Rettungskreuzer Ikarus Band 034 - Die Verschwörer
Grund? Ich verstehe wirklich nicht, weshalb Sie mich so eisig behandeln. Ich
gehe davon aus, dass dieses Zimmer nicht abgehört wird, und unsere Gedanken
kann ohnehin niemand lesen. Klären Sie mich doch endlich auf, damit ich
weiß, was los ist und wie ich mich verhalten soll. Ich möchte es
nicht noch schwieriger für Sie machen, aber ich kann Ihnen nur helfen,
wenn Sie mir zuerst helfen.«
Geduldig hatte Pakcheon ihn zu Ende sprechen lassen. »Wie kommen Sie darauf,
dass ich Hilfe benötige? Und dann ausgerechnet die Ihre? Das ist reichlich
vermessen. Und höre ich da etwa gekränkte Eitelkeit heraus? Dabei
sollten Sie die Regeln in diesem Job kennen. Heute so, morgen anders. «
Cornelius' Ratlosigkeit schlug zunehmend in Ärger um. »Der Grund für
mein Hiersein hat nichts mit meiner Aufgabe zu tun. Ich leugne nicht, dass mich
meine Vorgesetzten angewiesen haben, Ihnen hinten rein zu kriechen, da sie sich
gewisse Hoffnungen machen. Was die Konföderation Anitalle will, brauche
ich gewiss nicht näher auszuführen, da Sie alle diese Punkte inzwischen
Dutzende Male von anderen zu hören bekamen. Außerdem arbeite ich
nicht mit derartigen Methoden ... Haben wir damit den offiziellen Teil endlich
abgehakt? Ich wäre niemals in einer solch ... peinlichen Angelegenheit
zu Ihnen gekommen. Und ich hätte auch nicht um einen offiziellen Termin
ersucht, wäre ich nicht stets abgewiesen worden, wenn ich versuchte, mit
... meinem Bruder im Geist zu sprechen.«
Das rechte Augenlid Pakcheons flatterte kaum merklich, und der erotisierende
Duft schien intensiver zu werden. Der Vizianer verschränkte die Arme vor
der Brust und blickte starr an Pakcheon vorbei. »Ich weiß nicht,
was Sie sich von unserer flüchtigen Bekanntschaft versprochen haben. Darum
bedaure ich umso mehr, dass Sie mich offensichtlich missverstanden haben und
etwas von mir erwarten, was ich Ihnen nicht geben kann.«
»Missverstanden?« Cornelius sprang auf. Er stützte sich schwer
mit den Händen auf den Tisch und beugte sich über den Telepathen.
»Ich habe nichts missverstanden.«
»Dann in aller Deutlichkeit: Ich interessiere mich nicht für Männer.«
Cornelius schnappte nach Luft. »Was soll das? Ich -«
»Sie geben sich der Lächerlichkeit preis, wenn Sie mir weiterhin wie
eine betrogene Ehefrau auf Schritt und Tritt folgen und mir Vorhaltungen machen.«
»Warum beleidigen Sie mich auf diese Weise?« Cornelius' Hände
griffen zu ... Weiß traten die Knöchel hervor, als er Pakcheon am
Revers seiner Jacke vom Sessel zerrte. »Niemals habe ich ...«, Cornelius
Stimme bebte, »niemals habe ich erwartet ... Keine Sekunde habe ich daran
gedacht ... im Ernst daran gedacht ... Wie kommen Sie darauf, so etwas -«
Pakcheon wich keinen Millimeter zurück. Sein warmer Atem strich über
Cornelius' Gesicht. »Mäßigen Sie sich, Septimus.«
»Dann reden Sie endlich mit mir.«
»Es gibt nichts zu bereden.«
»O doch. Und ich werde nicht locker lassen, bis Sie -«
»Es reicht!« Pakcheon löste mühelos Cornelius' Klammergriff.
»Es ist besser, Sie gehen, bevor Sie noch mehr entgleisen.«
Sie waren beide gleich groß und standen sich Auge in Auge gegenüber.
Der Vizianer strahlte unnachgiebige Härte aus. Cornelius wusste, dass er
den ... Freund – er weigerte sich, ihn anders zu nennen – zu nichts
zwingen konnte. Trotzdem ...
»Wie ... wie können Sie nur so was von mir denken? Lesen Sie meine
Gedanken. Dann wissen Sie die Wahrheit.«
»Dort ist die Tür.«
»Schön«, sagte Cornelius. »Ich gehe. Weil es im Augenblick
sinnlos ist, mit Ihnen vernünftig sprechen zu wollen. Aber ich werde herausfinden,
was passiert ist. Wer oder was Sie zwingt, sich so ... anders zu benehmen.
Verlassen Sie sich darauf.«
Erneut kniff Pakcheon das rechte Auge leicht zusammen. »Sind Sie immer
so engagiert? Wären Sie es auch, ginge es um jemand anderen?«
»Ich befolge meine Anweisungen sicher des Öfteren nicht buchstabengetreu,
aber ich nehme meine Aufgaben sehr ernst. Menschen, die mir wichtig sind, lasse
ich nicht fallen, sobald es Probleme gibt. Was ich auch tue, ich möchte,
wenn ich vor einem Spiegel stehe, mir selber in die Augen schauen können.
Es spielt keine Rolle, dass Ihr Volk über eine Technologie verfügt,
wie wir sie vielleicht erst in einigen Jahrhunderten entwickeln werden. Von
mir aus könnten Sie auch ein Barbar sein, der seinesgleichen frisst. Für
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