Revanche - Exposure
zuckte wegwerfend mit den Schultern. »Im Übrigen habe ich Bills Anwalt damit gedroht, dass wir vor Gericht mit Fotos belegen werden, wie gravierend Gracies Kopfverletzungen waren. Und ich hab ihm erklärt, dass die Kleine den Geschworenen brühwarm erzählen wird, wie man sich fühlt, wenn man von
den Splittern einer eingeschlagenen Fensterscheibe torpediert wird. Um das Ganze zu toppen, kam ich natürlich auch noch auf die aufgeschlitzten Reifen zu sprechen und die obszönen Sprüche, die Gertz auf deinen Chevy gepinselt hat.« Er grinste selbstzufrieden. »Von daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass sein Anwalt die ursprüngliche Verteidigungstaktik weiter verfolgen wird.«
»Hoffen wir das Beste«, seufzte Emma milde besänftigt. Sie umarmte ihn und begann, an seinem Hosenbund herumzuspielen. »Komm ins Bett, Cher« , drängte sie, während sie ihn von Jeans und Slip befreite. »Du hattest sicher einen total anstrengenden Abend und bist völlig erledigt.«
»Hi, Miss Wuby!«, rief Gracie, die vor Emma in das Café rannte. »Ich weiß was! Ich weiß was! Wir … Schau mal, Maman ! Da ist ja auch Miss-us Mackey!« Sie steuerte von Ruby zu Clares Tisch. »Rat doch mal!«, kreischte sie und kletterte auf einen Stuhl. Die Hände auf die Tischplatte gestützt, hippelte sie aufgeregt von einem Fuß auf den anderen, während sie Clare mit riesigen schokoladenbraunen Augen anstarrte. »Weißt du was, Miss-us Mackey? Ich und Mommy, wir werden heiraten!«
Unterhaltung und Geschirrklappern erstarben, und sämtliche Gäste verdrehten spontan die Köpfe zu Emma.
» Bonjour «, sagte sie allgemein in den Raum. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann sie das letzte Mal vor Publikum rot geworden war. O Schreck, jetzt spürte sie jedoch unangenehm deutlich, wie die Hitze in ihre Wangen schoss. Hastig setzte sie sich neben ihre Tochter und erwiderte halbwegs gefasst Clares wissendes Lächeln.
Ruby steuerte an ihren Tisch, die Kaffeekanne in der Hand.
»Kaffee oder Cola?«, erkundigte sie sich scheinheilig. Und bedachte Emma mit einem breiten Raus-mit-der-Sprache-Grinsen.
»Cola, Cola, Cola«, bettelte Gracie. Ihr schrilles Stimmchen und das hektische Herumgezappel signalisierten Emma, dass das Kind völlig überdreht war.
»Sie bekommt ein Glas Milch«, meinte sie sanft, aber entschieden und hob ihre Tochter vom Stuhl auf ihren Schoß. Gracie umschlang ihren Nacken. »Und für mich bitte Eistee. Was möchtest du essen, Herzchen? Wie wär’s mit einem Thunfisch-Sandwich?«
»Mmmh, lecker. Und dazu Kartoffelchips, Maman. Aber die gewellten.«
»Ich nehme den Geflügelsalat«, setzte Emma hinzu und gratulierte sich im Stillen, wie elegant sie sich der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen hatte.
Aber sie hatte sich zu früh gefreut. »Wen heiratet ihr beiden denn, Schätzchen?«, nahm Clare den Gesprächsfaden wieder auf. Als wenn sie das nicht genau gewusst hätte! Auch ohne ihr und Rubys gönnerhaftes Lächeln war Emma sich durchaus gewärtig, dass sämtliche Gäste Ohren wie Rhabarberblätter bekamen, als Gracie tief Luft holte, um bereitwillig Antwort zu geben.
»Sheriff Elbis Don’lee.« Ungestüm umarmte Gracie ihre Mutter. »Er wird mein Daddy !«
Ruby stellte die Kaffeekanne auf den Tisch und setzte sich. Die Arme vor der Brust verschränkt, grinste sie Emma verzückt an. »Mensch, Mädchen, seit Sie in Port Flannery sind, ist endlich mal was los in der Bude. Erst die Geschichte mit Bill Gertz’ Festnahme - und dann das.
Elvis Donnelly, ich fass es nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie arbeiten wohl daran, dass sich der Junge hier integriert, was?«
» Oh, oui, mon amie. Sie haben es erfasst«, räumte Emma ein, die wie üblich in kerzengerader Haltung auf ihrem Stuhl saß. Dass Elvis von den Inselbewohnern akzeptiert würde, war ihr ein inneres Anliegen. Sobald sie sich umschaute, gewahrte sie, wie die Gäste verlegen den Blick senkten oder ihr anerkennend zunickten.
»Was heißt dieses komische Inte… -Dingsda, Miss Wuby?«
Ruby klappte überrascht den Mund auf und zu. Für eine Erklärung fehlten ihr die passenden Worte. Emma spähte von ihr zu Gracie. »Mmh, manche Leute mögen Elvis nicht so gut leiden wie du und ich, Herzchen«, klärte sie ihre Tochter auf und strich ihr die vorwitzig gekräuselten Löckchen aus der Stirn. »Integrieren bedeutet, dass wir beide dafür sorgen werden, dass er hier in der Stadt Freunde findet und so.«
Gracie plusterte sich auf. »Wer kann meinen Elbis
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