Return Man: Roman (German Edition)
Reiter -Quad war inzwischen auf der anderen Seite angekommen. Das Fahrzeug kam etwa drei Meter entfernt schlitternd zum Stehen, und Monsterschädel stieß einen bellenden Schrei aus. Er und sein Fahrer stiegen vom Quad herunter, rannten los und versuchten verzweifelt, die halb offene Tür zu erreichen…
…und Marco kam Wu zu Hilfe, packte die Eisenstangen mit seinen verbrannten Händen und zerrte an der Tür. Stöhnend bewegte die rostige Tür sich auf den Rollen und schlug gegen den eisernen Türrahmen, gerade als Monsterschädel sie mit seinen dicken, behaarten Fingern packte…
…und der Summer verstummte, und das rote Licht erlosch. Die Tür fiel mit einem lauten metallischen Klicken ins Schloss, die Riegel schnappten ein.
Benommen und schnaufend lugte Marco durch die Gitterstäbe. Monsterschädel erwiderte seinen Blick finster. Er war nicht einmal dreißig Zentimeter von ihm entfernt, aber durch diese schicksalhafte Wendung unaufhebbar von ihm getrennt– ein Mann war verdammt, der andere erlöst. Aus der Nähe funkelten die schwarzen Augen des Kommandanten wie glühende Kohlen– wenn Blicke hätten töten können. Seine vernarbten Lippen verzogen sich zu einem hasserfüllten Grinsen. Er war bereit, seine Strafe anzunehmen.
Der Reiter -Chauffeur sah das aber nicht so gelassen. Er stieß einen entsetzten Schrei aus und zerrte an den Stangen, doch die Tür gab keinen Millimeter nach. Er war noch jung, hatte große Ohren, picklige Wangen und einen flaumigen Bart. Er trug eine olivgrüne Montur, die ihm um die schmächtige Brust schlackerte. Er war noch ein Teenager, irgendjemandes Kind, das keine zwanzig Jahre alt werden würde. Seine Augen weiteten sich bei dieser Erkenntnis, und er zog seine Pistole und betrachtete sie, schwenkte sie und fragte sich, wie er sie am besten einsetzen sollte– sollte er die Leichen oder Marco oder doch sich selbst erschießen? Und dann wirbelte er keuchend herum und rannte zum Quad zurück, um sich der Feuerkraft der Browning zu bemächtigen, doch zu spät…
So sinnlos.
…denn die Leichen fielen über ihn her, drückten ihn unaufhaltsam gegen die Stangen und begannen, ihn aufzufressen. Er stieß einen schrillen Schrei aus, ein Ausdruck höchster Qual, der Marcos Trommelfelle wie blutige Nägel durchstach; und Marco taumelte entsetzt vier, fünf, zehn Schritte zurück, als die toten Häftlinge den Jungen regelrecht zerfetzten. Eine Leiche mit einem Warzengesicht biss dem Soldaten in sein großes Ohr und riss es ab; das Körperteil, an dem Knorpelstränge und Fleischfetzen hingen, knirschte wie ein blutiger Krapfen zwischen den Zähnen des Kadavers. Der Junge stieß einen gurgelnden Laut aus und erbrach gelb-braune Galle und Blut…
…und neben dem sterbenden Teenager war Monsterschädel, der von der Horde gegen die Gitterstäbe gedrückt wurde. Er hatte die Arme weit ausgebreitet, als würde er gekreuzigt. Die toten Münder bissen ihm in die Schultern, in den Bizeps, die Unterarme, die Finger, und er schaute Marco noch immer unverwandt und trotzig an. Er weigerte sich aufzuschreien; der ganze Körper des Mannes verkrampfte sich, als hätte man ihm einen Stromschlag versetzt, und die Adern an den Schläfen des kahlen Kopfes schlängelten sich wie Blitze. Er biss sich so fest auf die Lippe, dass er Blut spuckte und die Unterlippe abriss. Er spuckte sie durch die Gitterstäbe auf Marco.
Und dann ereilte ihn der Tod.
Klauenartige Hände gruben sich in die knochigen Schläfen des Kommandanten– über den Ohren, unter den Augenbrauen und in die Augenhöhlen–, und mit einem langsamen, furchtbaren, feuchten, schmatzenden Knacken brach der große Schädel auseinander. Die Leichen zertrümmerten die Schädeldecke und lösten Bruchstücke ab, als schälten sie ein hart gekochtes Ei, und das Gehirn quoll heraus, und Marco würgte, als das Gesicht des Mannes förmlich umgestülpt wurde– wie ein roter, feuchter Lappen mit unglaublich runden, weißen Augäpfeln.
Einen letzten Moment lang sahen die Augäpfel ihn noch hasserfüllt an. Und dann rollten die beiden Kugeln zurück in die blutige Masse, die einmal das Gesicht des Mannes gewesen war, und die Nervenimpulse in den zuckenden Gliedmaßen erstarben. Monsterschädel bewegte sich nicht mehr. Sein Blut bildete eine Pfütze auf dem Boden, drang unter der Tür hindurch und floss auf Marco und Wu zu, während die Leichen ihre Beute verschlangen.
Unzählige tote Häftlinge schlugen gegen die Tür, streckten ihre verfärbten Arme
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