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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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wurde, dann war er auch dran. Und wenn er ein Artefakt fand, das niemand vermisste
und das zudem noch so unscheinbar und anscheinend nutzlos war wie dieses hier,
dann war er ebenfalls dran – zumindest würde er reichlich Spott ernten.
    Leidvoll seufzte Kentnok auf, stopfte sich einen weiteren Keks in den Mund und
griff nach dem nächsten. Seine Hand irrte in der Packung umher und fand
nichts. Die Schachtel war leer und der Schluttnick blinzelte verblüfft.
Er hatte 47 Marmeladenkaramelkekse gegessen und es nicht einmal bemerkt –
und trotzdem fühlte er sich leer und hungrig. Das war ein ganz schlechtes
Zeichen.
    Wenn Essen nicht half, um mit einer schwierigen Situation fertig zu werden,
dann gab es nur eines. Entschlossen erhob sich Kentnok von seinem Stuhl und
klemmt sich die Kugel unter den Arm.
    Er würde früh schlafen gehen.
    Aus Angst, jemand könnte durch das Fenster der Wohnküche hereinschauen
und die Kugel erkennen, nahm er sie mit in seine winzige Schlafkammer neben
der Küche. Dort platzierte er sie, mittlerweile mit deutlich weniger Respekt,
in einem Ständer, der eines Tages sein erst halbfertiges Ikarus -Modell
enthalten sollte. Dabei legte er unabsichtlich die Hände rechts und links
über die Einbuchtungen der Kugel und für einen kurzen Moment vermeinte
er ein leises Geräusch aus dem Artefakt zu hören, dann spürte
er ein Brennen auf den Handflächen. Rasch ließ er die Kugel auf den
Ständer fallen und betrachtete seine Hände, die aber keine Spuren
zeigten. Das Gefühl verschwand fast sofort und Kentnoks erster Magen gab
im Kampf gegen die vielen Kekse ein derart protestierendes Geräusch von
sich, dass der Schluttnick sich sicher war, eben den Auftakt dazu gehört
zu haben. Rasch entledigte sich Kentnok seiner Kleidung, schlüpfte in den
Nachtanzug und legte sich in das Schlafnest.
    Was die Kekse nicht geschafft hatten, vermochten die Wärme und Sicherheit
seiner zahlreichen Decken und Kissen. Innerhalb von Sekunden versanken die Sorgen
Kentnoks in sanftem Schlummer.
    Deswegen sah er nicht, dass kurz darauf ein sonderbares, kaum wahrnehmbares
Licht von der Kugel ausging, wie das Glühen phosphoreszierender Pilzsuppe.
Die geriffelten Einbuchtungen schienen für einen Augenblick zu verschwimmen
und auf seltsame Weise unstofflich zu werden – wie Nebel oder die Schlieren,
die einem morgens nach dem Aufwachen in den Augen klebten und sich auch durch
heftiges Blinzeln kaum entfernen ließen. Dabei blieb das Artefakt vollkommen
still.
    Und mehr passierte nicht.
     

 
3.
     
    Reglos wie Glas lag die Oberfläche des Meeres im sattgoldenen Licht des
Sonnenunterganges. Die Crew der Famoser Fang saß entspannt mit
einer Flasche Dickbier auf Deck ihres Trawlers und sah zu, wie die flammende
Scheibe am Horizont zusammenschmolz wie Zucker in einer riesigen Pfanne. Sie
hatten gerade gegessen, ihr Tagewerk lag hinter ihnen und eine schläfrige
Zufriedenheit hatte sich ausgebreitet. Nur der Schiffsjunge, ein kaum pummeliger
Kerl, der zu viel herumlief, um sich seinen Jugendspeck angemessen zu bewahren,
stand an der Reling und knüpfte an irgendeinem Tampen herum.
    »He, Nimtok, das war ein guter Fang heute, was?«, rief er dem Schiffsdirektor
zu, der fast auf seinem Liegestuhl eingeschlummert war.
    »Hrm«, antwortete der unbestimmt und nutzte die Störung, um noch
einen Schluck aus seiner Flasche zu nehmen. Dick und cremig rann das kühle
Bier durch seine Kehle.
    »Ich glaube, ich hab mindestens vier riesige Loppolos unter den
kleineren Zapplern gesehen«, fuhr der Schiffsjunge durch die Reaktion ermutigt
fort. Das war doch eine tolle Sache! Loppolos waren eine Delikatesse. Überhaupt
war die Famoser Fang nur auf der Suche nach solchen Leckerbissen. Sie
stand im Dienste einer großen Kette von Feinvöllereirestaurants,
niemand anderes hätte sich so einen Luxus auch leisten können. Die
Jagd nach Nahrung, in welcher Form auch immer, galt bei den Schluttnicks schon
lange als verpönt, sie war viel zu mühsam. Wassertiere wurden in Farmen
gezogen, nicht anders als jedes andere Nahrungsmittel, und durch Maschinen geerntet.
Das war leicht, billig und sehr unsentimental. Natürlich brachte es auch
den größten Profit. Wenn eine Farm das Wasser einer Bucht zu sehr
verschmutzt hatte, zog sie einfach in die nächste weiter. Kleinere Betriebe
mit schlechteren Schmutzlizenzen siedelten sich dann

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