Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
Vom Netzwerk:
Chancen reinzukommen, ein großer Teil der Sicherheitskräfte wird beschäftigt sein – unten bei den Labors findet eine öffentliche Veranstaltung statt. Sie werden von der Grenze abgezogen, um sie zu bewachen.«
    Pippa reibt sich die Augen und seufzt. Meine Mutter mischt sich ein: »Wer geht zuerst rein?«
    »Die Einzelheiten müssen wir noch ausarbeiten«, sagt er. »Wir wussten nicht, ob die Widerstandsbewegung die Nachricht verbreitet hat. Wir wussten nicht, ob wir Hilfe bekommen würden.« Als er mit meiner Mutter spricht, verändert sich seine ganze Art – er wird förmlicher und auch respektvoller. Ich sehe, wie sein Blick die Tätowierung an ihrem Hals mustert, die sie als ehemalige Insassin der Grüfte kennzeichnet. Er weiß offenbar, was sie bedeutet, obwohl er nicht in Portland gelebt hat.
    »Jetzt habt ihr Hilfe«, sagt meine Mutter.
    Der Mann mit den sandfarbenen Haaren blickt über unsere Gruppe hinweg. Immer mehr Menschen kommen aus dem Wald, strömen auf die Lichtung und drängen sich im schwachen Morgenlicht zusammen. Er fährt leicht zusammen, als hätte er sie alle erst jetzt bemerkt. »Wie viele seid ihr?«, fragt er.
    Raven lächelt breit und entblößt all ihre Zähne. »Genug«, sagt sie.

hana
    D
as Haus der Hargroves ist hell erleuchtet. Es kommt mir vor wie ein riesiges, gestrandetes weißes Schiff, als unser Auto in die Einfahrt biegt. In jedem einzelnen Fenster brennt eine Lampe; die Bäume im Garten sind mit winzigen weißen Lichtern behängt und auch das Dach wird davon gekrönt.
    Natürlich geht es bei den Lichtern nicht um die Feier. Es geht um den Ausdruck von Macht. Wir haben, kontrollieren, besitzen und verschwenden sogar – und andere verkümmern in der Dunkelheit, schwitzen im Sommer, werden frieren, sobald sich das Wetter ändert.
    »Ist das nicht wunderschön, Hana?«, fragt meine Mutter, als Diener in schwarzen Anzügen aus der Dunkelheit auftauchen und die Autotür öffnen. Sie treten zurück und warten mit gefalteten Händen auf uns – respektvoll, ehrerbietig, schweigend. Das ist wahrscheinlich Freds Werk. Ich muss daran denken, wie sich seine Finger um meine Kehle geschlossen haben. Du wirst trotzdem lernen, Sitz zu machen, wenn ich es dir befehle …
    Und an Cassandras tonlose Stimme, die dumpfe Resignation in ihrem Blick. Er hat Katzen vergiftet, als er klein war. Er sah ihnen gern beim Sterben zu.
    »Wunderschön«, plappere ich ihr nach.
    Sie dreht sich stirnrunzelnd zu mir, während sie die Beine aus dem Auto schwingt. »Du bist heute so schweigsam.«
    »Müde«, sage ich.
    Die letzten anderthalb Wochen sind so schnell vergangen, dass ich mich gar nicht an einzelne Tage erinnern kann. Alles verschwimmt und wird zum konfusen Grau eines wirren Traums.
    Morgen heirate ich Fred Hargrove.
    Den ganzen Tag schon fühle ich mich, als würde ich schlafwandeln, mir dabei zusehen, wie ich mich bewege, lächele, spreche, mich anziehe, eincreme und parfümiere, die Treppe hinunter zu dem wartenden Wagen gleite und jetzt über die Steinplatten zu Freds Haustür schwebe.
    Ich sehe Hana gehen. Ich sehe Hana die Eingangshalle betreten und in der Helligkeit blinzeln. Ein Kronleuchter wirft Regenbogensplitter aus Licht an die Wände; Lampen stehen überall auf dem Dielentisch und den Bücherregalen; Kerzen brennen in massiven silbernen Kerzenleuchtern. Ich sehe, wie Hana sich dem vollen Wohnzimmer zuwendet, wo sich hundert leuchtende, aufgedunsene Gesichter nach ihr umdrehen.
    »Da ist sie!«
    »Da kommt die Braut …«
    »Und Mrs Tate.«
    Ich sehe Hana grüßen, winken und nicken, Hände schütteln und lächeln.
    »Hana! Was für ein perfektes Timing. Ich lobe gerade all deine Vorzüge.« Fred kommt lächelnd durch den Raum auf mich zu, seine Halbschuhe sinken geräuschlos in den dicken Teppich ein.
    Ich sehe Hana ihrem Beinahe-Ehemann einen Arm reichen.
    Fred beugt sich vor und flüstert: »Du siehst äußerst hübsch aus.« Und dann: »Ich hoffe, du hast dir unser Gespräch zu Herzen genommen.« Als er das sagt, kneift er mich fest in die Innenseite meines Arms. Seinen anderen Arm reicht er meiner Mutter und wir betreten den Raum, während die Menge sich für uns teilt und ein Rascheln aus Seide und Leinen ertönt. Fred führt mich durch die Menge und bleibt dann und wann stehen, um sich mit den wichtigsten Mitgliedern der Stadtverwaltung und seinen größten Gönnern zu unterhalten. Ich höre zu und lache an den richtigen Stellen, fühle mich aber weiterhin, als würde ich

Weitere Kostenlose Bücher