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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Geschwindigkeit noch einmal. Und nach zwei Minuten hatte er den Zug auf die atemberaubende Geschwindigkeit von über hundertvierzig Stundenkilometern beschleunigt. Er warf einen Blick in den Spiegel und nickte zufrieden.
    » Alles klar«, sagte er. » Quads erreichen eine maximale Geschwindigkeit von knapp über hundert Stundenkilometern; die militärischen Versionen sind auch nicht schneller. Wir haben ihn abgehängt. Er wird sich selbst verfluchen.«
    » Aber… ich meine… er wird doch jetzt nicht einfach aufgeben, oder?«, fragte Marco.
    » Nein«, räumte Wu ein. » Er wird weiterhin unsere Spur verfolgen. Er weiß vermutlich auch, wer Sie sind, und dass Sie Ballard suchen. Ich bezweifle allerdings, dass er weiß, dass unser Ziel Sarsgard ist. Sonst müsste er uns nicht verfolgen– er wäre nämlich schon dort. Deshalb sind wir noch immer im Vorteil. Wir werden den Zug wie geplant in San Bernardino verlassen. Aber ich kann den Totmannwarner so manipulieren, dass die Lokomotive auch ohne uns weiterfährt. Er wird den Schienen folgen, ohne zu wissen, dass wir gar nicht mehr im Zug sind.« Wu schniefte. » Und dann wird er im Bahnhof von L. A. die Trümmer des Zuges finden und von einer Million Leichen in Empfang genommen werden.«
    Marco schloss die überanstrengten Augen. Die Flut der Informationen wirbelte in seinem Kopf wie ein Tornado, und er versuchte verzweifelt, sie zu erhaschen und zu sortieren. » Gut– nur damit ich das auch richtig verstehe«, sagte er und schlug die Augen wieder auf. » Dieser Kerl ist ein Spion, stimmt’s?«
    Wu warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. » Ja, ein Agent. Ich glaube schon.«
    » Auf der gleichen Mission wie wir? Um Roger zu töten?«
    » Ja.«
    » Aber weshalb? Wieso will jeder, dass Rogers Leiche zurückgegeben wird?«
    Wu legte den Kopf auf die Seite und runzelte die Stirn. Marco spürte förmlich, dass er sich eine Antwort zurechtlegte und nur noch nicht wusste, ob er ihm schon wieder eine Halbwahrheit oder diesmal doch eine glatte Lüge auftischen sollte. Dann schien der Sergeant schließlich eine Entscheidung zu treffen. » Das ist nicht alles, was sie wollen.«
    » Soll heißen?«
    » Soll heißen, dass die Tötung von Ballard nicht das Endziel ist.«
    » Gott verdammt«, sagte Marco. Jetzt reichte es ihm. Er ging um den Führertisch herum, packte den Fahrschalter und zog, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Er hätte eigentlich erwartet, dass Wu ihm die Hand wegschlug. Stattdessen verengten die Augen des Soldaten sich– sein Blick drückte keine Überraschung aus, sondern Neugier. Er interessierte sich dafür, was Marco wohl als Nächstes tun würde. Marco sah ihm in die Augen und hielt seinem Blick stand.
    » Ich habe jetzt genug von diesen schwammigen Antworten«, sagte Marco mit vor Zorn geröteten Wangen. » Sie erinnern sich noch an unsere Abmachung? Das Ehrenwort. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß, und jetzt sind Sie, Gott verdammt noch mal, an der Reihe. Oder soll ich den Zug anhalten, damit unser neuer Freund uns doch noch einholen kann? Vielleicht wäre er so freundlich, mir zu erklären, was hier vorgeht.«
    Wu zog die Mundwinkel herunter. Im unbeleuchteten Führerstand war sein Gesicht nur schemenhaft und stilisiert zu erkennen: schwarze, bodenlose Löcher, wo vorhin seine grünen Augen gefunkelt hatten. Die beiden Männer hielten an der Konsole gleichsam die Stellung und taxierten sich. Sie standen reglos da, nur manchmal wurden sie vom Zug durchgeschüttelt. Dann durchbrach das leise Signal des Totmannwarners die Stille.
    Ping.
    Nach einer kurzen Pause ertönte das Geräusch wieder und dann noch einmal– ping ping ping. Wie die Glocke, die am Ende einer Runde im Ring die Boxer aufforderte, voneinander abzulassen.
    Wus Hand tauchte aus der Dunkelheit auf, die seine Hüfte umgab. Der Mandarinenten-Haken schimmerte im roten Licht der Instrumentenbeleuchtung. Ungerührt stützte er die Klinge auf der Konsole ab– langsam, bedächtig und nur ein paar Zentimeter von Marcos ausgestreckter Hand entfernt.
    » Lassen Sie den Fahrschalter los, Doktor«, sagte Wu.
    Marco dachte gar nicht daran. » Oder was…?«
    Wu sagte nichts.
    Ping ping ping. Ein Dauerton. Nun mussten jeden Moment die automatischen Notbremsen eingreifen und die Lokomotive zum Stehen bringen.
    Ping ping ping.
    Mit einer ruhigen Bewegung legte Wu das Messer weg und drückte mit der nun leeren Hand auf den Totmannschalter. Das Warnsignal verstummte.
    » Lassen Sie den

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