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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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unter dem Kopf. Wenn er nur noch etwas fester zudrückte, würde die Haut aufgeschlitzt. Und tschüss, Rückenmark.
    Wu, du Hurensohn, dachte Marco wütend. Du bluffst doch nur.
    » Wu…«, sagte er warnend.
    » Ich frage Sie noch einmal, Doktor. Wohin…«
    » Wir sind schon da«, sagte Marco und bremste das Quad ab.
    Die grüne Rasenfläche des San Jacinto Valley-Friedhofs breitete sich im Norden aus, so weit das Auge der Männer reichte. Das Gras war zwar in die Höhe geschossen, aber noch grün– wie eine wilde Wiese, die von städtischen Straßen, Gehwegen und einer roten Ziegelsteinmauer, die sich um das gesamte Gelände herumzog, eingerahmt wurde. Aus der üppigen Vegetation ragten Grabtürmchen und Kreuze hervor, die Granitgrabsteine krönten. Eine breite, mit Pflastersteinen belegte Zufahrt öffnete sich einladend vor ihnen; Palmen säumten den Weg zu beiden Seiten wie riesige Sargträger, die darauf warteten, den nächsten Sarg zu seiner letzten Ruhestätte zu geleiten.
    Marco spürte, dass das Messer von seinem Nacken zurückgezogen wurde. Er drehte sich zu Wu um. Der Sergeant sah mit schräg gelegtem Kopf, womit er Argwohn und Neugier zugleich zum Ausdruck brachte, zum Friedhof. Hinter der Mauer flatterte ein blauer Schmetterling über den hohen Grashalmen.
    Schließlich runzelte Wu die Stirn und musterte Marco mit einem durchdringenden Blick, mit dem er ihn zum Geständnis eines jeden Täuschungsmanövers hätte bewegen können. » Sie haben hier jemanden liegen«, sagte er. Das war eine Feststellung, nicht etwa eine Frage.
    » Ja«, antwortete Marco nur. Was hätte er auch sonst sagen sollen? Er fragte sich, ob Wu über Danielle Bescheid wusste, und falls ja, ob Wu ihn jetzt für verrückt hielt. Er wartete.
    Wu atmete ein und wieder aus. Sein Atem ging schwer– wahrscheinlich war die Nase mit geronnenem Blut verstopft. » Und danach«, sagte er zur Klärung, » weiter nach Sarsgard. Ohne Zwischenstopps.«
    » Ja.«
    Wu verarbeitete die Information. » Einverstanden«, sagte er schließlich und tippte demonstrativ auf seine Armbanduhr. » Eine Viertelstunde. Dann geht’s weiter.«
    » In Ordnung«, sagte Marco und nickte. » Danke«, fügte er nach einer kurzen Pause noch hinzu.
    Wu verengte die Augen.
    » Fahren Sie schon los«, sagte er.
    Erleichtert fuhr Marco mit dem Quad durchs Friedhofstor. Der Weg, der sich vor ihnen erstreckte, verlief zwischen Bäumen hindurch und führte an reich verzierten Grabmalen mit griechischen Säulen und versiegelten Türen vorbei. Er wusste, wohin die Straße sie bringen würde. Einen sanften Hügel hinauf, am Friedhofsbüro und einer kleinen, beschaulichen Kapelle mit einem Turm vorbei, der von einem goldenen Kreuz verziert wurde. Er fuhr langsam und ließ den Blick nach rechts und links schweifen; er hatte plötzlich das Gefühl, vom Haupttor abgeschnitten zu sein. In der Tiefe des Friedhofs wurde man der umliegenden Stadt beinahe entrückt. Es gab nichts außer Trauerweiden, wucherndem Gras und Engelsskulpturen auf Grabsteinen, die ihn mit ausdruckslosen weißen Augen ansahen, als er vorbeifuhr. Die Äste der Bäume schienen überall mit Seide behangen zu sein; Raupen hatten ihre weißen Kokons in den Bäumen gesponnen, sodass der Hain trotz der Hitze fast winterlich anmutete.
    Nachdem die Straße einen Halbkreis beschrieben hatte und in Gegenrichtung zurückführte, stoppte Marco das Quad. Zur Rechten verlief ein mit Steinplatten ausgelegter Pfad und verschwand im Gestrüpp. Die steinerne Treppe erstreckte sich ein paar Meter in die Tiefe und wurde dann von wild wucherndem Gras und Efeuranken verschluckt.
    » Hier«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Wu.
    Er stellte den Motor ab. Seine Ohren dröhnten in der plötzlichen Stille. Der Geruch von Benzin und Öl wurde ihm von einer leichten Brise in die Nase geweht, und er hörte, dass Wu sich auf dem Sitz hinter ihm bewegte. Er betrachtete den Pfad, der in der Vegetation verschwand. Nichts regte sich.
    Doch – dort, bei dem rosafarbenen Marmorobelisken, schlug das hohe Gras Wellen, als würde es von irgendetwas aufgewühlt, das sich im Schutz des Grases auf Bodenhöhe hindurchbewegte.
    Ein Hinterhalt, sagte er sich und zog die Glock.
    Ein paar Sekunden lang sondierte er das Terrain. Die Grashalme beruhigten sich wieder.
    Nein, da lag keine Leiche im Hinterhalt. Es war nur der Wind gewesen.
    » Die Zeit läuft, Doktor«, sagte Wu. Er zuckte zusammen, grunzte und rutschte vom Quad herunter. Dann krümmte er

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