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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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vorstellen, dass Infizierte Karten spielen würden? Oder Interesse daran hätten, einander an die …« Sie hielt gerade noch rechtzeitig inne, räusperte sich.
     
    Sir Albert spürte eine gewisse Wärme an seinen Wangen. Das Unangenehme an diesem Funksystem war, dass man nicht so tun konnte, als hätte man unschickliche Anmerkungen nicht gehört.
     
    »Wie auch immer, das klingt doch nicht nach Infizierten!«
     
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was die so machen. Will ich auch nicht«, murrte Taler, widerstrebend, sich seinen Zweifel nehmen zu lassen. »Vielleicht spielen sie nur Karten, weil sie begriffen haben, dass sie hier festsitzen. Schlagen Zeit tot. Und gehen sich an die Wäsche, um noch mehr von sich auszubrüten und dann …«
     
    »Sie können ja zurückbleiben, und Fräulein Miyazaki und ich gehen alleine vor«, unterbrach Sir Albert bewusst grob und mit aristokratischer Bestimmtheit. Er war nicht bereit, sich solch frivoles Gerede anzuhören.
     
    Taler, wenig begeistert von der Aussicht, alleine im Flur zu stehen, tauschte sein Gegreine gegen abwartendes Schweigen, als hielte er ein »Ich hab’s ja gesagt!« im Anschlag für den Fall, dass sie gleich auf ein Rudel übergroßer Passagiere treffen würden.
     
    Sir Albert war sich nicht sicher, ob er nicht sogar die Begegnung mit Infizierten begrüßen würde. Wenn er es richtig verstanden hatte, so wurden sie nicht unbedingt aggressiv oder unangenehm, nur sehr unruhig und einseitig in ihren Interessen.
     
    Also nicht viel anders als zahlreiche Leute des Jetsets, die Sir Albert zu kennen das zweifelhafte Vergnügen hatte. Ja, möglicherweise fielen ihm sogar eine ganze Reihe ein, die von einer solchen Infektion profitieren würden. Eine Bestimmung und eine athletische Figur … Für ein paar Momente erlaubte sich Sir Albert diesen ebenso amüsanten wie auch unethischen Gedankengang und genoss die Stille im Helmfunk.
     
    Sie waren auf dem Weg in die unteren Bereiche des Schiffes, nachdem sie lokalisiert hatten, welches aktive Kommgerät ihnen den Wortwechsel der Unbekannten in die Zentrale übertragen hatte.
     
    Es handelte sich um das im Büro eines Verwaltungsoffiziers, unweit einer der Großküchen, also in einer Gegend, die weder Sir Albert noch Fräulein Miyazaki je betreten hatten, da sie weder glanzvoll noch öffentlich war. Herr Taler, der verschnupft darauf hinwies, dass ihm die Wartung wichtiger Geräte wie der Funkanlage oder des Lebenserhaltungssystems oblag, nicht der Fritteusen, hatte ebenfalls noch keinen Grund für einen Besuch dort gehabt.
     
    Es war ein langer Weg, denn sie hatten wenig Vertrauen in die schnelleren Fortbewegungsmittel an Bord und verließen sich auf das, was ihnen gute Dienste erwies: die eigenen Füße. Es gab Flure und Treppen und Rampen ohne Zahl, die meisten davon ungenutzt im normalen Alltag des Luxusliners.
     
    Es kam Sir Albert so vor, als würden sie in den versteckten Eingeweiden des Schiffes umherirren, von dem er vorher behauptet hätte, sich darin auszukennen. Was für eine im Rückblick überhebliche Annahme! Er kannte jeden Salon, das Promenadendeck, die Einkaufspassage, die Restaurants und das Theater, ja sogar die Zentrale und den repräsentativen Teil des Maschinenraums. Er kannte nicht die Hintertreppen, den Speisesaal der dritten Klasse, die Wäscherei und die schmalen Korridore, die zu den Quartieren der meist im Verborgenen arbeitenden Besatzung führten.
     
    Es war, als wäre dies ein zweites Schiff, das durch einen physikalischen Trick in der schimmernden Sphäre der Stern der Freude existierte, ohne viel mit ihr gemein zu haben. Nur an wenigen Verbindungspunkten strömten gut gekleidete Stewards mit Tabletts voller Champagner und Häppchen in die eine Welt und dezente Säcke voller Schmutzwäsche und leeren Teetassen in die andere. Obwohl alles verlassen war, fühlte sich Sir Albert wie ein Eindringling und ertappte sich dabei, wie er sich wiederholt umblickte, als müsste er Entdeckung fürchten.
     
    »Hier sollte es sein«, verkündete Fräulein Miyazaki schließlich, und nur die Weichheit ihrer Stimme verhinderte, dass die plötzlichen Worte ihn zusammenzucken ließen.
     
    Herr Taler, immer noch ungewöhnlich schweigsam und somit anscheinend ein Mann, der verstockt und nachtragend war, öffnete die Tür zu dem Büro und blickte hinein.
     
    »Es ist keiner da.«
     
    Das überraschte sie wenig. Sie schauten sich kurz um, doch es gab nichts von Interesse. Wer auch immer hier noch

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