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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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Anspannung zwischen Clare und Sam auf. Ob Emma das auch bemerkt hatte? »Danke, nein«, sagte er knapp. Er fasste Emma am Ellbogen und schob sie in Richtung Sitzecke. Nachdem sie sich gesetzt hatten, blickte er fragend zu Sam. »Also, raus mit der Sprache, Sam. Wo habt ihr Gracie gefunden?«
    Clares Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Niemand würde ihr glauben. Auch Sam nicht.
    O nein, er hatte ihr nicht offen ins Gesicht gesagt, dass sie log. Aber seine Stimme war viel zu kontrolliert und sanft gewesen, so als hätte er es mit einer Irren zu tun, die jeden Moment ausrasten konnte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und sagte: »Ich habe Gracie nirgends gefunden. Sie wurde - ähm … tja - bei mir abgegeben.«
    Emmas überschäumende Freude legte sich schlagartig. Ihr war plötzlich hundeelend. »Abgegeben?« Sie warf Sam einen verständnislosen Blick zu, bevor sie sich erneut auf Clare konzentrierte. »Was genau heißt das? Abgegeben, von wem?«

    Clare hielt Emmas Blick stand und schluckte. »Von Ihnen.«
    Emma sprang auf. »Sind Sie noch ganz bei Trost? Ich bin vor Angst um mein Kind fast gestorben, und Sie wollen mir weismachen, ich hätte …?« Sie stockte, weil ihr plötzlich ganz anders wurde.
    Wieso musste dergleichen ausgerechnet ihr immer wieder passieren? Sie zog Katastrophen anscheinend magnetisch an. Hatte das Unglück quasi für sich gepachtet. Big Eddy und Charlie beispielsweise, die ihr so viel bedeutet hatten, waren beide tot. Und der Mann, bei dem sie sich sicher und geborgen gefühlt hatte, entpuppte sich zunehmend als unberechenbares Monster. Und jetzt schon wieder. War sie vor diesem Verrückten geflohen, nur an den nächsten zu geraten?
    »Ich meine, ich hab nicht persönlich mit Ihnen gesprochen«, fuhr Clare fort. »Gracie stand allein vor unserer Haustür. Aber ich hab Ihren Wagen erkannt, Emma. Schließlich gibt es das Modell nur einmal auf der Insel. Und die Fahrerin hatte wie Sie hellblonde Strähnchen im Haar.« Clare schlang die Arme um ihre Taille, bemüht, nur ja nicht hysterisch zu werden. Emmas Miene sprach Bände: Sie nahm ihr das genauso wenig ab wie Sam. Gracies Mutter hielt sie für eine Psychopathin, die einer anderen das Kind wegnahm, als Ersatz für ihren toten Sohn.
    Und das war verdammt unfair, fand Clare, nachdem es ihr seit langem psychisch wieder etwas besser ging.
    Unvermittelt fiel ihr Gracie ein. »Und Gracie erklärte mir, Sie hätten gesagt, ich solle auf sie aufpassen. Fragen Sie die Kleine doch am besten selbst.« Gequält musterte sie die hoch gewachsene Frau, die sie inzwischen sehr mochte. »Emma, warum tun Sie mir das an?«

    Sam trat hinter seine Frau und fasste ihre Arme mit seinen angenehm warmen Händen. Clare hätte sich nur zu gerne an ihn gelehnt, seine tröstliche Nähe akzeptiert. Aber vermutlich wollte er nur verhindern, dass sie ausflippte. Folglich verharrte sie starr wie eine Puppe in seiner Umarmung.
    »Warum ich Ihnen das antue?« Wütend stürzte sich Emma auf Clare Mackey. Am liebsten hätte sie ihr sämtliche Haare einzeln ausgerissen. Ehe sie jedoch dazu kam, packte Elvis sie und zog sie mit spielerischer Leichtigkeit an seine Brust. Sein gesunder Arm legte sich um ihre Taille.
    »Gracie soll runterkommen«, sagte er mit kühler Autorität. Er blickte von Sam zu dessen Frau.
    Seit Evans Tod wusste er Clare nicht mehr recht einzuschätzen. Als sie ihren Mann kennen lernte, hatte sie ihn gleich als Sams besten Freund akzeptiert und nie Vorurteile gegen ihn gehabt, anders als die meisten Inselbewohner. Das hatte Elvis ihr hoch angerechnet. Nach seinem tragischen Unfall und der Rückkehr nach Port Flannery war sie eine der wenigen Frauen gewesen, die sich nicht an seiner Körperbehinderung gestört hatten. Andererseits - und obwohl es ihn definitiv nichts anging - störte es ihn, wie sie Sam nach dem Tod ihres Sohnes behandelte, der für beide ein schwerer Verlust gewesen war. Er musste hilflos mit ansehen, wie sein bester Freund litt. Manchmal hätte er Clare am liebsten heftig geschüttelt, dass sie wieder zu Verstand käme.
    Und auch in der jetzigen Situation waren ihm die Hände gebunden.
    Elvis setzte sich zu den beiden Frauen, während Sam nach oben lief und Gracie holte. Als die Kinderschritte
auf den Bodenfliesen das brütende Schweigen durchbrachen, blickten die drei zur Tür. Gracie stürmte durch den Raum zu ihrer Mutter und hopste schwungvoll auf ihren Schoß. »Hi, Maman ! Hast du mich vermisst?«
    Ein gepresstes Lachen rang sich aus

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