Resident Evil - Sammelband 01 - Die Geburt des Boesen
überdachten Fußweg, ein Mosaik aus grünen Steinen, gesäumt von hohen Betonmauern. Nahe der Dachkonstruktion, die den Weg überragte, gab es in regelmäßigen Abständen schmale Öffnungen, durch die jene schwache Brise hereinwehte, die nach Kiefern duftete. Efeu rankte sich von den bogenförmigen Luken herab, wie zur Erinnerung, dass es die Welt draußen gab. Jill lief den diffus erhellten Weg entlang. Von der Karte wusste sie, dass am Ende und rechts des Pfades ein einzelner Raum lag, wahrscheinlich ein Lagerschuppen.
Sie bog um die Ecke und blieb vor einer weiteren massiv aussehenden Metalltür stehen. Jills Lächeln erlosch, als sie reflexhaft nach dem Knauf fasste – das Schlüsselloch war verstopft. Sie bückte sich und stocherte in der kleinen Öffnung herum, aber vergeblich. Jemand hatte das Loch mit Epoxydharz verplombt.
Links der Tür war eine Art Diagramm aus mattem Kupfer in den Beton eingelassen. Die flache Metallplatte wies vier sechseckige Vertiefungen auf; jede dieser faustgroßen Mulden war mit der nächsten durch eine dünne Linie verbunden. Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete Jill die darunter eingravierte Legende. Sie wünschte, sie hätte eine Taschenlampe besessen, weil sie die Worte nicht entziffern konnte. Nachdem sie eine dünne Staubschicht von den eingeprägten Buchstaben gewischt hatte, versuchte sie es noch einmal.
WENN DIE SONNE … IM WESTEN VERSINKT UND DER MOND IM OSTEN AUFGEHT, ERSCHEINEN STERNE AM HIMMEL … UND WIND STREICHT ÜBER DIE ERDE. DANN WIRD SICH DAS TOR ZU NEUEM LEBEN ÖFFNEN.
Jill blinzelte. Vier Vertiefungen …
Trents Liste! Vier Wappen und irgendwas über ein Tor zu neuem Leben – es ist ein Kombinationsmechanismus für das Schloss. Setz die vier Wappen ein, und die Tür geht auf … allerdings muss ich sie dazu erst mal finden .
Jill drückte gegen die Tür und spürte, wie ihre Hoffnung vollends schwand – nicht einmal ein Klappern ließ sich der Tür abringen, sie gab kein Quäntchen nach. Sie würden sich einen anderen Weg nach draußen suchen müssen, es sei denn, sie fanden die Wappen – was in dieser Villa allerdings Jahre dauern konnte.
In der Ferne hob ein einsames Heulen an, in das die hallenden Rufe der Hunde nahe der Villa einfielen. Die seltsamen, jaulenden Laute schnitten durch die sanfte Ruhe des Waldes. Es mussten Dutzende da draußen sein, und Jill wurde sich plötzlich bewusst, dass eine Flucht durch den Hinterausgang wahrscheinlich doch keine so gute Idee war. Sie besaß nur begrenzte Munition für ihre Pistole und hatte keine Zweifel, dass noch mehr Schauergestalten durch die Gänge streiften, in gieriger, geistloser Lautlosigkeit umhertappten auf der Suche nach ihrem nächsten grausigen Mahl …
Sie seufzte schwer und machte sich auf, um ins Haus zurückzukehren. Schon unterwegs fürchtete sie den kalten Gestank des Todes und bereitete sich auf die Gefahren vor, die dort drinnen hinter jeder Ecke lauern mochten.
Das S.T.A.R.S.-Team saß in der Falle.
Chris war sich im Klaren darüber, dass er sparsam mit seiner Munition umgehen musste. Nachdem er Rebecca verlassen hatte, rannte er deshalb so schnell er konnte den düsteren Korridor entlang. Seine Stiefel hämmerten auf dem Holzboden.
Nach wie vor waren es nur drei der Kreaturen. Sie hielten sich nahe der Treppe auf. Problemlos wich er ihnen aus, spurtete den Gang hinunter und um die Ecke. Als er die Tür, die in den anderen Flur führte, erreichte, drehte er sich um und nahm die klassische Schießhaltung ein, stützte die Waffenhand am Gelenk, legte den Finger um den Abzug.
Einer nach dem anderen kamen die Zombies, ächzend und stolpernd, um die Ecke gewankt. Chris nahm sie sorgfältig ins Visier, atmete gleichmäßig, konzentrierte sich …
Er drückte ab, jagte dem ersten Wesen zwei Kugeln durch die brandige Nase. Ohne innezuhalten setzte er dem nächsten Zombie die dritte Kugel mitten in die Stirn. Flüssigkeit und weiches Gewebe sprühten hinter ihnen an die Wand, während die Kugeln ins Holz schlugen.
Als die beiden Getroffenen zu Boden sanken, nahm Chris das dritte Wesen aufs Korn. Zwei weitere gedämpfte Explosionen, und die Stirn des Zombies dellte sich nach innen. Die Kreatur fiel um wie der Sack voll Knochen, der sie letztlich auch war.
Chris senkte die Beretta und empfand einen Anflug von Stolz. Er war ein erstklassiger Schütze, hatte sogar ein paar Auszeichnungen, die dies bewiesen – aber es tat trotzdem gut zu sehen, wozu er fähig war, wenn ihm
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