Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
konnten ihn jederzeit in die Mangel nehmen und versuchen, ihm die Wahrheit durch Folter oder Drogen zu entreißen. Allerdings hatte er keinen Weg gesehen, MacLennane oder Sentenza heimlich zu benachrichtigen und sich mit einem von ihnen an einem sicheren Ort zu treffen. Das Risiko wäre zu groß gewesen, dass die Nachricht abgefangen worden wäre. Es musste Vortex Outpost sein – und hoffentlich konnte man ihn dort vor Attentätern schützen, bis er den Datenkristall in die richtigen Hände gelegt hatte.
Knight beobachtete ihn aufmerksam. »Conny, ich glaube, Sie wissen gar nicht, mit wem Sie sich angelegt haben.« Die lässige Haltung hatte er aufgegeben und sich vorgebeugt. Er wirkte bestürzt.
»Aber Sie wissen es?« Cornelius wehrte Taishos flinke Finger ab, die ihm die Hose schließen wollten. Das schaffte er noch mit einer Hand.
»Haben Sie schon mal von der ›Schwarzen Flamme‹ gehört?«
Es war Knight und Taisho gelungen, Cornelius unbemerkt nach Vortex Outpost zu schmuggeln. Während er eine Stunde lang frierend in einem Frischfleisch-Container gelegen hatte – ein Schnupfen war allerdings seine geringste Sorge –, schien die Zeit langsamer zu verstreichen als sonst und hatte ihm erlaubt, ausgiebig über das nachzudenken, was ihm von Knight erzählt worden war.
Das also hatte der Mann, von dem Cornelius den Speicherkristall bekommen hatte, sagen wollen: die Schwarze Flamme . Cornelius hatte einige Gerüchte über diese Söldner-Organisation aufgeschnappt, war sich aber nicht sicher gewesen, wie viel davon Mythos und wie viel real war. Knight hatte ihm versichert, dass die Schwarze Flamme nur zu real war und Cornelius den Geschichten, die sich um sie rankten, durchaus Glauben schenken und noch eins drauf setzen durfte. Wenn selbst Knight Respekt vor den Söldnern hatte, mussten sie noch viel gefährlicher sein, als Cornelius befürchtet hatte.
Als er nach der längsten Stunde seines Lebens mit klappernden Zähnen im Büro von Captain Sentenza stand, erlebte Cornelius eine Enttäuschung. Er hatte sein Leben riskiert, um den Datenkristall den richtigen Leuten zu übergeben und das große Geheimnis zu erfahren, Unbeteiligte waren deswegen getötet worden; fest hatte er daran geglaubt, jetzt endlich aus der ganzen Scheiße heraus zu sein – und dann …
»Es tut mir leid«, sagte Sonja DiMersi, während sie den kleinen Frederick, der inzwischen neun Monate alt sein musste, auf den Knien wiegte. »Die Direktorin ist gestern mit unbekanntem Ziel abgereist, und mein Mann befindet sich mit der Ikarus im Einsatz. Sie müssen sich schon mit mir begnügen.« Ihrer Stimme war anzuhören, dass es ihr nicht im Geringsten leid tat – im Gegenteil: dass es sie ärgerte, von Cornelius als Sentenzas Frau, die von nichts eine Ahnung hat behandelt zu werden.
»Ich zweifle nicht an Ihrer Kompetenz«, entschuldigte sich Cornelius, während sein Blick sich auf Freddy richtete.
Sonja begriff. »Sie befürchten, dass der Grund Ihres Hier seins mich … meine Familie … die ganze Station in Gefahr bringen würde. Aber welchen Unterschied macht es, ob sie mit Rod oder mit mir sprechen, wenn die Gefahr so groß ist? Umso notwendiger ist es, dass Sie auspacken, und das schnell.«
»Machen Sie es mir bitte nicht unnötig schwer. Einer Ihrer Agenten hat darauf bestanden, dass ich nur mit Ihrem Mann oder der Direktorin rede.« Cornelius ignorierte Sonjas hoch gezogenen Brauen. »Ist es wirklich nicht möglich, einen der beiden zu benachrichtigen oder mich mit einem Kurierschiff -«
»Haben Sie nicht zugehört, Septimus? Niemand weiß, wo Old Sally steckt, und mein Mann schlägt sich mal wieder mit edirianischen Kampfstieren herum.« Sonja sah nicht gerade glücklich aus. »Ich habe mir unsere Rückkehr aus dem Urlaub auch etwas … ruhiger vorgestellt, aber stattdessen reagierten er und die Crew auf einen Notruf, kaum dass wir einen Fuß in die Station gesetzt hatten, während Freddy und ich hier blieben. Nun, ich erwarte Rod in den nächsten Tagen zurück, sofern nichts dazwischen kommt. Wenn Sie sich nicht mir oder Färber anvertrauen wollen, müssen Sie sich eben in Geduld üben. Das Universum wird ja sicher nicht schon morgen untergehen, oder? Ich verstehe allerdings nicht, weshalb Sie zu uns kommen – in Ihrer Position und mit Ihren Möglichkeiten.«
Tatsächlich verstand sich Cornelius selbst nicht ganz. Was sprach dagegen, dass er den Kristall einfach aushändigte? Sollte das Raumcorps damit doch machen, was es wollte. Und
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