Revanche - Exposure
war ja ganz was Neues. Nie im Leben hätte sie Elvis zugetraut, dass er sie physisch bedrängen würde, und jetzt das. Lernte man so was auf der Polizeiakademie? Aber vielleicht war es ja auch nur eine dieser testosterongesteuerten Anwandlungen. Macho überwältigt kleines, wehrloses Weibchen. Wie auch immer, seine Haltung war eindeutig
aggressiv. Sie hatte seinen Plänen nicht zugestimmt, und wumm! Dem Pascha widerspricht man nicht, schon vergessen? »Ich sag dir auch, warum nicht«, schnaubte sie wütend und enttäuscht. Sie schob ihn von sich, schlang die Arme um ihren Körper und funkelte ihn giftig an. »Weil ich nicht geheiratet werden will, um ›meinen Ruf zu retten‹.«
»Das hab ich gar nicht -«
»Du bist mir nichts schuldig, kapiert, Donnelly? Ich brauche weder eine Gefälligkeitsehe noch einen Vater für mein Kind.«
»He, warte! Moment mal, Em! Ich glaube, wir reden aneinander vorbei. Grundgütiger, du hast da was in den falschen Hals bekommen.«
»Ah oui , das ist wieder mal typisch. Heißt das, ich bin blöd oder was?«
Ein frustriertes Seufzen entwich seiner Kehle, als er nach ihr griff und sie ihn entrüstet wegschob. Sein Arm sank kraftlos hinunter. Mist, die Situation war plötzlich total verfahren!
»Verdammt, Emma«, sagte er verzweifelt, »so hab ich das weiß Gott nicht gemeint.« Seine Kinnmuskulatur zuckte. »Mittlerweile müsste dir doch klar sein, dass ich bis über beide Ohren in dich verschossen bin.« Als sie den Mund zu einer - zweifellos giftigen - Entgegnung öffnete, hob er beschwichtigend die Hand. »Nein, lass mich das erst zu Ende bringen. Ich geb ja zu, ich hab’s irgendwie falsch angefangen, mich missverständlich ausgedrückt. Aber glaubst du wirklich, dass deine Interpretation stichhaltig ist?« Er lachte kopfschüttelnd. »Nein, Emma, ich kann mir nichts Himmlischeres vorstellen, als dich zu heiraten und deiner Kleinen ein guter Dad zu
sein. Was sag ich, Gracie ist für mich wie ein eigenes Kind. Und die Vorstellung, dass hier irgendwann noch eins heranreifen könnte …« Seine warmen, starken Finger streichelten über ihren Bauch. »Einfach fantastisch.« Er zog seine Hand weg und fixierte Emma beschwörend. »Ich kann ja verstehen, dass du nichts mit mir und diesem Kaff zu tun haben willst. Aber ich liebe dich nun mal - und das weißt du auch. Wie kommst du darauf, dass ich dich heiraten will, weil ich mich verantwortlich für euch fühle? Eine Gefälligkeitsehe , pah!« Er hatte sich richtig in Rage geredet, aber das war ihm inzwischen völlig egal.
Ein heißes Prickeln durchflutete Emmas Magengegend. Ihr Blick wurde sanfter. »Na ja, vermutlich war ich einfach sauer wegen deiner Argumentation vorhin«, murmelte sie. Es war alles nur ein Missverständnis, dem Himmel sei Dank. Sie hob eine Hand, strich sanft von seiner angespannten Kinnmuskulatur zu der Narbe auf seiner Wange.
Aber das nahm er ihr nicht ab. Er blieb stocksteif vor ihr stehen, während er gegen seine aufwallende Verärgerung ankämpfte. »Mag sein«, meinte sie gedehnt, während sie die Arme um seinen Nacken schlang, »dass ich einfach nicht genug Vertrauen zu dir hatte.«
Seine strahlend blauen Augen fingen jede Regung in ihrem Gesicht auf, bis er ihr schließlich ein entwaffnendes Lächeln schenkte. »Echt?«
» Oui. Ich hab voreilige Schlüsse gezogen und fühlte mich verletzt. Dachte, du willst mich bloß heiraten, um meinen Ruf zu schützen, oder weil Grace Melina ihr kleines Plappermäulchen nicht halten könnte.«
»He, das sind doch beides gute und stichhaltige Gründe«, zog Elvis sie auf. »Aber Spaß beiseite, ich will wirklich
nicht, dass sich die Leute die Mäuler über uns zerrei ßen. Nachher muss ich noch handgreiflich werden, Em. Und Beanie ist so ein süßes Kind, ich möchte für sie sorgen. Bislang wusste ich gar nicht, dass ich zu solchen Empfindungen fähig bin.« Zärtlich rieb er seine Stirn an Emmas. Dann gab er ihr einen raschen, ungestümen Kuss und richtete sich erneut auf. Er grinste. »Aber du hast natürlich Recht, Schätzchen: Ohne Liebe geht gar nichts. Das ist das Ausschlaggebende. Also heiraten wir, abgemacht?«
» Oui« , antwortete sie. »Und zwar schleunigst.« Sie schmiegte sich innig an ihn, blinzelte verliebt zu ihm auf. »Und glaub ja nicht, ich lasse mich je wieder von dir scheiden!«
Elvis schlang die Handprothese um ihre Taille und wirbelte sie im Kreis herum. Dabei stießen sie an den Tisch und die Stühle in dem kleinen Raum und machten einen
Weitere Kostenlose Bücher