Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
sich gewohnheitsgemäß über das Kinn, fand jedoch den geliebten
Bart nicht vor. »Oder hat die Sache einen Haken?«
»Es gibt so einige Dinge, die merkwürdigerweise vom Nexus nicht unterbunden
werden«, erwiderte Taisho nachdenklich und ließ zwei der Perlen über
seine Handfläche rollen. »Vielleicht wird Derartiges einfach nicht
wichtig genommen … Wir wissen es nicht. Jedenfalls müssen wir vorsichtig
sein mit der Verbreitung dieses Mittels. Stünde es jedem zur Verfügung,
würde das die Aufmerksamkeit des Nexus' sicher wecken. Die Hierarchieschiffe
würden die geheimen Laboratorien, die es herstellen, suchen und zerstören.«
»Wie verteilt ihr es?«, erkundigte sich Jason. »Ich hatte den
Eindruck, dass niemand, der es haben will, Probleme mit der Beschaffung hat.
Du erwähntest vorhin, es wäre als Stärkungsmittel mit Nebeneffekt
im Umlauf.«
Taisho lächelte schwach. »Richtig. Der Trick ist, dass es zwei Varianten
gibt. Owari-B ist ein kostspieliges Schmuggelgut, das in kleinen Mengen unter
das offizielle Owari-A gemischt wird, dem die Blocker fehlen. Dadurch, dass
Owari-A allgemein zugänglich ist und mit ihm das Owari-B nach dem Zufallsprinzip
in Kleinstmengen verteilt wird, wird es von verschiedenen Gruppen eingenommen,
von Hausfrauen, einfachen Arbeitern, Beamten, Raumfahrern und auch von Kräften
der Sicherheit. Auf diese Weise verwischen wir die Spuren zu den Mitgliedern
der einzelnen Widerstandsbewegungen, die Owari-B natürlich direkt erhalten.
Der Nexus würde seine eigenen Hilfstruppen auslöschen müssen,
würde er den Verdacht schöpfen, dass der Effekt, die Gedanken zu verschleiern,
beabsichtigt und keine zufällig auftretende Erscheinung ist, die man durch
eine Wechselwirkung mit anderen Medikamenten oder Umweltfaktoren erklären
kann. Dass Ihr auf Reputus ausgerechnet auf die B-Form gestoßen seid,
ist reiner Zufall. Der Angreifer war gewiss keiner von uns, sondern ein Kollaborateur,
der nicht über genug Mut verfügt ohne das Mittel.«
»Erstaunlich, dass das Zeug von verschiedenen Spezies mit unterschiedlichem
Metabolismus eingenommen werden kann«, bemerkte Jason.
»Es gibt Ausnahmen. Nicht alle Lebensformen können Pillen schlucken
oder die Substanzen vertragen. An einer Lösung wird gearbeitet.«
»Um auf den Haken zu sprechen zu kommen«, warf Shilla ein, »es
gibt tatsächlich einen.«
Jason hob eine Braue.
»Owari-B macht hochgradig süchtig«, erklärte sie knapp.
»Seid ihr verrückt?«, stieß Jason, an Taisho gewandt, hervor.
»Ihr macht eure eigenen Leute und Unbeteiligte süchtig?«
»Langsam.« Beschwichtigend hob Taisho eine Hand. »Das passiert
erst nach mehrmaliger Einnahme. Durch das Zufallsprinzip ist die Wahrscheinlichkeit
nahezu Null, dass ein Außenstehender tatsächlich davon abhängig
wird und unter den Folgeerscheinungen leiden muss. Die Mitglieder des Widerstands,
die es auf einer Mission einnehmen, sind sich des Risikos bewusst. Und nebenbei,
im Nexoversum wird niemand alt genug, um tatsächlich die Folgen ertragen
zu müssen.«
Fassungslos starrte Jason Taisho an. Dieser Fatalismus schnürte ihm die
Kehle zu. »War Crii-Logan von dem Gift abhängig?«
»Anzunehmen. Er war – vermutlich bevor er die Seiten wechselte –
an einigen gefährlichen Missionen beteiligt. Ich nehme an, diese machten
die Einnahme der Droge erforderlich. Er sprach nicht viel darüber, da er
immer ein etwas schüchterner, bescheidener Kamerad gewesen ist, der durch
Bewunderung leicht in Verlegenheit zu bringen war. Sicher mochte er auch nicht
wegen seiner Sucht bemitleidet werden.«
»Was mag ihn wohl umgedreht haben?«
Taisho schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Vielleicht das
Versprechen auf mehr Lebensjahre. Das ist es meistens.«
»Dann«, Jason sah ihn durchdringend an, »wird er all eure Geheimnisse
verraten haben, und der Nexus dürfte auch über das Owari-B informiert
sein.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Crii-Logan wäre dumm gewesen,
sich selbst der Droge zu berauben, die er so dringend benötigte. Hätte
der Nexus die Labore zerstört und das vorhandene Owari beschlagnahmt, hätte
er keinen Nachschub mehr erhalten können. Womöglich wäre er in
ein Labor gesperrt und zu einem Versuchsobjekt degradiert worden. Ich glaube
nicht, dass man ihm im Gegenzug für diese Information die Heilung garantiert
hätte und er darauf hereingefallen wäre. Und
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