Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Schachtel vom China-Imbiss hoch, sah hinein und ließ sie angeekelt wieder fallen. Der Inhalt der Schachtel war pelzig und grün überwuchert. Hektisch wischte er sich die Finger an der Jeans ab.
„Was wird das hier? Ein Biolabor? Willst du Kampfmittel züchten? Ich glaube, es ist dir gelungen!“
„Was willst du?“, fragte Tyler nur gelangweilt.
„Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mir helfen könntest. Aber so wie es aussieht, brauchst du viel dringender Hilfe.“ Damit lief er die Treppe hinunter in die Küche. So viel anders sah es hier auch nicht aus. Wie auch. Peg, Tylers Mom, war so gut wie nie zuhause. Und wenn sie da war, hatte sie nicht unbedingt Hausarbeit im Kopf.
Im Schrank suchte er nach Müllsäcken, in einer Schublade fand er Gummihandschuhe. Dann suchte er noch eine leere Kiste. Wieder in Tylers Zimmer begann Ryan, systematisch den Müll aufzuklauben.
„Los hoch“, befahl er Tyler, der sich keinen Zentimeter gerührt hatte. „Du sammelst sämtliche Flaschen und Geschirr zusammen. Nimm die Kiste dafür. Und deine Drecksklamotten schmeißen wir erst mal vor die Tür.“
Tyler verschränkte die Arme vor der Brust. „Mir gefällt es so.“
Ryan ließ sich nicht stören, stopfte weitere Pizzakartons in seinen Müllsack.
„Tu, was ich dir sage. Los, keine Wiederrede!“, forderte er im schönsten Kommandoton. Und Tyler erhob sich. Reckte sich übertrieben und sammelte eine Flasche auf. Dann noch eine. Ryan war zufrieden. „Dahinten sind noch mehr. Weiter. Los, los“, trieb er ihn an.
Nach geschlagenen drei Stunden, fünf Müllsäcken und zwei Kisten mit Flaschen waren sie fertig. Vorerst. Das Schlimmste war erledigt. Ryan zog sein verschwitztes Shirt über den Kopf und wischte sich damit den Schweiß vom Gesicht.
„Wenn wir schon mal dabei sind, dann kann die gammelige Bettwäsche auch noch runter.“ Er winkte Tyler zu sich, der am Schreibtisch lehnte und aus einer Flasche trank. Wasser, wie er erleichtert feststellte. Die vielen leeren Wodkaflaschen, die er hier gefunden hatte, machten ihm Angst.
„Du holst frische Wäsche, ich zieh schon mal alles ab.“
Draußen auf dem Flur schnappte er sich noch einen Armvoll Klamotten und schleppte alles in die Waschküche. Dort stopfte er das Ganze kurzerhand in die Maschine.
Als das große Bett endlich wieder frisch bezogen war, ließ Ryan sich einfach drauf fallen. „So“, erklärte er zufrieden und stopfte sich ein Kissen in den Rücken. „Jetzt kann ich es hier aushalten.“
„Verrätst du mir endlich, was du von mir willst?“ Tyler hockte wieder auf dem Sitzsack und gähnte demonstrativ gelangweilt.
„Oh ja! Ich hätte es beinah vergessen.“ Er hob den Hintern etwas an und zog seine Liste aus der Hosentasche. „Es geht um die Teile, die mir fehlen. Hast du eine Idee, wo ich günstig an sie rankomme? Bei einem Händler brauch’ ich gar nicht anfragen, die Preise kann ich mir nicht leisten“, erklärte er sein Anliegen.
Tyler sagte erst einmal gar nichts. Nahm die Liste an sich, überflog sie kurz. „Victor“, meinte er dann. „Von Classic Cars.“ Er sah seinen Blick und kam seiner Frage zuvor. „Nein. Ich kümmere mich nicht darum.“
Neun
„Danke Onkel Phil.“ Ryan schlug die Autotür zu und sah noch einmal durchs halb geöffnete Fenster hinein. „Äh, weißt du … wegen der Bezahlung …“ Er setzte eine zerknirschte Miene auf und zog das Futter seiner Jeans heraus. Ein paar einzelne Dollarscheine und ein verwaschenes Papiertuch fielen heraus. Schnell sammelte er alles wieder auf.
Onkel Phil lachte dröhnend. „Lass deine Kröten mal stecken! Ich hätte da eine Werkstatt, die dringend aufgeräumt werden muss. Wie wäre es damit?“
„Mach ich. Versprochen.“
Der Transporter brauste davon. Ryan sah ihm nach. Guter Onkel Phil.
In der Malerwerkstatt hatte er sich heute Morgen schon bedienen können.
Er drehte sich um und sah zu Tylers Fenster hoch. Ihm war etwas mulmig.
Wie würde Tyler reagieren, wenn er gleich dort oben aufkreuzte? Mit Farbeimern bewaffnet. Und Pinseln und Abdeckfolie. Wahrscheinlich wie immer. Fluchend. Murrend. Und dann – großes Schweigen.
Es war echt zum Haare raufen. Vorgestern hatte er mit ihm diesen Saustall aufgeräumt. Na ja, ihn wohl eher dazu gezwungen. Dafür hatte Tyler sich gestern nicht ein einziges Mal in der Werkstatt blicken lassen. Nur laute Bässe waren durch die Decke gedrungen.
Ryan seufzte und schnappte sich die Eimer. Sie enthielten schon fertig
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