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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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durch die Gitterstäbe und fuchtelten in der Luft herum. Bettelten um Fleisch.
    Marco machte einen Satz, als Wu ihn am Ellbogen berührte.
    » Wir sollten besser weitergehen«, sagte Wu. » Für den Fall, dass die Tür sich doch wieder öffnet.«
    » Aber… wie?«
    » Ich weiß nicht, Doktor. Lassen Sie uns einfach gehen.«
    » Auf dieser Seite gibt es Strom.« Marco runzelte die Stirn und erinnerte sich daran, was er in der Nacht zuvor gesehen hatte, als er den Blick über das Gefängnisgelände hatte schweifen lassen. » Letzte Nacht habe ich ein Licht bemerkt.«
    Er sah sich um und stellte fest, dass Wu schon den Gang entlanglief. Er rannte ihm nach und war froh, der Übelkeit erregenden Geräuschkulisse an der Gittertür zu entgehen– den schmatzenden Mündern, dem glitschigen Fleisch. Und man hörte ein Knacken, als ob jemand herzhaft in einen saftigen Apfel biss. Schrille Schreie, als die Leichen sich um eine Handvoll Fleischfetzen stritten. Und am schlimmsten überhaupt war ein tiefes, zufriedenes Murmeln– mmmm, mmmm – das Geräusch von Tafelnden, die ihre Mahlzeit genossen. Ein delikates, hervorragendes Essen.
    Mehr sind wir auch nicht für sie, dachte Marco. Nur Essen. Keine Menschen.
    Überwältigt von diesem Horror ergriff er die Flucht.
    11 . 4
    Er rannte ungefähr fünfzehn Meter weit, bis der Korridor in einen kleinen Vorraum mündete. Es schien sich um eine Art Empfangsbereich zu handeln. Hier drin war es heller; es war bereits Frühstückszeit, und das Sonnenlicht fiel durch ein Oberlicht in der gewölbten Decke und zeichnete ein weißes Rechteck auf den ansonsten noch dunklen Boden. Ein hüfthoher Tresen stand rechts neben Marco und teilte den Raum in zwei Hälften; die nackte Oberfläche war mit roten Handabdrücken übersät.
    Wu beugte sich über den Tresen und verkrampfte sich. Dann entspannte er sich wieder.
    Auf dem Boden lag die kopflose Leiche eines Wärters neben einem umgekippten Drehstuhl. Leere Patronenhülsen einer Pumpgun waren auf den Fliesen verstreut. Die Waffe selbst war nicht sehen.
    » Nun wissen wir zumindest, dass er uns nicht durchgelassen hat«, sagte Marco.
    Ein leises Summen lenkte seine Aufmerksamkeit auf ein Regal hinterm Tresen. Er beugte sich hinüber und sah eine Reihe von acht Überwachungsmonitoren, auf denen wie bei einem Miniatur-Filmfestival mehrere Übertragungen simultan liefen. Es handelte sich aber nur um unscharfe Schwarz-Weiß-Bilder. Er sah den Hof aus zwei verschiedenen Blickwinkeln– auf einem Bildschirm den verlassenen Militär-Lkw an der Ziegelsteinmauer und auf dem zweiten Leichen, die durch den zerrissenen Zaun strömten. Daneben war das Erdgeschoss des Zellenblocks B, der nun wieder leer war und geradezu unheimlich wirkte, und die obere Galerie, mit den Leichen übersät, die Marco mit der M9 niedergemäht hatte. Und da war auch die fette Leiche, die noch immer wie eine Schildkröte auf dem Rücken lag und mit ihren kurzen, dicken Gliedmaßen in der Luft zappelte.
    Auf dem nächsten Bildschirm sah er die verriegelte Sicherheitsschleuse. Die Leichen hatten noch nicht aufgegeben. Sie stürmten zornig und mit voller Wucht gegen die Tür; tote Gesichter lugten durch die Gitterstäbe, und ihre desolaten Körper drängten sich so dicht, dass sie eher einer festen Masse glichen als einzelnen Individuen. Wie eine tausendköpfige Hydra.
    Marco drehte sich zu Wu um. » Wir haben eine gute Show für die Kamera geboten. Action pur.«
    » Einer fehlt.«
    » Was?«
    » Ein Monitor«, sagte Wu. » Sehen Sie doch.«
    Er hatte recht. In der unteren Reihe der Bildschirme klafften eine Lücke und ein Loch in der Platte, wo ein Kabel befestigt gewesen war.
    » Interessant«, sagte Marco. » Irgendjemand hat ihn sich ausgeliehen.«
    Eine in der Ecke der Decke montierte Überwachungskamera registrierte seine Reaktion mit einem stummen schwarzen Auge. Ein kleines rotes Licht blinkte an der Seite. Marco stellte sich vor, dass von dieser Linse tentakelartige Kabel ausgingen, die sich durch die schimmligen Wände zogen und in der Krankenstation verzweigten– ein mechanischer Torwächter, der dem verborgenen Hausherrn die beiden Neuankömmlinge vorstellte.
    Plötzlich verspürte Marco ein Unbehagen und verengte die Augen, als könnte er mit der richtigen Fokussierung die Linse durchdringen. Sein Puls raste im Takt des roten Blinklichts.
    » Wir sind da«, murmelte er. » Wir kommen jetzt rauf.«
    Am Ende des Empfangsbereichs stand noch eine Gittertür offen und

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