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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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meinem Boot, und zwar schnell.« Ich konnte förmlich spüren, wie er sein Gewehr auf uns gerichtet hielt. »Sie haben das letzte Mal versucht, mich reinzulegen. Beim nächsten Mal drück ich gleich ab.«
    Vorsichtig tastend verließ ich das Boot und humpelte zurück an Land. Elieshi ergriff meine Hand und führte mich, bis ich wieder trockenen Boden unter den Füßen hatte.
    »Nein, wie rührend«, sagte Maloney. »Ein richtig schönes Paar geben Sie beide ab. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Schick sehen Sie aus, mit Ihrem Verband, Mr. Astbury, richtig schick. Rüber jetzt zu den Zelten, und zwar ein bisschen plötzlich.«
    »Warum tun Sie das, Maloney?«, fragte ich und blieb dabei erstaunlich gefasst. Wahrscheinlich lag das an dem Morphium, das durch meine Venen pumpte. »Was haben wir Ihnen nur getan?«
    »Fragen Sie nicht so dumm. Sie haben mich hintergangen, alle beide. Dass Sie gegen meine Anweisung ein Flugzeug herbeiordern wollten, war ein unverzeihlicher Fehler. Schade um das Funkgerät, aber wir werden es auch so schaffen. Dass Sie mich als Wahnsinnigen abstempeln, damit kann ich leben, aber dass Sie mein Boot stehlen wollten, konnte ich nicht zulassen.«
    »Verdammt sollen Sie sein«, fluchte ich. »Ich kann nicht mehr sehen. Ist das der Dank dafür, dass ich Ihnen das Leben gerettet habe?«
    »Das hat mir zwar Respekt abgenötigt, hätte aber meine Entscheidung niemals beeinflusst. Selbst wenn Sie mir zehnmal das Leben gerettet hätten. Ich lasse niemals etwas zwischen mich und meine Beute kommen. Hat Ihnen Sixpence nicht davon erzählt?«
    Ich hörte Elieshi neben mir vor Wut schäumen. »Hören Sie doch mit Ihrem Jägergeschwätz auf, mir wird übel davon«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Dass Sie es überhaupt noch wagen, den Namen Ihres Freundes in den Mund zu nehmen! Er ist Ihretwegen gestorben, haben Sie das schon vergessen? Er hat sein Leben gegeben, um Sie aus dem Grab zu befreien, das Sie sich selbst geschaufelt haben. Sie sollten jetzt eigentlich in diesem Erdloch liegen, nicht er.«
    »Halt dein Maul, du verfluchtes Weibsstück, halt sofort dein Maul.« Wutentbrannt kam er einige Schritte auf uns zu.
    »Sie können die Wahrheit wohl nicht vertragen, habe ich Recht?«, erwiderte sie aufmüpfig. »Ihr Rachefeldzug ist doch nichts weiter als ein riesiger Berg unterdrückter Schuldgefühle, den Sie auf ein unschuldiges Tier abwälzen wollen.«
    »Unschuldig?«, schrie er. »Unschuldig? Dieses Vieh hat meinen Freund getötet. Es hat ihn aufgeschlitzt, zerfetzt und zertrampelt, bis fast nichts mehr von ihm übrig war.« Seine Stimme drohte zu kippen. Ich sprang auf, und obwohl ich nicht genau wusste, wo er stand, versuchte ich mich ihm entgegenzustellen. Innerlich rechnete ich fest damit, von ihm zu Boden geschlagen oder wenigstens zur Seite gestoßen zu werden, doch nichts von alledem geschah. Stattdessen hörte ich ein merkwürdiges Surren, gefolgt von einem dumpfen Schmatzen. Es klang wie der Aufprall eines Pfeils.
    Maloney schrie auf. Ohne etwas zu sehen, wusste ich, was geschehen war: Egomo war zurückgekehrt.
    Nun hörte ich ihn heranrennen. Schon drang das Stöhnen und Keuchen kämpfender Menschen an mein Ohr. Schlagartig wurde mir klar, wie hilflos ich war. Ich ballte die Fäuste in grenzenloser Wut. Ich konnte das zähe Ringen vor mir förmlich mit Händen greifen, hörte das stumme Schnaufen, die Schläge, das Keuchen und hin und wieder einen unterdrückten Schmerzenslaut.
    Plötzlich endete alles, und zwar auf eine Art, wie ich sie mir schlimmer nicht hätte ausmalen können.
    »Nein, Stewart, tun Sie das nicht!«, gellte der Schrei Elieshis an mein Ohr, gefolgt von dem ohrenbetäubenden Knall einer Waffe. Ein Stöhnen wie von einem waidwunden Tier ertönte, dann hörte ich einen Körper dumpf zu Boden stürzen. Und während Elieshi einen lang gezogenen Klagelaut ausstieß, wusste ich, dass es Egomo erwischt hatte. Irgendwo vor mir musste er liegen. Benommen ging ich in die Richtung, aus der der Aufprall gekommen war.
    »Zurück, Astbury«, keuchte Maloney. »Keinen Schritt weiter.«
    Ich ignorierte ihn.
    » Ich warne Sie, Astbury, mein Gewehr ist noch immer geladen.«
    »Drücken Sie doch ab«, war alles, was ich ihm zu sagen hatte, als ich mich neben den Körper meines gefallenen Freundes kniete. Egomo hielt seine Armbrust immer noch an sich gepresst. Ich nahm seine raue Hand in die meine.
    Eine eigentümliche Wärme schien von ihr auf mich überzugehen. Sie kroch meine Arme

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