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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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waren und ich mich keine zehn Zentimeter von der Hauswand entfernt auf dem kurzen, braunen Rasen unter meinem Fenster wiederfand.
    Puh, das war ganz schön knapp. Dabei hatte ich extra zwei Schritte mehr gemacht. Ob die Entfernungen in der Unterwelt auch verzerrt waren?
    Einen Moment lang grübelte ich über die möglichen Folgen dieser Entdeckung nach, doch die Zeit drängte. Ich musste zu Nash. Hastig wischte ich die letzten Pflanzensplitter von meiner Jeans, die sich erstaunlicherweise nicht mit dem Rest der Unterwelt in Luft aufgelöst hatten, und lief los. Der Rest würde schon von selbst runterfallen.
    Normalerweise war ich nachts nicht gerne alleine auf der Straße, aber nach ein paar Minuten in der Unterwelt, in denen ich von einem raschelnden Wesen in einem Feld voll messerscharfem Getreide verfolgt worden war, erschien mir die Nacht plötzlich richtig einladend.
    Als ich bei Nash ankam, war ich völlig außer Atem. Er war gerade dabei, mit Todd und Emma ins Auto zu steigen. „Wollt ihr etwa ohne mich los?“ Ich stützte die Hände auf die Knie und rang nach Luft.
    „Kaylee! Um Gottes willen, du hast mich zu Tode erschreckt!“, rief Emma laut genug, um die halbe Nachbarschaft aufzuwecken.
    „Natürlich nicht.“ Nash hauchte mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Nasenspitze, eine Geste, die seine Erleichterung zum Ausdruck brachte. „Wir wollten dich gerade suchen.“Ich schlang die Arme um seine Hüfte und drückte mich fest an ihn. „Ich bin doch höchstens ein, zwei Minuten …“ Mein Blick fiel auf meine Armbanduhr, und mir stockte schier der Atem. Es war schon fast halb eins! Um fünf vor zwölf hatte ich die Welten gewechselt und garantiert nicht mehr als fünf Minuten in der Unterwelt verbracht. Von meinem Haus zu Nash konnte ich höchstens zehn Minuten gebraucht haben.
    Wo waren die restlichen Minuten geblieben …
    Ich bekam vor Angst ganz weiche Knie, und die Jungs schienen zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung war.
    „Wie bist du aus dem Haus gekommen?“, fragte Todd misstrauisch.
    Ich senkte den Kopf. „Dad ist im Wohnzimmer eingeschlafen. Ich hatte keine andere Wahl.“
    „Also bist du rübergegangen.“ Nashs Stimme klang so tief und drohend, dass ich es mit der Angst zu tun bekam. Er packte mich an den Schultern und schob mich auf Armeslänge von sich. „Tu das nie wieder! Hörst du?“
    Wütend riss ich mich los. „Wie willst du dann Addys Seele zurückholen, wenn wir nicht rübergehen!“, rief ich.
    „Rübergehen?“ Emma sah mich ratlos an. „Wohin?“
    „Ich meine alleine“, erklärte Nash, ohne auf Emmas Frage einzugehen. „Mach es nie alleine, Kaylee. Du hast ja keine Ahnung, was dort alles herumläuft.“
    „Was wo herumläuft?“ Emma stemmte entrüstet die Hände in die Hüften.
    „Na ja, jetzt habe ich zumindest eine leise Ahnung“, antwortete ich. Dann schlüpfte ich auf den Beifahrersitz und bedeutete Emma, hinter dem Steuer Platz zu nehmen. Die Jungs krabbelten widerwillig auf den Rücksitz.
    „Was ist passiert?“ Nash hatte sich wieder beruhigt. „Hastdu etwas gesehen?“
    Ich drehte mich um und lächelte ihn beruhigend an. Seinen Kommandoton konnte ich gar nicht leiden, aber er sorgte sich nun mal um mich. „Nur ein Feld mit komischem Getreide, in dem sich etwas herumgeschlängelt hat.“
    „Eidechsen“, antwortete Todd. Emma hatte ihn ganz offensichtlich nicht gehört, und ich schloss aus seinem scharfen Ton, dass es sich hier nicht um normale Eidechsen handelte.
    Ich warf Nash einen fragenden Blick zu, doch er schüttelte nur wortlos den Kopf. Wir würden später darüber reden, nachdem wir Emma zu Hause abgesetzt hatten – oder sie sich vielmehr selbst abgesetzt hatte.
    Als wir vor ihrem Haus anhielten, umarmte sie mich kurz und wünschte mir Glück, was auch immer wir vorhatten. Es wurmte sie immer noch, dass wir ihr nicht alles gesagt hatten.
    Ich drückte sie zum Dank ganz fest und hoffte inständig, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir uns sahen. Ich wollte nicht in der Unterwelt sterben – und auch nirgendwo anders, um genau zu sein. Zumindest jetzt noch nicht.
    Nachdem wir uns verabschiedet hatten, übernahm ich das Steuer, und Nash krabbelte auf den Beifahrersitz.
    „Die Zeit vergeht in der Unterwelt also langsamer“, sagte ich, als ich aus der Ausfahrt fuhr. „Das hätte ich gerne vorher gewusst.“
    „Wir hätten es dir ja gesagt, wenn wir gewusst hätten, dass du rübergehst“, antwortete Todd sachlich. „Auch, dass

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