Rettungskreuzer Ikarus Band 038 - Urlaub auf Shahazan
machen, aber, um ehrlich
zu sein, ich bin mir nicht sicher, in welcher Richtung hier voran liegt.«
Das glockenhelle Lachen ließ viele Reisende in ihrer Nähe aufhorchen
und den Kopf zu ihnen wenden. Sie mussten aussehen wie ein lange getrenntes
Liebespaar, dachte Louis bei sich, als die junge Frau ihre Hand auf seine Schulter
legte und ihn zur Seite drehte. »Dort steht doch alles, was man wissen
muss!«
Louis blickte auf die Leuchtschrift, die auf die gläserne Wand projiziert
wurde. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen muss, dass Liptosia mir
einen Teint verschafft, der jeden Wolsianer vor Neid erblassen lässt. Und
das Flüge nach Bdedit nun mit einem dreißigprozentigen Nachlass angeboten
werden, wenn man einen Mietgleiter bei Vorosa bucht, ist nun auch nicht das,
was ich mir hier eigentlich erhofft hatte.«
Wieder das helle und natürliche Lachen der Frau an seiner Seite. »Da
magst du Recht haben. Aber war es nicht schon immer dein Traum, eine eigene
Wohnstatt auf Ransut 4 dein Eigen zu nennen und dafür nur die nächsten
zehn Jahre hier Sklavenarbeit verrichten zu müssen?«
»Sklavenarbeit? Ich meine, doch etwas von einer äußerst lukrativen
langjährigen Anstellung im Staatsdienst mit besten Aufstiegschancen gelesen
zu haben.«
»Sag ich doch: Sklavenarbeit.«
»Zurück zum Vorankommen ...«
»Ich meinte eigentlich die TransTerminals dort vorne. Da bekommst du alle
Infos, die du für deine Reise benötigst.«
Jetzt erst registrierte Louis die Terminals, die von einem stetigen Strom Reisender
jeweils für kurze Zeit genutzt wurden.
»Ich danke sehr herzlich. So werde ich also versuchen, weiter in Richtung
Shahazan voran zu kommen.«
»Shahazan? Das ist einfach: Folge einfach deiner guten Fee durch den Raumhafen
von Ransut 4, diesem architektonischen Meisterwerk der Plexglasindustrie, der
jährlich Tausende von Reisenden sicher über diesen größten
Verteiler in diesem Teil der Multiversums zu ihren jeweiligen Schiffen und damit
ihrem Ziel einen großen Schritt näher bringt.«
»Meine gute Fee?«
Mit strahlenden Augen und weit ausgebreiteten Armen stellte sich die junge Frau
vor ihn. Das leicht gewellte, rötliche Haar fiel ihr bis auf die Schultern.
Ihre Haut hatte diesen bronzefarbenen Teint, der Humanoiden zu Eigen ist, die
viel Zeit unter flachwinkliger Sonneneinstrahlung verbrachten. Ein Schutzmechanismus,
der ... gar nichts zur Sache tut, unterbrach Louis seine eigenen Gedanken. Mehr
als alles andere nahmen ihn die dunkelroten Augen gefangen. Eine Farbe, die
er so intensiv noch nie erlebt hatte und der bei seinem Gegenüber ein Glanz
innewohnte, der ihn nichts anderes mehr wahrnehmen ließ.
Bis die Frau ihn anstupste und meinte. »Ich natürlich. Samja Fes'Amlare.
Wie lange wollen wir hier noch herum stehen? Komm mit. Auf nach Shahazan!«
Die letzten Worte rief sie laut in die Menge, und erneut erntete sie dafür
Aufmerksamkeit und zu Louis Überraschung sogar viele lächelnde Gesichter.
Offenbar fand nicht nur er diese junge Dame so ansprechend und anziehend. Welch
ein Glück, dass sie ihm in die Arme gelaufen waren. Sozusagen.
Dieses Glück war allerdings nicht von Dauer, denn als sie kurze Zeit später
am Dock zum Raumer nach Shahazan ankamen, tönten ihnen bereits laute Hallo-Rufe
entgegen, und jemand rief 'Samja! Schön, dass du wieder da bist!«
durch die Menschenmenge.
»Welchen Grund hätte es gegeben, Euch fernzubleiben, holde Brenda?«,
rief seine Fee zurück, und ohne ihn auch nur eines weiteren Blickes
zu würdigen, war sie zwischen den Passagieren verschwunden.
Einerseits erleichtert, weil er endlich am offensichtlich richtigen Raumer angekommen
war, andererseits verärgert, weil er die Zeit mit Samja nicht genutzt hatte.
Er setzte auf ein weiteres Treffen während des Fluges, der zwei oder drei
Tage dauern sollte. Ob er mit seiner Unerfahrenheit in dieser kurzen Zeit bei
ihr würde punkten können? Insgeheim bezweifelte er es, aber dann hatte
er ja auch nichts zu verlieren, und frohen Mutes checkte er auf der Ta'Cuir ein.
Den Passagieren stand das komplette Deck 3 zur Verfügung. Neben den recht
komfortablen Kabinen gab es dort ein Restaurant – dessen Speisen für
Louis allerdings nicht erschwinglich waren – und die einfache Automatenküche,
in der man für wenige Creds ein nahrhaftes Essen bekommen konnte. Leider
überhaupt nicht schmackhaft, wie der angehende Arzt schnell
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