Revanche - Exposure
dass er sich Ärger einhandeln würde. Er hatte dieser Emma Sands doch nur ein bisschen Angst machen wollen. Bis sie endlich die Segel strich und abhaute.
»Wer will mich denn groß davon abhalten, Gertz?« Elvis’ unvermittelt ruhige, sachliche Art empfand der Mechaniker als noch bedrohlicher. »Sind doch nur du und ich im Zimmer, Kumpel. Und he, sieh’s doch mal positiv«, setzte der Polizist gespielt freundlich hinzu, während er sich Bill mit raubtierhafter Geschmeidigkeit näherte. »So hast du eine echt sportliche Chance - du kannst dich wehren, das darfst du dir im Knast getrost abschminken. Kann doch nicht so schwer sein, mich fertigzumachen, oder? Mensch, überleg mal, ich bin ein Krüppel und hab im Gegensatz zu dir nur eine funktionsfähige Hand.«
»Von wegen Krüppel und eine funktionsfähige Hand, du hast eine Knarre .« Bill wich vor dem näher kommenden Elvis zurück. Auch ohne Waffe und mit nur einer Hand war sein Gegner ein gigantisches Muskelpaket. Zudem wusste Bill aus leidvoller Erfahrung, dass Elvis schon als Jugendlicher Mordskräfte besessen hatte.
Ganz zu schweigen von den blitzenden blauen Augen, die seine ölige Stimme Lügen straften.
»Ich nehm sie ab«, erbot Elvis sich großzügig. »Wir können sie ja durch den Raum schleudern und sehen, wer sie als Erster zu fassen bekommt, was hältst du davon? Der Sieger jagt dem Verlierer eine Kugel durch den Schädel. Das müsste doch ganz in deinem Sinne sein, Bill. Du konntest mich noch nie besonders leiden.«
Bill fing erkennbar an zu schwitzen. »Jesses«, flüsterte er. »Ich glaub, jetzt bist du komplett durchgeknallt.«
»Echt? Du hättest die Kleine aus dem Spiel lassen sollen, Gertz.«
»Es war ein Unfall!« Bill stolperte über den Sessel und glitt hastig hinter die gepolsterte Rückenlehne, als suchte er Deckung vor Sheriff Donnelly. »Ich wollte ihrer Mutter nur einen kleinen Denkzettel verpassen, dass sie mir nicht mehr in meinen Geschäften herumpfuscht. Ich wollte niemanden verletzen.«
»Wie kamst du denn auf das schiefe Brett, den beiden einen Mordstrümmer von Stein ins Zimmer zu schmei ßen?«
»Ich wollte bloß, dass die Tussi endlich verschwindet.«
Die Tür sprang auf, und Ben betrat den Raum. Bill Gertz glitt hinter dem Sessel hervor und stellte sich Schutz suchend neben ihn. Ben spähte zu Elvis hinüber. »He«, meinte er lakonisch. »Was geht hier ab?«
»Ich war gerade dabei, Mr. Gertz über seine Rechte aufzuklären«, antwortete Elvis.
»Das ist eine gottverdammte Lüge!« Gertz schnellte zu Ben. »Er wollte mich umbringen, Ben.«
Ben schnaubte verächtlich. »Noch so’n Witz, und ich mach mir in die Hosen vor Lachen.«
»Ich lüg nicht! Er wollte mich zu Kleinholz verarbeiten oder mir gleich das Hirn aus dem Schädel pusten.«
»Was du nicht sagst«, versetzte Ben ungerührt. »Und jetzt reiß dich mal am Riemen, Bill«, ätzte er scharf. »Elvis Donnelly ist ein echter Profi. Wenn du meinst, du kannst mir hier irgendeine hanebüchene Geschichte auftischen, dann bist du verdammt schief gewickelt.«
»Demnächst hat er jedenfalls viel Zeit zum Nachdenken, was, Bill?« Elvis trat hinter den Mechaniker und drehte ihm die Hände auf den Rücken. »Sie haben das Recht zu schweigen.« Er legte Gertz Handschellen an und ließ sie mit einem leisen Klicken zuschnappen. »Alles, was Sie jetzt sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
»Ich wollte die Kleine nicht verletzen«, beteuerte Bill Gertz stumpf, als sie ihn die Treppe hinunterführten. »Mann, ich wollte keinem was tun. Ich wollte doch bloß, dass diese superclevere Schlampe mir nicht sämtliche Reparaturen wegschnappt und mir das Geschäft versaut.«
»Aber das ist ja hirnrissig, Cher «, erregte sich Emma, als Elvis nach Mitternacht heimkehrte. Er weckte sie sanft, schilderte ihr, was passiert war. Sie blinzelte ihn schläfrig benommen an. » Mon Dieu , Elvis, die paar Autos, die ich repariert hab! Das war doch nicht der Rede wert, oder?«
»He, wir beide wissen, dass es hirnrissig ist«, räumte Elvis ein. Er löste Dienstmarke und Namensschild von seinem Uniformhemd und legte beides auf die Kommode. »Bills mieser, kleiner Idiotenschädel tickt da offenbar anders. Er meinte wohl, dass du ihn über kurz oder lang aus dem Geschäft drängen wolltest.« Er zog sein Hemd aus und betrachtete es kritisch, ob es für den nächsten
Tag noch sauber genug wäre. Das Hemd in der Hand, sah er wieder zu Emma. »Es juckte mir
Weitere Kostenlose Bücher