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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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dazu animieren könnte, unsere Vorherrschaft anzuzweifeln
– vor allem unsere Kontrolle über den Schrein ... Oder was davon übrig
geblieben ist.«
    Da stand Schmerz im Echtauge des Priors. Uhul war angesichts der Zerstörung
– oder Verwandlung – des Schreins relativ unberührt geblieben,
aber in seinem Weltbild hatte der Schrein nie die zentrale Rolle eingenommen
wie in dem der anderen Gläubigen – und wie in dem des Priors selber.
    Der höchste Geistliche wandte sich direkt an die Ankömmlinge. Er breitete
die Arme aus und sprach mit der lauten, volltönenden Stimme, für die
er berühmt war (und um die Uhul ihn immer beneidet hatte): »Seid willkommen,
Besucher aus dem Schrein. So Ihr in Frieden gekommen seid, sollt Ihr in Frieden
empfangen werden.«
    Ein Mitglied des Volkes, das mit den Fremden gekommen war, trat vor. Es sprach
in einem seltsamen Dialekt, aber langsam und deutlich.
    »Ich verneige mich vor Euch, edler Prior. Im Namen meiner Begleiter danke
ich Euch für Eure Freundlichkeit. Wir sind in Eurer Hand.«
    Auch diese Worte hallten über den Platz. Dieser Arbito hatte ebenfalls
eine Stimme. Sie klang nicht so salbungsvoll wie die des Priors. Sie erinnerte
Uhul eher an einen Milizkommandanten.
    Doch der kurze, öffentliche Wortwechsel verfehlte seine Wirkung nicht.
Das versammelte Publikum flüsterte unter sich, und es wirkte weder bedrohlich,
noch ängstlich.
    »Die Meinung dieses Priors hat Gewicht«, murmelte Sentenza Serbald
zu. Der Camerlengo lächelte.
    »Sie werden doch niemals den Einfluss der Kirche unterschätzt haben,
mein lieber Captain?«
    »Er wird einem nicht immer bewusst.«
    Die Gruppe folgte nun dem Prior in das Innere der Gebäude.
    »Und das ist meine große Angst, Captain.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich habe Angst davor, was dieses Unglück ausgelöst hat, wer
dafür verantwortlich war und was für eine Kirche ich vorfinden werde,
wenn ich zurückkehren sollte.«
    »Werden. Wir werden zurückkehren.«
    Serbald neigte den Kopf.
    »Mir scheint, Ihr Gottvertrauen ist in diesem Falle größer als
das meine.«

    Das gigantische Raumschiff war ein Habitat. Als es in den Orbit von Sankt Salusa
einschwenkte, war es mit bloßem Auge am Himmel zu erkennen, wenn man wusste,
wo man hinschauen sollte. Die Bewohner der Welt schenkten dem Neuankömmling
keine allzu große Aufmerksamkeit. Hier war man Besucher gewohnt, auch
etwas seltsame. Fliegende Habitate waren zwar ungewöhnlich, aber dann doch
nichts, von dem man nicht schon einmal gehört hätte. Wer da angereist
war und zu welchem Zwecke, das interessierte kaum jemanden.
    Decorian interessierte es sehr wohl. Er schaute auf den zusammengesunkenen Leib
von Nica Rens, die in einer Blutlache neben ihrer Handtasche lag. Das ausdruckslose
Gesicht des Fedajin, der seine Kommandantin niedergestreckt hatte, veränderte
sich nicht, als Decorian ihm leise befahl, den Körper zu entsorgen. Rens
hatte ihre Nützlichkeit überlebt, sie war lästig geworden. Nicht
gefährlich, aber lästig, da unentwegt schnatternd und in ihrer Arbeit
Inkompetenz ausstrahlend. Leicht manipulierbar, aber nicht effektiv. Decorian
hatte genug Fedajin auf seiner Gehaltsliste, um einen zu finden, der das Problem
schnell für ihn lösen würde. Offiziell hatte Nica Rens natürlich
Decorian heldenhaft gegen einen bösen Attentäter verteidigt. Decorian
blickte auf die geschlachtete Bioplastpuppe, die den getöteten Angreifer
darstellen sollte. Ein Untersuchungsteam hatte bereits alle notwendigen Aufnahmen
gemacht. Niemand würde sein Wort anzweifeln und der neue Fedajin-Kommandant
würde dafür sorgen, dass keiner diesem tragischen Ereignis mehr Bedeutung
als notwendig beimaß. Natürlich würden die anderen Priores aufgeregt
sein und lamentieren. Decorian würde Ruhe und sichere Führungskraft
ausstrahlen und seine Position festigen. Da fiel ihm ein, er musste noch dringend
Prior Martinus versetzen ... am besten nach Hausberg III, da konnte er keinen
Schaden anrichten ...
    Der neue Fedajin-Kommandant, erinnerte sich Decorian. Seine Ernennung war eine
reine Formsache. Es gab nur noch einige wenige Widerstände zu überwinden,
so etwa der besagte Martinus, der gegen die Ankündigung Decorians, den
Anführer der Erleuchteten »in den Schoß der Kirche« wieder
aufnehmen zu wollen, Sturm gelaufen war. Viele andere Priores hatten dies als
meisterlichen diplomatischen Streich gelobt.

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