Revanche - Exposure
Emmas Kehle, und sie verbarg den Kopf in Gracies weichen Locken, die tröstlich nach Babyshampoo dufteten. Sie unterdrückte den Impuls, Gracie fest an ihre Brust zu drücken. »Ja, hmm, das kann man wohl sagen«, räumte sie ein.
»Ich dich auch. Miss-us Mackey hat mich mit Ebbans Sachen spielen lassen. Er war ihr kleiner Junge, aber er ist tot.«
»Ich weiß«, sagte Emma weich, während sie Gracie übers Haar strich. »Hast du heute auch schön dein Mittagsschläfchen gemacht, Herzchen?«
»Mmmh. In Ebbans Bett.«
Sam spähte zu Clare. In seiner Gegenwart vermied sie es, Evan zu erwähnen. Aber anscheinend hatte sie Gracie Sands von ihm erzählt. Und soweit er sich entsinnen konnte, war die Kleine auch die Erste, die nach dem Tod seines Sohnes das Kinderzimmer betreten hatte. In Evans Bett hatte schlafen und mit seinen Sachen spielen dürfen. Er setzte sich neben seine Frau und nahm ihre zitternde Hand in seine.
»Gracie«, sagte Elvis, worauf die Kleine von ihrer Mutter zu ihm schaute.
»Hi, Sheriff«, strahlte sie. »Bist du mit meiner Mommy gekommen, um Gwacie abzuholen?«
»Ja. Bestimmt möchtest du gern einmal mit einem Polizeiauto fahren, oder? Aber erst hat deine Mami ein paar Fragen an dich.«
»Okay.« Ihr Blick wanderte wieder zu Emma.
»Das ist jetzt sehr wichtig, Chéri. Denk bitte genau nach, Engelchen.« Emma bemühte sich ruhig zu bleiben. »Wie bist du heute Nachmittag hergekommen?«
Gracie öffnete den Mund zu einer Antwort und schloss ihn wieder. Sie rutschte unruhig auf Emmas Schoß herum, derweil geisterte ihr Blick durch den Raum. Schließlich fixierte sie ihre Mutter und sah wieder weg. »Mit dem Auto.«
»Aha. Und wer fuhr das Auto, Grace Melina?«
Gracie spähte zu Clare und senkte die Lider. »Miss-us Mackey«, flüsterte sie.
» Nein«, erwiderte Clare mit erstickter Stimme. »Das stimmt nicht!«
»Wieso schwindelst du, Gracie?«, fragte Sam ungehalten, worauf Gracies Unterlippe verdächtig zu zittern anfing.
»Also, das geht entschieden zu weit.« Emma sprang auf. Sie presste ihre Tochter schützend an sich. »Sheriff, bringen Sie uns bitte nach Hause, ja?«
»Verdammt, ich will die Wahrheit wissen«, knirschte Sam, bevor Elvis antworten konnte.
Emma wirbelte zu ihm herum, ihre Miene eisig. »Nach meinem Dafürhalten verschließen Sie sich vor der Wahrheit, Mr. Mackey«, konterte sie und baute sich wütend vor ihm auf. » Mon Dieu , wenn Sie wirklich was Sinnvolles tun wollen, dann helfen Sie Ihrer Frau.« Sie drehte sich auf der Ferse um und rauschte hinaus. Die schwere Eingangstür knallte hinter ihr ins Schloss.
Elvis folgte nur wenig später. Anders als Emma gab er sich mit Gracies Antwort nicht zufrieden. Aber das hatte Zeit. Keine Frage, Mutter und Tochter waren nach diesem schweren Tag emotional angespannt. Manchmal
musste man eben Geduld haben, vor allem, wenn Befragungen zu stichhaltigen Ergebnissen führen sollten. Und Emma schien ihm momentan so unberechenbar wie eine Bärenmutter, die ihr Junges verteidigt.
Während der kurzen Fahrt in die Stadt schwiegen sie. Ganz allmählich senkte sich Emmas Adrenalinspiegel wieder auf Normalmaß. Trotzdem kam ihr das Ganze höchst merkwürdig vor. Sie spähte zu Gracie, die verdächtig anhänglich war. Die Kleine war nicht bereit gewesen, sie loszulassen, worauf sie den Sicherheitsgurt um sie beide geschnallt hatte. Zudem war ihre Tochter ungewöhnlich still.
»Hast du die vielen Sachen gesehen, die Elvis in seinem Polizeiauto hat, Herzchen?«, murmelte sie ihrer Tochter ins Ohr. »Ganz schön spannend, was?«
Gracie verschwendete keinen Blick auf das Wageninnere. Sie klammerte sich an Emma und vergrub den Kopf an ihrer Schulter, was ihre Mutter misstrauisch stimmte. Für gewöhnlich erzählte Gracie nämlich wie ein Wasserfall oder löcherte ihre Mitmenschen mit Fragen. Emma zerbrach sich den Kopf, warum die Kleine so still war, wo ihr doch noch nicht einmal bewusst war, dass ihre Mutter sie überall gesucht hatte. Oder hatte Gracie etwa ein schlechtes Gewissen?
»Vielleicht sollten wir besser umdrehen«, murmelte sie mehr zu sich selbst. Clares Version war schlicht zu sehr an den Haaren herbeigezogen … zu unglaublich. Und Emma hielt sie für eine intelligente Frau, der bestimmt etwas Überzeugenderes eingefallen wäre. Es sei denn, sie sagte die Wahrheit.
Emma hätte nicht beschwören können, ob ihr Auto noch auf Rubys Parkplatz gestanden hatte, als sie mit der
Suche begann. Mit ziemlicher Sicherheit,
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