Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
überließ er das Ding Sonja, würde es automatisch an die richtige Stelle gelangen. Schließlich war er kein Bote und hatte trotzdem weit mehr für diese Organisation getan, als man von ihm verlangen durfte. Wurde es nicht langsam Zeit, dass er an sich selber, an sein eigenes Wohl dachte?
Andererseits hatte sich Cornelius die Verantwortung für den Datenträger aufbürden lassen und erfahren, wie gefährlich die Schwarze Flamme war. Viele waren gestorben, weil er diesen Gegner unterschätzt hatte. Dasselbe mochte wieder passieren, falls er jetzt die falsche Entscheidung traf. Wie sollte er mit der Schuld leben, wenn Sonja und dem Kind etwas zustieß, weil er sie in die Sache hineingezogen hatte? Sentenza würde ihm nie vergeben und er sich selber auch nicht. Schon die namenlosen Toten lasteten schwer auf Cornelius' Seele.
Außerdem wollte er wissen, worum es ging, ob die Informationen die Opfer und all das, was er durchgemacht hatte, wert waren. Vermutlich würden die Söldner ihn ohnehin weiter im Visier behalten, falls Knight Recht hatte, dass die Schwarze Flamme auf Vortex Outpost einige ihrer Killer eingeschleust hatte, sollte Cornelius ein weiterer Trick geglückt sein und er hier auftauchen. Also konnte er genauso gut die Zielscheibe zwei, drei Tage länger spielen und hoffen, dass die Schwarze Flamme aufgeben würde, wenn sie feststellte, dass ihre Mission gescheitert war und es mehr Mitwisser gab, als sie eliminieren konnten.
»Weil es …«, erwiderte Cornelius zögerlich, »weil es nicht um etwas geht, was die Konföderation Anitalle … allein betrifft. Es geht um etwas Größeres. Und ich bin eine Gefahr für jeden, solange diese Sache in der Luft hängt.« Es handelte sich bloß um eine Vermutung, aber Cornelius war davon überzeugt – sonst hätte man sich nicht so viel Mühe gegeben, ihn umzubringen und den Datenkristall zu finden.
Sonja hörte auf, Freddy zu schaukeln, der daraufhin protestierend zu quengeln begann. Ihre Augen wurden schmal. »Was haben Sie vor? Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
Cornelius nahm seine Brille ab und putzte die Gläser umständlich mit einem Taschentuch. Er fühlte sich plötzlich müde. »Ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Vielleicht sollten Sie mich irgendwohin bringen, fort von hier, bevor man erfährt, dass ich mich auf der Station verberge …, bevor etwas passiert.«
»Wer ist man ?«
Cornelius tat, als hätte er die Frage nicht gehört, und steckte das Taschentuch wieder ein. Sein Arm in der Schiene juckte, aber an der Stelle konnte er sich nicht kratzen.
»Also, gut.« Sonja gab den Versuch auf, Cornelius doch noch das eine oder andere Detail zu entlocken. »Außer Knight, Taisho, Dr. Ekkri und mir weiß niemand, dass Sie den Angriff auf Ihr Schiff überlebt haben und jetzt auf Vortex Outpost sind. Sie werden fürs Erste in diesem Raum bleiben, sich keinen Millimeter vor die Tür bewegen und die Finger vom Terminal lassen, damit das so bleibt. Nebenan ist ein Waschraum, und wenn Sie sich hinlegen wollen: Das Sofa ist recht bequem. Ich werde Ihnen zu Essen und eine Decke bringen. Das macht niemanden stutzig, denn jeder wird denken, dass die Sachen für Freddy sind. Keine Sorge, es wird keinen Babybrei geben. Ich will versuchen, schnellstens etwas für Sie zu arrangieren, denn auf Dauer sind Sie hier nicht sicher.«
»Danke.« Cornelius sah ein, dass Warten im Moment die beste Lösung war.
»Sie wollen mich ebenfalls sprechen? Heute scheine ich besonders gefragt zu sein.«
Mit leicht geneigtem Kopf musterte Sonja Jason missmutig. Wenn der ehemalige Schmuggler ein Anliegen hatte, dann handelte es sich entweder um einen Flirtversuch, oder Ärger braute sich zusammen; manchmal auch beides. Freddy hatte die Arme um Sonjas Hals gelegt und schien sich Mühe zu geben, den skeptischen Blick seiner Mutter zu imitieren. In der freien Hand trug sie eine Mappe und eine Tasche.
»Warum haben Sie nicht den Sep- … äh … haben Sie im Vorzimmer gewartet?«
Jason schob die Hände in die Hosentaschen und blinzelte in Richtung der Sekretärin. Niren Colesman war, kurz nachdem er Cornelius in Sentenzas Büro geschleust hatte, zur Arbeit erschienen und hatte Jason, der es sich auf einem Besuchersessel bequem gemacht und in einer Zeitschrift geblättert hatte, noch ungnädiger betrachtet, als es Sonja und Freddy taten. Zwar war die junge Frau, die aufgrund ihrer verbissenen Miene, zehn Jahre älter wirkte, als sie tatsächlich war, über alle Zweifel erhaben, aber je
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