Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz
Ihre Order trugen kaiserliche Siegel. Wir wussten,
dass Joran sie anführte, aber es gab keinen Grund, dagegen vorzugehen.
Meine Güte, warum war ich nur so blind?«
»Es ist nicht Ihre Schuld, Admiral. Jorans Größenwahn war nicht
abzusehen und ist unkontrollierbar. Er hat sich mit einem sehr mächtigen
Gegner verbündet, um die Macht an sich zu reißen.«
Willis straffte sich wieder. Die Bestürzung wich aus seiner Miene und machte
einer Entschlossenheit Platz, die Sentenza noch aus früheren Zeiten von
dem Admiral bekannt war. »Joran wird seinen eigenen Vater vom Thron stürzen.«
»So sieht es aus, Admiral.«
»Wir müssen diesen Kaisersturz verhindern, Rod.« Die Betonung
des Wortes wir ließ keinen Zweifel aufkommen, wen Willis damit
meinte.
»Ich, Sir?« Sentenza machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein,
das ist völlig ausgeschlossen, ich …«
»Captain, Sie haben unsere Einladung bekommen, sonst hätten Sie nicht
Kontakt zu mir aufgenommen.«
»Ich wollte absagen, Sir.«
»Es war die Idee seiner Kaiserlichen Hoheit, Sie unter einem Vorwand herzulocken,
um in Ruhe über das zu sprechen, was Sie über Joran wissen. Und nachdem,
was sie mir eben eröffnet haben, scheint das allemal mehr zu sein, als
unsere Agenten in den letzten Monaten herausbekommen haben.« Willis beugte
sich so dicht über die Aufnahmeeinheit, dass Sentenza glaubte, jeden Moment
seine Nase plastisch durch das Display treten zu sehen. »Wir brauchen Sie,
Roderick!«
Sentenza wusste, dass er dies Sonja niemals begreiflich machen konnte. Wenn
sie erfuhr, dass er sich nach Persephone aufmachte, würde er mehr als nur
ihren bohrenden Finger auf seiner Brust spüren. Aber dagegen stand Sally
McLennanes Wunsch, die Einladung anzunehmen, um das lockere Bündnis zwischen
den Corps-Welten und dem Galaktischen Multimperium zu festigen. Und Ercilar
Thrax – der Kaiser persönlich – hat ihn zu sich bestellt. Ein
Schauer lief ihm bei dem Gedanken den Rücken hinüber.
»Ich komme«, sagte Roderick Sentenza. »Aber wir dürfen es
nicht an die große Glocke hängen. Jorans Spione würden sofort
Wind davon bekommen.«
»Ich habe bereits etwas arrangiert, Captain.«
Neu-Athen, Persephone, 68 Stunden vor Sentenzas Tod
Das Old Daddy's war Novas alte Stammkneipe. Es lag gerade einmal zwei
Blocks von ihrem Apartment entfernt. Früher war sie fast täglich nach
Dienstfrei hier eingekehrt und hatte mit einigen Kollegen des MND den einen
oder anderen Humpen gestemmt. Hier hatte sie auch Manel kennen gelernt.
Manel ... der Gedanke an ihn weckte Erinnerungen in ihr.
Er hatte die Ausbildung drei Jahre vor ihr absolviert und war ihr immer ein
Vorbild gewesen.
In der ganzen Zeit, die sie sich kannten, hatten sie nicht einen einzigen Auftrag
gemeinsam durchgeführt. Nova vermutete immer, dass Moob Krid von ihrer
Liaison wusste und versuchte, sie im beruflichen Leben auseinander zu halten.
Was wahrscheinlich auch besser gewesen ist , dachte sie als sie sich in
einer Nische niederließ und bei der Bedienung ein Pint Guinness orderte.
Hier hatte sie immer mit ihm gesessen.
Wenn jemand bei einem Job in Gefahr ist, kann der andere nicht mehr objektiv
handeln, weil er sich um seinen Partner sorgt. Nova verstand die Beweggründe
ihres Vorgesetzten, dennoch hätte sie gerne mit Manel gemeinsam Aufträge
übernommen und erledigt.
Die Bedienung brachte das Guinness. Nova nippte an dem Glaskrug, leerte ihn
anschließend bis zur Hälfte.
Manel de la Fuente i Ventura war eine Woche vor Novas Einsatz auf St. Salusa
spurlos verschwunden. Sie hatten nicht einmal Zeit gehabt, sich zu verabschieden.
Moob Krid erklärte Nova, Manel hätte sich nicht mehr von einem Auftrag
zurückgemeldet. Das war mittlerweile fast zwei Jahre her. Sie wusste nicht
einmal, ob er noch lebte.
»Hi, so spät noch auf?«
Die Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie schalt sich selbst dafür, dass
sie leicht zusammenzuckte. Als sie hochblickte sah sie in das Gesicht eines
sommersprossigen Jünglings mit vernarbtem Gesicht, das von einer starken
Akne herrührte. Er trug rotblondes Haar und machte einen eher schmächtigen
Eindruck. Sein Grinsen wirkte unsicher – anscheinend war er es nicht gewohnt,
Frauen von sich aus anzusprechen.
»Kennen wir uns?«, fragte Nova.
Der Junge errötete und blickte verlegen zu Boden. Für einen Moment
hatte Nova den Eindruck, er würde jeden Augenblick vor
Weitere Kostenlose Bücher