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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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metallenen Griffstangen so fest umklammerte. Er lockerte den Griff.
    Er sog die kühle Luft ein, als die Straße sich in die Berge hinaufzog. Zum zehnten Mal ließ er die Szene vor dem Zug vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Wie er gegen den bärtigen Soldaten gekämpft hatte und dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen war– Marco hatte ihn in letzter Sekunde gerettet, indem er den Reiter mit dem Quad gerammt hatte. Der Amerikaner hatte einen wachen Geist, wie Wu zugeben musste.
    Er war entschlussfreudig. Und kaltblütig, wenn es darauf ankam.
    Er verzog das Gesicht. Je öfter er an diesen Morgen dachte, desto wärmer wurde ihm ums Herz. Aber es war ein unwillkommenes Gefühl, amorph und fremdartig wie ein Tumor. Es war… Anerkennung, wurde er sich bewusst und war sofort wütend auf sich selbst. Ja. Das war es, eine diffuse Dankbarkeit gegenüber dem Amerikaner, der ihm das Leben gerettet hatte. Er wünschte, er könnte sich in den Schädel greifen und dieses Gefühl herausreißen.
    Doch er konnte sich der Wahrheit nicht verschließen. Der Amerikaner hatte ihn gerettet. Und ohne seine Hilfe wäre Wu nun tot, und China würde vielleicht auch in einer Welt der Auferstehung verrotten.
    Wu stieß die Luft aus und machte sich klar, worum es eigentlich ging. Hier in dieser Ödnis verfolgten er und Marco ein gemeinsames Ziel: Überleben. Und wenn Überleben bedeutete, gegen einen gemeinsamen Feind zusammenzustehen, dann war das eben so. Das MSS ist auch nicht im Besitz des Steins der Weisen, dachte er. In den fernen, sicheren Büros in Peking war es wohlfeil, nationalistisches Credo und Ideologie zu predigen. Doch hier draußen, unter diesen extremen Umständen, sollten solche Vorbehalte vielleicht ruhen. Natürlich nur vorläufig…
    Das Kinn fiel ihm auf die Brust. Schlafen, sagte er sich wieder. Er musste sich ausruhen und erholen. Er musste wieder genesen. Die kommenden Stunden würden ihm alles abverlangen.
    Die Berge ragten wie eine Wiege um ihn herum auf. Und schließlich spürte er, wie er emporschwebte, den Körper und die Schmerzen unter sich zurückließ. Er stieg auf wie ein luftig-leichter Drachen. Hoch empor und immer höher.
    Doch losgelöst von seinem Körper, bar jeder Kraft… war er verwundbar.
    Er erinnerte sich an den Ausspruch des Amerikaners: Ich habe noch nie jemanden getötet.
    Beim ersten Mal fällt es noch schwer, antwortete Wu im Traum. Die Empathie in seiner Stimme erstaunte ihn. Doch dieser Wu war nicht achtunddreißig. Dieser Wu war neunzehn, noch mit dem ungestümen Elan der Jugend.
    Wer war Ihr erstes Opfer?, fragte der Amerikaner.
    Ein Mann namens Tenzin Dawa. Ein Mönch in Tibet. Ich habe ihm für mein Heimatland die Kehle durchgeschnitten.
    Verstehe, sagte der Amerikaner.
    Ja. Dawa war ein Gegner der Eisenbahn, erklärte der junge Wu. Die Qinghai-Tibet-Eisenbahn. Als vor zwanzig Jahren dieses edle Unterfangen geplant wurde, den Westen Chinas zu erschließen. In seiner regen Fantasie sah Wu kühne Metallkonstruktionen, die sich zwischen den Bergen spannten. Man hatte sie errichtet, um in den noch unerschlossenen Regionen Industrie anzusiedeln und ihnen Wohlstand zu bringen– auch dem Dorf seiner Kindheit–, und doch hatten Tibeter wie der heilige Mann Dawa dagegen protestiert. Die Schienen seien eiserne Fesseln, klagten sie, ein Instrument der politischen Kontrolle, um Tibet mit unwillkommenen chinesischen Einwanderern zu überfluten. Dawa hatte eine Protestbewegung organisiert, die mit der Zeit zu groß und lästig wurde, und das MSS hatte befunden, dass eine verdeckte Operation erforderlich sei.
    Also haben Sie ihn getötet, stellte die Stimme des Amerikaners fest. Den Mönch.
    Ja.
    Und bereuen Sie es?
    Ich … ich hatte meine Befehle. Ich bin nicht derjenige, der etwas bereuen muss.
    Doch als Sie dann allein in Ihrem Hotel waren – haben Sie geweint?
    Ja. Ja, ich habe geweint.
    Wu setzte sich ruckartig auf. Er verspürte einen stechenden Schmerz, und er erduldete ihn. Er lachte spöttisch und leckte sich die Lippen, als wollte er einen schlechten Geschmack vertreiben. Die Nebel des Traums lichteten sich, verzogen sich wie die schwarzen Abgase des Quads.
    Das war lange her. Eine Erinnerung, die er lange unterdrückt hatte.
    Machen Sie nur keinen Fehler, Doktor Marco, dachte er. Er war wieder hellwach und erzürnt.
    Töten ist ganz einfach.
    Das werde ich Ihnen noch zeigen.
    9 . 5
    Auf den ersten anderthalb Kilometern, die sie durch Hemet fuhren, erkannte Marco nichts

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