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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Dingen gegenüber anders gegenübertreten würden, wäre unsere Lebensweise nicht zu verwirklichen. Die Beziehungen zwischen Erwachsenen beginnen entweder aus Zufall oder aus Absicht, aber immer mit der Gewißheit, daß …«
    »Halt, da komme ich nicht mehr mit!« protestierte Lea. »Ich habe den Verdacht, daß Sie etwas vor mir verheimlichen wollen! Seien Sie doch endlich genauer – bringen Sie einfach zwei dieser hypothetischen Menschen zusammen und beschreiben Sie mir, was sich zwischen ihnen abspielt.«
    Brion holte tief Luft, bevor er weitersprach. »Gut – nehmen wir also einen Junggesellen wie mich. Da ich gern Wintersport betreibe, wohne ich meistens in dem großen Haus im Gebirge, das unserer Familie gehört. Im Sommer hüte ich unser Vieh, aber wenn der erste Schnee fällt, habe ich wieder viel Zeit für mich allein. Früher war ich viel beim Skifahren und habe mich auf die Spiele vorbereitet. Manchmal stattete ich auch Freunden einen Besuch ab. Andere besuchten mich, wenn sie zufällig vorbeikamen. Wir haben nicht einmal Schlösser an unseren Haustüren. Gastfreundschaft wird ohne viel zu fragen gewährt. Jeder Besucher ist willkommen – männlich, weiblich, in Gruppen oder allein.«
    »Aha, jetzt beginne ich klarzusehen. Für ein alleinstehendes Mädchen muß das Leben auf Ihrem Eisbergplaneten ziemlich langweilig sein.«
    »Aber nur dann, wenn sie es nicht anders will. Sonst kann sie überall hingehen, wo es ihr Spaß macht, und wird immer als Einzelmensch respektiert werden. Ich nehme an, daß die Leute auf der Erde darüber lachen würden – aber auf Anvhar gibt es durchaus noch platonische Freundschaften zwischen Männern und Frauen.«
    »Das klingt reichlich eintönig. Wenn die Menschen auf Anvhar alle so kalt und leidenschaftslos sind, woher kommen dann die Kinder?«
    Brion spürte, daß er rote Ohren bekam, weil er nicht genau wußte, ob Lea sich über ihn lustig machte. »Genau daher, wo sie überall anders herkommen! Aber bei uns ist das eben nicht ein zwangsläufiger Vorgang. Bei uns muß die Frau zu erkennen geben, ob sie an einer Heirat interessiert ist.«
    »Ist das alles, wofür sich die Mädchen bei Ihnen interessieren?«
    »Heirat … oder etwas anderes. Von dieser zweiten Möglichkeit wird oft Gebrauch gemacht, weil sie als einzige die Gewähr bietet, daß das Mädchen einen Mann heiratet, mit dem sie später auch Kinder haben kann.«
    Lea riß erstaunt die Augen auf. »Wollen Sie damit etwa sagen, daß die Mädchen sich von der Zeugungsfähigkeit des Mannes überzeugen, bevor sie ihn heiraten?«
    »Natürlich. Sonst wäre Anvhar wahrscheinlich schon längst ohne Bevölkerung. Deshalb entscheidet die Frau und trifft ihre Wahl. Wenn sie sich für einen Mann interessiert, dann gibt sie es zu erkennen. Wenn sie nichts sagt, würde der Mann nicht im Traum daran denken, seinerseits sein Interesse zu bekunden. So ist es eben auf Anvhar – und wir sind alle mit dieser Regelung zufrieden.«
    »Auf der Erde ist es genau umgekehrt«, berichtete Lea. »Die Frau hat geduldig zu warten, bis es einem Mann einfällt, sie begehrenswert zu finden. Als Mädchen muß man wirklich auf Draht sein, damit man nicht unversehens hereinfällt.«
    » Was muß man sein?«
    »Nur ein komischer Ausdruck, Brion. Er bedeutet, daß man sich vorsehen muß, um nicht unter die Räder zu kommen.«
    »Das klingt ziemlich …« Brion suchte ein anderes Wort, fand aber keines, »abstoßend.«
    »Von Ihrem Standpunkt aus kann es so wirken. Wir haben uns schon so daran gewöhnt, daß wir es normal finden. Soziologisch gesehen …« Lea machte eine Pause und starrte Brion an. Ihre Lippen formten ein unausgesprochenes Oh!
    »Ich möchte nichts sagen – äh – ich wollte nichts sagen, was mißverstanden werden …«, stotterte Brion unbeholfen.
    »Aber ich verstehe doch alles!« Sie lachte. »Ich dachte die ganze Zeit über, du seist auch so eine Art Eisberg, während du in Wirklichkeit ausgesprochen nett warst. Du hast eben das Spiel nach den Regeln gespielt, die auf Anvhar gelten. Ich hätte die Initiative ergreifen müssen. Wahrscheinlich wären wir noch nicht weiter, wenn du nicht früher als ich eingesehen hättest, daß wir irgendwie nicht von den gleichen Voraussetzungen ausgingen. Und ich dachte, du seist ein hochmütiger Frauenhasser.« Lea streckte die Hand aus und fuhr Brion damit durch das Haar.
    »Ich konnte aber nicht anders«, erklärte er ihr. »Mir wäre es einfach unmöglich erschienen, dir meine

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