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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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fühlte sich fantastisch frisch auf den Wangen an, als er mit spielerischer Leichtigkeit die paar vereinzelten Leichen umkurvte, die sich noch immer auf dem Gelände herumtrieben.
    Zwei Minuten später hatte er das Gefängnis durch das in die Betonwand gesprengte Loch verlassen und das Quad gegen eines der übrigen verlassenen MTVR eingetauscht; nach fünf Minuten raste er mit dem Lkw auf der Route 247 in östlicher Richtung nach Arizona zurück– zurück zur Basis, zurück zu dem Rest der Realität, der ihn dort vielleicht noch erwartete. Er betrachtete sich im Spiegel– seine Augen waren verquollen und blutunterlaufen, und nun wurden sie auch noch durch die Tränen gerötet, die unkontrolliert hervorquollen–, während das Gefängnis von Sarsgard hinter ihm im Rückspiegel kleiner wurde, immer weiter schrumpfte, bis es schließlich verschwunden war und Roger und Wu mit sich in die Leere riss.
    Es war alles vorbei.
    Seine Hände umklammerten das Lenkrad. Traurig warf er einen Blick auf den zu großen Platinring, der ihm schief am Ringfinger steckte.
    So allein wie jetzt hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.
    Aber ich bin noch am Leben, sagte er sich, brach wieder in Tränen aus und schmeckte die salzige Flüssigkeit auf den Lippen. Nach allem, was geschehen ist – nach diesem ganzen Mist noch immer am Leben.
    Scheiß drauf. Scheiß auf das Gefängnis.
    Ich bin begnadigt worden.

Rückkehr
    13 . 1
    Arizona. Kurz nach Einbruch der Morgendämmerung war er wieder zu Hause. Er war die ganze Nacht durchgefahren– eine trostlose Reise im MTVR über den Redlands Highway, ungefähr sechshundertfünfzig Kilometer durch eine einschläfernde Einöde. Die Haustür knarrte, als er sie öffnete. Begrüßt wurde er nur von dem Schmerz, den er als einsamer Heimkehrer immer verspürte. Ihm wurde kein herzlicher Empfang bereitet, und es vermittelte ihm auch niemand das schöne Gefühl, dass man ihn vermisst hatte. Dem Haus war es egal, ob er lebte oder tot war. Er dachte an die streunenden Hunde in Hemet, diese armen, herrenlosen Tiere, und er fragte sich, ob vielleicht– nur vielleicht– die Zeit gekommen sei, seine Angst zu überwinden und sich auch einen treuen Hund zuzulegen. Wäre vielleicht ganz schön, einen Freund zu haben.
    Sein Büro im ersten Stock mutete irgendwie traumartig an, vertraut und doch fremd, als wäre er während der sechzehnstündigen Fahrt eingeschlafen und hätte die Heimkehr nur geträumt. Aber er wusste, dass es die Realität war. Er hatte viel zu starke Schmerzen; einen so durchdringenden, stechenden Schmerz konnte er einfach nicht träumen– ein Dutzend blutiger Wunden in seiner Haut brannten wie kleine Feuerstellen, purpurne Glut schwelte unter den Quetschungen an Armen, Beinen und auf dem Bauch. Er war eine lebende Laborprobe zur Untersuchung von Schnittwunden, Kratzern, Blasen, Beulen und Prellungen.
    Er ließ sich auf den Stuhl fallen und schaltete den Computer ein.
    Er verzichtete darauf, die Barrikade zu kontrollieren. Oder die Falle.
    Die Falle ist leer. Sie kommt nicht zurück.
    Mit einem freudlosen Lächeln wählte er Benjamins Nummer.
    Das Telefon klingelte achtzehn Mal. Schließlich wurde der Hörer abgenommen, und ein körniges Video erschien auf dem Bildschirm. Ein Gesicht. Owen Osbourne.
    Marco wunderte sich nicht darüber. » Hallo, Schatz. Bin wieder zu Hause.«
    Falls das überhaupt möglich war, wirkte Osbourne noch hässlicher als vor vier Tagen– als verwandelte er sich tatsächlich von einem Menschen in einen Fisch. Die Augen schienen noch etwas weiter auseinandergetreten sein, und sein Piranhagesicht war noch kälter. Das feuchte weiße Haar klebte ihm wie Schleim am Hinterkopf und ließ darauf schließen, dass er gerade aus der Dusche gekommen war. Seine schwarzen Pupillen glänzten. Voller Erwartung.
    » Willkommen daheim, Doktor Marco. Wir haben schon auf Sie gewartet.«
    » Ja, ’tschuldigung, dass Sie warten mussten. Wo ist Ben?«
    » Haben Sie Ballard gefunden?«
    » Wo ist Ben?«, insistierte Marco. » Ben!«, rief er. » Bist du da?«
    » Ich bin hier, Mann«, ertönte Bens Stimme von außerhalb des Erfassungsbereichs der Kamera. Er klang schrecklich– heiser und müde. Dann waren die letzten Tage auch für Ben ziemlich hart gewesen. » Alles cool.«
    » Okay«, sagte Marco und entspannte sich. » Schön, wieder deine Stimme zu hören, Kumpel.«
    » Ganz meinerseits«, sagte Ben. » Hätte nicht mehr viel gefehlt, und ich wäre durchgedreht…«
    »

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