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Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht

Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 001 - Legale Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom (Hrsg.)
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stilisierte Gestalt eines Gespenst vor den drei Palmen schwebte, die den Mittelpunkt der Insel bildeten.
    Ihr Icon wurde oft belächelt, zu wenig ausgefeilt und keine Individualität, bemängelten die meisten Ingenieurs-Kollegen. Aber Mona wollte sich und ihren Rechner nicht mit unnötigen Operationen belasten, und sie meinte, dass diese Gestalt dem Irrealen der Situation, sich in einem Rechner zu befinden, Datenströme sehen und fühlen zu können, am ehesten gerecht wurde.
    So schwebte ein weißes ‚Bettlaken‘ zwischen die Palmen und verschwand, nachdem einige Symbole in der Luft erschienen und von dem Gespenst aktiviert worden waren.
     

     
    Mona hatte nicht den direkten Weg in die S.T.Haim gewählt. Sie erschien in einem Nebennetz des Vortex Outpost Hauptrechners. Ein Netz, über das nur Transaktionen verwaltungstechnischer Art getätigt wurden. Auch die Haim musste Gebühren bezahlen für die Nutzung dieses Außenpostens, und es erschien Mona am sichersten, diesen wenig frequentierten Weg zu gehen. Auf dem Bettlaken erschien ein breites Grinsen, als sie die schier endlose Reihe an Buchhaltern wahrnahm. Die Icons, ältere Männer mit Halbglatzen, einer Schirmmütze auf dem Kopf und schwarzen Ärmelschonern über den weißen Hemden, saßen hinter altertümlichen Rechenmaschinen und tippten endlose Zahlenkolonnen auf virtuelles Papier.
    Das Gespenst schwebte durch die Reihen direkt auf einen der Buchhalter zu. Auf dem Schirm seiner Mütze war in leuchtend roter Schrift S.T.Haim zu lesen.
    Im Bruchteil einer Picosekunde erfasste Mona die Tätigkeit des Programms und konnte keine Fehlfunktion erkennen. Sie glitt in die Rechenmaschine und war im selben Moment an Bord der S.T.Haim .
    Auch dort war der Verwaltungsapparat auf eine virtuelle Maschine ausgelagert worden, die nur indirekt von dem Bordrechner überwacht wurde. Allerdings hatte sich hier kein Programmierer die Mühe gemacht, die Tätigkeit dieses Rechners mit Hilfe von Icons sichtbar zu machen. Nur Nullen und Einsen schwebten in endlosen Reihen in dem Raum, dessen Würfelform durch glatte hellgraue Wände deutlich sichtbar wurde.
    Wieder nahm es nur wenige Augenblicke in Anspruch, bis Mona sich orientiert und die Verbindung zum eigentlichen Bordrechner ausgemacht hatte: In einer Ecke des Würfels befand sich ein unscheinbares Spinnennetz, das in unregelmäßigen Abständen kurz aufleuchtete. Anscheinend hatte sich im eigentlichen Großrechner des Schiffes ein Grafikfreak ausgetobt. Glänzende Tröpfchen lösten sich ab und zu von dem Netz und verwandelten sich im Fall in neue Zahlenkolonnen, die vom Netz wegschwebten, während im Gegenzug Zahlen, die in die Nähe des Netzes gelangten, sich in Insekten verwandelten, die in dem Netz hängen blieben und eine fette Spinne dazu veranlassten, aus dem Nichts aufzutauchen und sie zu verspeisen.
    Ein makabrer Humor, aber wenn es funktioniert . Mit einem kurzen Befehl transformierte das Gespenst nun seinerseits in eine achtstellige Ziffernfolge aus Nullen und Einsen und klinkte sich in eine Kolonne ein, die auf das Netz zutrieb.
    Mona spürte den Zugriff eines anderen Programms und hing im selben Moment in dem Netz, wo auch sofort die Arachnoide auftauchte und sich das Zahlenmenü inklusive Mona einverleibte.
    Mona versuchte die Wirkung abzublocken, die die gewaltige Spinne auf sie ausübte, doch letztlich blieb ihr nichts anderes übrig als den, vermeintlich ewig dauernden, Fressvorgang über sich ergehen zu lassen. Fast wäre sie so weit gewesen, den Notschalter zu aktivieren, der sie sofort aus diesem Rechner gebracht hätte. Aber bisher gab es noch keine Virenaktivität oder gar einen Angriff auf sie, und sie hatte noch längst nicht annähernd herausgefunden, was tatsächlich in dem Rechner lauerte.
    Mit diesen Gedanken beschäftigt, registrierte sie fast zu spät den Umgebungswechsel. Sie löste sich aus der Zahlengruppe, die mittlerweile als Karawane in einer gigantischen Wüste unterwegs war, und schwebte wieder als Gespenst über dem Datenstrom. Die Weite der hier programmierten Umgebung machte es Mona ungleich schwerer, den eigentlichen Hauptrechner zu entdecken. Er schien sich ihrem Zugriff zu entziehen. Sie wagte nicht, Such- oder andere Hilfsprogramme zu aktivieren, die auf ihre Anwesenheit aufmerksam gemacht hätten. Etwas musste sich hier befinden, sonst wären Amber und Jacques nicht wieder hinausgeworfen worden, und Mona wollte wissen, was das war.
    Erst nach einigen Sekunden wurde ihr bewusst,

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