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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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Ich verstehe das nicht.«
    Klaus schwieg lange, und Helga bereute schon ihre Frage. Offensichtlich hatte sie einen wunden Punkt berührt. »Sie bekommt ein Kind und will eine junge Haushaltshilfe«, sagte er endlich.
    »Das hast du mir nie erzählt.« Helga hob ruckartig den Kopf. »Seit wann weißt du es?«
    »Seit Oktober. Ich wollte nicht darüber reden. Es hätte zu sehr nach ... nach Entschuldigung geklungen.«
    »Es ist eine Erklärung.«
    Deswegen also! Deswegen war er damals im Oktober fremdgegangen und hatte sie mit einer jungen Frau, die außerdem eine kleine Tochter besaß, betrogen. Weil sein Vater wieder Vater wurde und er, der sich sehnlichst ein eigenes Kind wünschte, mit einer Frau zusammen war, die sich dafür zu alt fühlte. Vom eigenen Vater ausgestochen, erniedrigt, beiseite geschoben. Oh ja, sie verstand ihn besser als er ahnte. Und doch würde es an ihrem Entschluss nichts ändern. Sie war dreiundvierzig, wäre vierundvierzig, wenn das Kind geboren wurde, nein, weder wollte sie dem Kind so eine alte, vom Beruf gestresste Mutter noch sich selbst ein kleines, erziehungsbedürftiges Wesen antun. So leid es ihr um Klaus tat und so schwer es ihr fallen würde, auf ihn zu verzichten, sie würde ihre Entscheidung nicht ändern. Sie kannte viel zu viele Kinder, deren Eltern den ganzen Tag genervt herumbrüllten, die ungeliebt aufwachsen mussten, oder in Liebe und Fürsorge älterer Mütter erstickten. Natürlich vermisste sie die Erfahrung von Schwangerschaft und Geburt, was sie manches Mal bedauerte, aber sie hatte sich mit ihrem Leben arrangiert. Sie war zufrieden und wenn Klaus bei ihr war, sogar glücklich. Was konnte sie vom Leben mehr verlangen?
    »Woran denkst du?«, fragte Klaus.
    »An unsere Zukunft. Gibt es eine?«
    »Das weißt du doch.« Seine Antwort klang fest und die Sicherheit in seiner Stimme beruhigte sie. Er wusste genau, was los war. Jetzt spürte sie jene Unsicherheit, die er damals gefühlt hatte, als er erfuhr, dass sein alter Herr mit zweiundsechzig noch einmal Vater wurde. Aber heute Abend wollte er entspannen, lachen und einfach glücklich sein.
    »Erzähl’ mir etwas Lustiges aus der Schule«, bat er deshalb und streichelte ihre Hand, die das Weinglas umfasst hielt.
    »Etwas Lustiges aus der Schule?« Sie dachte einen Moment nach, dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. »Wir haben neulich über verdunsten und verdampfen gesprochen, Wasser wird gasförmig, und so weiter. Ein Schüler war im Sommer an der Nordsee und meinte altklug, das sei genau der Grund, warum das Meer regelmäßig verschwindet. Es verdunstet.«
    Klaus schmunzelte. »Nun, zumindest hat er an der Nordsee einiges mitgekriegt.«
    Sie stand auf, um noch einmal in den Backofen zu schauen. Höchste Zeit, die Toastbrote herauszuholen. An einigen Stellen wurde der Käse bereits braun.
    Nach dem Essen kam sie auf seine Bitte zurück. »Was war das eigentlich für ein Gefallen, um den du mich bitten wolltest?«
    »Ach so, ja. Könntest du mit Käthe Möbel kaufen? Ich habe im Moment überhaupt keine Zeit, und allein mag ich sie nicht losschicken. Ich wüsste auch nicht wohin. Um die Bezahlung kümmere ich mich, nur wäre es nett, wenn du sie fahren und beim Aussuchen helfen würdest. Sie braucht fast alles: Wohnzimmer und Schlafzimmer komplett; eine Küche ist da, aber ein neuer Herd wäre sicher gut.«
    Kersting senior schien es offensichtlich völlig egal zu sein, was aus seiner langjährigen Haushälterin wurde. Vermutlich hatte er nur noch Augen und Ohren für seine junge Frau. Alle anderen, inklusive sein Sohn, interessierten ihn nicht. Nicht nur dem ungeborenen Kind gegenüber empfand Helga sein Verhalten als unfair. Der alte Knacker würde wahrscheinlich nicht einmal das Ende der Schullaufbahn erleben.
    »Natürlich werde ich mich um Käthe kümmern, wir haben uns gut verstanden, damals auf der Hochzeit. Ab wann ist die Wohnung gemietet?«
    »Den Schlüssel habe ich schon. Momentan sind die Maler da. Aber ich denke, die werden im Laufe der nächsten Woche fertig, und dann können die Möbel kommen.«
    »Hm, normalerweise haben auch Möbel längere Lieferfristen. Aber vielleicht finden wir ja ein paar schöne Teile bei den Sachen zum Mitnehmen. Montagnachmittag würde mir passen. Sagst du Käthe Bescheid?«
    Er schaute unbehaglich drein. »Sie hat kein eigenes Telefon. Ich hätte ihr längst ein Handy schenken sollen. Verdammt, warum habe ich daran nicht gedacht! Bei dem Alten rufe ich ungern an. Aber ...«

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