist es dir ergangen?”
    „Es war ein anstrengender und obendrein erfolgloser Tag. Da wir weder Gemeinsamkeiten noch ein Motiv finden, durchleuchten wir jetzt die Vergangenheit aller Verwandten und Bekannten, die kein Alibi haben. Mit etwas Glück stoßen wir auf ein Ereignis, das zu einer Psychose geführt haben könnte, die zum Töten zwingt.”
    Sie standen im Flur und konnten die Blicke nicht voneinander lösen. Er wirkte müde, doch keineswegs niedergeschlagen. Sie spürte seine Härte. Bevor der Täter nicht gefasst war, würde er nicht aufgeben. Gleichgültig wie lange es dauerte.
    „Wollen wir hineingehen?”
    „Ich nehme an, das sollten wir. Der Flur ist zwar hübsch, aber kalt.”
    In der Küche musste er wieder über den chinesischen Lampion lachen.
    „Möchtest du etwas trinken? Ich habe Wein da und ein oder zwei Flaschen Bier.”
    „Besser nicht. Wenn ich jetzt Alkohol trinke, falle ich um.”
    „Also zuerst ein Abendessen?”
    Während sie Schnittlauch für das Kräuteromelett schnitt, aß er die restlichen Kekse auf und trank ihren Tee aus.
    „Erzähl mir etwas über Psychosen!”
    Er lehnte sich zurück und streckte die langen Beine aus. „Ich bin kein Psychiater und weiß nur das, was für solche Fälle unerlässlich ist. Wir suchen nach einem Menschen, der mit seinem Leben nicht zurechtkommt.” Er schwieg einen Augenblick, während er die Stirn in nachdenkliche Falten legte. „Verzeih, das klingt zu einfach. Es ist so, dass ein psychisch Kranker die Realität anders wahrnimmt als ein gesunder Mensch. Er sieht sie durch seinen ganz persönlichen, extremen Filter, soll heißen, er leidet unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen.”
    „Ich glaube, ich verstehe. Du meinst, in dem Moment, in dem er tötet, sieht er nicht Sandra vor sich oder Benjamin, sondern ein ganz anderes Kind. Ein Kind, das ihn einmal sehr verletzt hat, oder von dem er glaubt, verletzt worden zu sein – so sehr, dass sich eine Psychose bilden konnte.”
    Kersting brummte zustimmend. „Meistens zeigt sich diese Störung offen und unübersehbar. Aber es gibt auch Fälle, die nicht auffallen. Diese Leute sind mal Jekyll und mal Hyde, und dazwischen gibt es nichts. Sie führen nach außen hin ein ganz normales Leben. Deshalb ist es so schwierig, sie zu finden.”
    „Moment, da stimmt was nicht.” Helga, die versucht hatte, ihren Gedankengang logisch fortzuführen, war auf eine Ungereimtheit gestoßen. „So wie die Opfer da lagen, geschahen die Morde nicht allein aus Hass. Welcher Art Verletzung auch immer die Ursache der Psychose ist, es muss noch ein anderes starkes Gefühl mitspielen – außer Hass.” Leise, ohne sich ihres Gegenübers bewusst zu sein, sprach sie weiter: „Was auch geschehen ist, in dem Täter ist etwas gewachsen, das im Laufe der Zeit an Macht gewann, mehr und mehr, bis es den Sieg davontrug. Den Sieg über Vernunft, Erziehung und Verstand.”
    „Du siehst, wie weit wir in die

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