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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Wie weit noch bis nach Sarsgard?«, fragte Wu.
    » Hmmm… noch etwas mehr als hundertfünfzig Kilometer.«
    » Gut. Bringen Sie uns hin, bevor es dunkel wird.« Wu nahm seinen angestammten Platz in der Heckmulde des Quads ein.
    Marco faltete die Karte zusammen und setzte sich auf den Fahrersitz. Er wurde sich bewusst, dass er Wus knappen Anweisungen inzwischen widerspruchslos Folge leistete und nicht mehr das Bedürfnis verspürte, ihm zu widersprechen. Wu wusste, was er tat, dachte Marco. Daran bestand kein Zweifel.
    Und doch…
    » Es gibt im Zivilleben ein immer noch gebräuchliches Wort, müssen Sie wissen. Es heißt › bitte‹«, sagte er sarkastisch und drehte sich nicht einmal um, um zu sehen, wie Wu diese Zurechtweisung aufnahm. » Wie dem auch sei, wir werden bei der ersten Tankstelle außerhalb der Stadt noch einmal haltmachen. Und dann geht es nonstop weiter bis zum Ziel.«
    Er startete das Quad und wendete. Das durchgeschwitzte Hemd klebte ihm am Körper; er freute sich schon darauf, weiterzufahren und sich vom Fahrtwind abkühlen zu lassen. Bereitwillig beschleunigte das Quad und fuhr die von Rissen durchzogene Friedhofstraße entlang. Nach wenigen Sekunden rasten sie durch das Haupttor und tauchten wieder in die Welt aus Häusern und Straßen und Gehwegen ein. Dieser Übergang war irgendwie unheimlich, denn die Stadt wirkte noch lebloser als der Friedhof.
    Er gestattete sich einen letzten Blick zurück auf den in der Ferne verschwindenden Friedhof. Ein letzter Abschiedsgruß für Hannah.
    Ich liebe dich. Ich werde dich wieder besuchen. Das verspreche ich dir.
    Plötzlich verspürte er Schuldgefühle. Er wusste doch gar nicht, ob er dieses Versprechen überhaupt würde einlösen können.
    Aus dem Friedhof trottete ein kleiner schwarzer Hund mit weißem Brustfell auf den Gehweg und sah ihnen nach. Seine Schnauze triefte von einem dunklen, sämigen Saft– Leichenblut.
    Mach’s gut, Hundchen, dachte Marco. Schade, dass das mit dem » besten Freund des Menschen« diesmal nicht so ganz zugetroffen hat. Er gab Gas und raste durch die leeren Straßenzüge.
    Zu Roger Ballard.
    Marcos Augen tränten im Wind, und sein Herz schmerzte. Eines wusste er jedoch mit Sicherheit.
    Er sollte sich lieber auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren, sonst würde das Gefängnis von Sarsgard ihn bei lebendigem Leib auffressen.

Gefängnisstrafen
    10 . 1
    Am späten Nachmittag, als sie sich schon ziemlich tief in den San Bernardino Mountains befanden, tauchte plötzlich Verkehr vor ihnen auf. » Scheiße«, sagte Marco stöhnend. » Scheiße!«
    Er ging vom Gas und ließ das Quad auf der Gebirgsstraße dahinrollen. Etwa vierhundert Meter voraus war es geschehen– einer dieser gefürchteten Geisterstaus. Ein großer noch dazu. Hunderte Pkw und Minivans, Lkw und SUV , die verlassen herumstanden; in der gleißenden Wüstensonne schienen sie alle zu einem einzigen riesigen, glänzenden Klumpen zu verschmelzen wie ein Metallstopfen, den man dem Highway in den Arsch geschoben hatte. Alle Spuren waren blockiert. Und zu beiden Seiten der Straße ragten steile Felswände auf, die man unmöglich überwinden konnte. Die Männer saßen in der Falle.
    Marco murmelte Flüche und brachte das Quad vor der Stoßstange eines Mazda-Cabrios mit kalifornischen Nummernschildern zum Stehen. Das Auto hatte einmal eine schöne aquamarinblaue Lackierung gehabt, doch nun war es ausgebleicht, verfärbt und mit Roststellen übersät. Das Verdeck war offen, und die Ledersitze waren mit schwarzen Flechten überwuchert. Der Fahrer war verschwunden. Ein verrotteter brauner Collegeschuh lag neben der offenen Tür.
    Mit eingetrocknetem Blut überzogen.
    Genau deshalb soll man nicht auf Highways fahren, du Arschloch, sagte Marco sich zornig.
    Er hatte es verbockt, und er wusste es auch.
    Die I-215 war seine dämliche Wahl gewesen. Als sie Hemet verließen, hatte er sich in einem heißen Wettlauf gegen die Zeit gewähnt und im Adrenalinrausch direkt von dort nach Sarsgard rasen wollen. Geschwindigkeit war Trumpf. Die schnell weiterwandernde Sonne zog sie wie am Gängelband, und die Zeit schien ihnen davonzulaufen, während sie sich den Bergen am diesigen Horizont näherten. Marco schreckte vor der Vorstellung zurück, Sarsgard nicht rechtzeitig zu erreichen und die Nacht ungeschützt und verwundbar in der Wüste verbringen zu müssen.
    Kommt überhaupt nicht infrage, schwor er sich. Das darf einfach nicht passieren.
    Also hatte er sich vor einer Stunde an

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