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Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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alle auf einmal in Bewegung. Wir rennen zwischen den Bäumen hervor, Hunderte von uns, wirbeln Matsch und Dreck auf, der Rhythmus unserer Füße ein einziger anschwellender Herzschlag. Zwei Strickleitern tauchen über der Mauer auf, dann noch zwei und dann noch mal drei – so weit, so gut.
    Der Erste aus unserer Gruppe erreicht eine Leiter, springt hoch und schwingt sich hinauf.
    In der Ferne spielt eine Kapelle einen Hochzeitsmarsch.

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    V
or dem Laborkomplex feuern die Wachen – mindestens zwanzig, die in makellosen Uniformen aufgereiht stehen – Salutschüsse ab, um anzuzeigen, dass die Zeremonie beginnen kann. Die großen Fenster des Hörsaals sind geöffnet und wir können hören, wie die Kapelle einen Hochzeitsmarsch anstimmt. Einem Großteil der Schaulustigen ist es nicht gelungen, sich in die Labors zu zwängen. Sie scharen sich draußen, hören von dort aus zu und versuchen einen Blick durch die Fenster zu erhaschen. Der Priester trägt ein Mikrofon, damit seine Stimme verstärkt wird und auch wirklich alle Menschen erreicht, sie mit seinen Worten über Perfektion und Ehre, Pflicht und Sicherheit berührt.
    In der Mitte des Raumes, direkt vor dem Podium, auf dem der Priester die Zeremonie abhalten wird, wurde eine Plattform aufgebaut. Zwei Teilnehmer, die symbolisch mit Laborkitteln bekleidet sind, helfen mir hinauf.
    Als Fred meine Hände in seine nimmt und sie auf Das Buch Psst legt, durchläuft ein leiser Seufzer den Raum, ein erleichtertes Aufatmen.
    Dafür sind wir geschaffen: Versprechen, Gelübde und Schwüre des Gehorsams.

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    A
ls ich die Leiter zur Hälfte hochgestiegen bin, geht der Alarm los. Kurz danach knallen weitere Gewehrschüsse. Die Schüsse haben nichts Koordiniertes an sich; sie explodieren in schnellem Stakkato, ohrenbetäubend nah, und dann sind wir von einer Symphonie aus Schreien, Schüssen und Sirenen ungeben. Eine Frau, die gerade rittlings oben auf der Mauer sitzt, kippt nach hinten und stürzt mit einem entsetzlichen dumpfen Schlag zu Boden. Blut quillt aus ihrer Brust.
    Nur etwa ein Zehntel unserer Gruppe hat es bisher über die Mauer geschafft. Die Luft ist plötzlich vom Rauch der Schüsse geschwängert. Leute schreien – los, halt, weiter, stehen bleiben oder ich schieße! Ich erstarre wie gelähmt auf der schwankenden Leiter – meine Hände rutschen leicht ab und es gelingt mir gerade noch, mich festzuhalten, bevor ich falle. Ich weiß nicht mehr, wie man sich bewegt. Am Kopf der Leiter säbelt ein Aufseher mit einem Messer an den Seilen.
    »Los, Lena, los!« Julian ist unter mir auf der Leiter. Er streckt den Arm aus und stößt mich an, wodurch ich ruckartig in meinen Körper zurückkehre. Ich klettere weiter hoch und ignoriere den brennenden Schmerz in meinen Handflächen. Ich will lieber auf dem Boden gegen die Aufseher kämpfen, wo wir eine Chance haben – alles ist besser, als hier oben ausgeliefert zu hängen wie ein Fisch an der Angel.
    Die Leiter wackelt. Der Aufseher bearbeitet sie immer noch fieberhaft mit seinem Messer. Er ist jung und er kommt mir irgendwie bekannt vor, und seine blonden Haare kleben an seiner verschwitzten Stirn. Beast hat es gerade bis zum Kopf der Mauer geschafft. Ein Knacken ertönt und ein leiser Schrei, als er seinen Ellbogen gegen die Nase des Aufsehers rammt.
    Der Rest geht ganz schnell: Beast umfasst das Messer des Mannes mit der Faust und stößt zu; der Aufseher sackt mit leeren Augen zusammen und Beast hievt ihn rüde über die Mauer, als wäre er ein Müllsack. Auch er kommt mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Erst jetzt erkenne ich in ihm einen Jungen von der Joffrey-Schule, jemand, mit dem sich Hana mal am Strand unterhalten hat. In meinem Alter – wir hatten am selben Tag unsere Evaluierung.
    Jetzt ist keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Ich ziehe mich noch zweimal kräftig hoch, dann bin ich oben auf der Mauer. Ich lege mich flach auf den Bauch und versuche mich so klein wie möglich zu machen. Kompakt. An der Innenseite der Mauer sind überall Gerüste aufgebaut, die noch vom Bau übrig sind. Nur ein paar Abschnitte des steinernen Simses, das für die Patrouillen gedacht ist, sind fertiggestellt: Dort herrscht ein Durcheinander aus Leuten – kämpfende Menschen, ineinander verschlungen, die versuchen, die Oberhand zu gewinnen.
    Pippa kämpft sich rechts von mir verbissen die Leiter herauf. Tack kauert auf dem Gerüst; er gibt ihr Deckung, schwingt ein Gewehr hin und her und schießt auf Wachen, die

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