Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
flüchtigen Nicken. Auch er wirkte sehr reserviert. Komisch. Haben sie meinetwegen gestritten? Bitte, nicht! Sollte Taisho noch mal mit den beiden reden? Er bezweifelte, dass es etwas ändern würde.
In der Zentrale musterte Jason Taisho besorgt und reichte ihm ein Glas mit einer Daumenbreit Whisky. »Alles in Ordnung?«
»Ich bin unverletzt, falls du das meinst. Ansonsten …« Taisho nahm einen Schluck, spürte, wie die Flüssigkeit kratzig seine Speiseröhre hinunter rann und sich dann ein warmes Gefühl in ihm ausbreitete. Etwas entspannter berichtete er von der Verschleppung, den Gesprächen mit den Leuten vom Sicherheitsdienst und der Unterhaltung mit Na'ila. Dabei ließ er kein Detail aus, auch nicht seine Vermutungen und Befürchtungen.
Jason unterbrach ihn nicht, strich sich nur immer wieder über das Kinn; eine Angewohnheit, die er noch immer hatte, obgleich er schon seit Monaten keinen Bart mehr trug. »Da ist wirklich etwas faul«, stimmte er zu, als Taisho geendet hatte. »Mir ist vorhin wieder eingefallen, dass ich in dem Club ein Gespräch mit anhörte. Das passt zu dem, was du beobachtet hast. Jemand sagte, dass sich seine Angehörigen verändert und sogar ihre Kinder im Stich gelassen haben. Anscheinend ist das, was sich hier abspielt, ein neues und noch unbekanntes Phänomen, das auch anderen Rätseln aufgibt. Ich frage mich nur, warum ausgerechnet jetzt diese Typen aufgetaucht sind. Das kann kein Zufall sein. Ob die damit etwas zu tun haben?«
»Du meinst die Entführer? Du weißt, wer sie sind, nicht wahr?«
»O ja – leider. Söldner der übelsten Art. Sie nennen sich ›Die Schwarze Flamme‹.«
Taisho nippte an seinem Glas. »Du hattest bereits mit ihnen zu tun.«
Jason nickte. »Und meist standen wir auf verschiedenen Seiten. Sie sind teuer, aber gut, skrupellos, aber nicht für jede Drecksarbeit zu haben. Zumindest dachte ich das immer.«
»Warst du auch ein Söldner?«, erkundigte sich Taisho neugierig. Es kam selten vor, dass Jason über seine Vergangenheit sprach. Ob Shilla alles über ihn wusste?
»Ich war vieles«, entgegnete Jason knapp, was deutlich machte, dass Taisho nicht mehr erfahren würde.
»Das dachte ich mir …«
»Ich frage mich, welchen Zusammenhang es gibt.« Jason zählte die Punkte, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten, an den Fingern ab. »Erst beschließt ein Großteil der humanoiden Bevölkerung spontan einen Massen-Exodus. Mit diesem scheint ein gewisser Wandel des Charakters und der Prioritäten der Betroffenen einherzugehen. Dann erscheint die Schwarze Flamme auf dem Spielfeld und bringt eine Wissenschaftlerin in ihre Gewalt. Viertens, den Sicherheitsdienst interessiert der Vorfall nicht besonders, und es werden auch keine Maßnahmen zur Befreiung der Frau in die Wege geleitet – nicht, dass es etwas genutzt hätte, denn die Söldner sind längst weg.«
»Vielleicht passierte vorher etwas, das diese Geschehnisse nach sich zog«, mutmaßte Taisho. »Und es muss nicht auf Tirlath VII angefangen haben.«
»Möglich. Ich denke, wir haben es mit zwei verschiedenen Problemen zu tun, die sich zeitlich überlappen. Die Schwarze Flamme interessiert sich für die Forscherin. Hm. Ueland … wo habe ich diesen Namen schon mal gehört? Ach ja, er ist ein Anthroarchäologe, ein ziemlich merkwürdiger Kauz, sehr von sich eingenommen, aber eine echte Koryphäe auf seinem Gebiet, sagte man mir. Dann ist die Frau zweifellos eine Mitarbeiterin. Vielleicht hat sie etwas gefunden, was nach Ansicht der Schwarzen Flamme besser unentdeckt geblieben wäre, oder die Schlammwühler haben sich in etwas eingemischt und wurden zu unerwünschten Mitwissern.«
»Ich stimme dir zu. Es muss nicht zwangsläufig einen Zusammenhang zwischen dem Überfall und der Auswanderungswelle oder dem ungewöhnlichen Benehmen der Leute geben, aber es ist schon ein komischer Zufall, dass alles zeitlich zusammenfällt, oder nicht? Lautet nicht eines eurer Sprichwörter: Ein Unglück kommt nie allein sondern immer zu drei'n ?«
»Haha«, machte Jason humorlos. »Die Leute werden seltsam, und die Schwarze Flamme kidnappt eine Forscherin. Was ist Nummer drei?«
»Die Grippe-Epidemie?«, erwiderte Taisho, selber nicht wirklich überzeugt von diesem Faktor, obwohl die Krankheit, zeitlich gesehen, ein weiterer kurioser Zufall war.
»Die Grippe-Epidemie«, echote Jason.
»Ja.« Taisho begriff plötzlich. »Das könnte es sein. Vielleicht. Was ist, wenn es keine normale Grippe war? Es ist nicht schwer, beispielsweise dem
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