Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
trainiert hatten, obwohl so mancher Angehörige des Bodenpersonals nie in unmittelbare Kampfhandlungen verwickelt gewesen war oder der letzte Einsatz Jahre zurücklag. Schnell war eine Verteidigungslinie organisiert, die die Eindringlinge aufhielt. Jeder kannte seinen Platz oder übernahm für einen verletzten oder gefallenen Kameraden.
Das Blatt wendete sich langsam zugunsten der Schwarzen Flamme, da die Erfahrungen und die Ausbildung der Söldner den nachlassenden Überraschungseffekt egalisierten.
Und dann war der Angriff genauso plötzlich vorbei, wie er über Aseig’Krenrew hereingebrochen war.
Während sich jene Söldner, die dazu noch in der Lage waren, um die Verwundeten und die Toten kümmerten, begannen Roboter mit den Lösch- und Aufräumarbeiten.
Skyta lehnte erschöpft an einer Wand. Sie brauchte einige Augenblicke, um zu begreifen, dass der Kampf zu Ende und sie noch am Leben war.
Genauso wie die Kameraden hatte sie jegliche Emotionen abgeschaltet und mit einem Strahlengewehr geschossen, geschossen, geschossen, das Magazin gewechselt, weitergeschossen, bis sie die Waffe wegen Überhitzung gegen eine andere tauschen musste, mit dieser weiter schoss und schoss …
Das Zischen des Gewehrs rauschte immer noch in ihren Ohren.
»Sind Sie in Ordnung?«
Wie durch einen dichten Nebel erreichte sie die Stimme eines Sanitäters. Eine frische Schramme teilte seine linke Wange, aber er schien den Schnitt nicht zu spüren. Skyta erinnerte sich, dass sie eine Weile neben dem Mann gestanden hatte, während sie das Feuer der Invasoren erwiderte. Er hatte seine Waffe geschultert und hielt nun einen Erste-Hilfe-Koffer in der Hand, während er sie prüfend musterte.
Zögernd erwiderte Skyta: »Ja, ich glaube …«
Der Sanitäter nickte ihr knapp zu und wandte sich um zum Nächsten, der vielleicht dringender eine Behandlung benötigte als sie.
Skyta war klar, dass es hier im Moment nichts mehr für sie zu tun gab. Sie stieß sich von der Wand ab und schlängelte sich zwischen Verwundeten, zerstörten Einrichtungsgegenständen und Trümmerstücken hindurch.
Die Frauen und Männer, gegen die sie gekämpft hatte, waren alle tot. Keiner hatte sich ergeben wollen, nicht einmal, als schon deutlich war, dass die Söldner einen knappen und verlustreichen, aber immerhin den Sieg davontragen würden. Selbst als sein Blaster schon leer war, hatte einer der Angreifer nicht kapituliert und sich mit bloßen Händen auf sie werfen wollen, bevor ihn ein Querschläger niederstreckte.
Nur tote Feinde. Das hieß, es gab niemanden, der verhört werden konnte. Die Unbekannten hatten all ihre Geheimnisse mit ins Grab genommen.
Wer mochten sie gewesen sein? Sie hatten ausgesehen wie normale Menschen – und wieder nicht. Jeder von ihnen war überdurchschnittlich muskulös und schwer gewesen, in einer Weise, die die Körper fast schon deformiert erscheinen ließ – ausgerichtet auf optimale Ausdauer und Kraft, wie geschaffen für den Kampf mit schweren Waffen oder auch mit den Fäusten.
Was waren das für Leute? Woher waren sie gekommen? Warum hatten sie angegriffen? Und wer hatte ihnen die Koordinaten von Aseig’Krenrew gegeben, die nicht einmal allen Mitgliedern der Schwarzen Flamme bekannt waren?
Skyta ahnte, dass sie Antworten nur von ihren Vorgesetzen erhalten konnte, wenn überhaupt. Da sie bloß eine Söldnerin niederen Ranges war, hatte sie keinen Anspruch auf Informationen. Anders sah es für Ray Carr Cullum aus. Falls er überlebt hatte.
Sie musste ihn finden und davon überzeugen, dass es wichtig war, die Wahrheit zu erfahren. Vielleicht wurde das Hauptquartier in Kürze ein weiteres Mal überfallen? Es würde kein leichtes Unterfangen sein, mit Cullum zu reden, da er nicht mehr derselbe war, seit er sich von seinen schweren Verletzungen erholt hatte. Aber ohne einen Fürsprecher kam sie nicht an die richtigen Leute heran. Nicht einmal während einer Krise wie jetzt, in der es um mehr ging als die Geheimnisse des Inneren Zirkels.
Kapitel 17
»Er ist tot.«
»Gibt es keine Möglichkeit, ihn zu –«
»Nein, es ist vorbei.«
Cornelius hielt Pakcheon in seinen Armen. Schläfe an Schläfe, Wange an Wange. Die Haut des Vizianers war viel zu kalt und fühlte sich feucht an. Atmete er überhaupt noch? Schlug sein Herz?
Nein, nein, du bist nicht tot. Komm zurück zu mir.
Keine Reaktion.
Kämpfe, verdammt nochmal. Denk daran, was noch alles vor uns liegt. Ich will nicht allein sein. Nicht ohne dich.
»Mr.
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