Revolution - Erzählungen
Zaire ihn erschlagen«, meint ein dritter.
»Zaire schlägt härter zu als jeder Vater«, erwidert der zweite. Ich krieche weiter. Zurück zu meiner Arbeit. Ein Stechen im Bauch. Mein Gesicht verzerrt sich. Mein ganzer Körper schmerzt, es ist nichts zu sehen, aber wieder und wieder kommt der Schmerz in Wellen. Ich winde mich. Das ist kein Hunger, das ist ein böser Geist aus der Dunkelheit.
»Ist es schlimm?«, fragt Shirazi.
»Ja«, stöhne ich. Wir arbeiten. Kurz darauf ruft Makamba, dass wir raus müssen. Er ist bereit, der Schlange ein Grab zu sprengen. Wir kriechen die Stollen entlang. Klettern ans Licht. Es sticht in den Augen. Keine Sonnenbrille, ich muss mir die Hand über die Augen halten – mich ruhig hinsetzen und abwarten, sonst kann ich nicht sehen, wohin meine Füße gehen. Langsam zeichnen sich die Formen ab – das Holzhaus, an dem mama Bomani auf der Veranda sitzt; fett. Die anderen Arbeiter kommen herauf und setzen sich.
»Was macht ihr hier oben?«, schreit mama wütend.
»Makamba muss sprengen«, antworte ich.
»Sprengen? Er hat nicht gesagt, dass er sprengen muss?!«
Ich stehe auf und gehe zu ihr. Ich will nicht laut darüber reden. Ihre Augen sind beinahe ertrunken im Fett, aber sie verbrennen mich fast.
»Es ist ein Begräbnis«, sage ich so leise, dass die anderen es nicht hören.
»Ein Begräbnis?«
»Die neue Schlange, er wurde erschlagen.«
» Tsk «, schnalzt sie. »Kann das nicht warten, bis ihr ohnehin zum Essen heraufkommt?« Ich zucke die Achseln und gehe zurück, setze mich neben Shirazi. Ich will ihr nicht erklären, dass die Arbeit nicht weitergeht, wenn ein Toter dort liegt, der nicht unter Schutt begraben ist. Dann denken wir zu viel an das Risiko, daran, was alles schiefgehen kann. Ist er erst einmal begraben, liegt er würdig, und wir können weitermachen. Shirazi gibt mir eine selbstgedrehte Zigarette.
» Tsk .« Er spuckt aus. »Wir sterben, und sie ist so fett, dass es einen ganzen Vormittag dauern würde, ihr Arschloch zu finden.«
»Es sei denn, man schnüffelt sich heran.« Das Stechen in meinem Bauch kommt plötzlich. Ich knicke zusammen, Tränen treten mir in die Augen.
»Das ist nicht gut«, sagt Shirazi. »Du brauchst Tee und Medizin.«
»Ich habe kein Geld.« Mama Bomani kann ich nicht fragen, deshalb warten wir, bis Makamba auftaucht. Shirazi geht zu ihm: »Moses hat Bauchschmerzen. Er braucht Medizin gegen die Schmerzen und Tee mit Zucker und Milch.«
»Ihr wollt Tee?«, entgegnet Makamba. »Dann findet ein paar Steine, um Tee zu kaufen.«
Shirazi kommt zurück. »Ich habe ein bisschen Geld.« Er zieht mich hoch. Langsam gehen wir zum Kiosk. Der Schmerz ist jetzt verschwunden. Shirazi bestellt Tee und kauft beim Kioskbesitzer Tabletten. Er gibt sie mir, ohne etwas zu sagen. Er schaltet sein Radio an, das er gegen einen schönen Stein bei einem Inder in Mererani getauscht hat – er hat viel Spaß damit. Sobald wir eine Pause haben, hält er sich das Radio ans Ohr. Aber er hört es nicht laut, denn Batterien sind teuer. Ich bleibe dicht in Shirazis Nähe, zu meinem Schutz. Ich habe viele Feinde, weil ich beinahe so etwas wie ein Vorarbeiter in der Mine bin, nur ohne Pistole. Als ich nach Zaire kam, habe ich viele Schläge bekommen und wurde benutzt – ich will das nicht noch einmal erleben. Wir trinken Tee mit den Arbeitern der Nachbarmine. Wir sind die gleichen Sklaven – keine Konkurrenten.
»Treffen wir euch bald da unten?«, frage ich.
»Wenn ihr den Zeichen auf diesem Weg folgt, dann treffen wir uns hier unterm Kiosk«, meint einer von ihnen. Allgemeines Gelächter.
»Dann können die Schweine sich gegenseitig erschießen«, sage ich, denn nach einer Sprengung sehen die Handlanger als Erste nach – mit der Pistole in der Hand.
»Das wäre gut«, lacht Shirazi. »Und wir würden die großen Steine selbst ernten.«
Wir gehen zurück zur Mine. Die Batterien der Taschenlampen sind leer. Was hilft es uns, auf die Ader zu stoßen, wenn wir sie nicht sehen können? Wir können in der Grube keine Petroleumlampen einsetzen, weil die Flammen den Sauerstoff wegfressen, von dem wir leben müssen. Shirazi bittet Makamba um neue Batterien.
»Du benutzt die Batterien für dein Radio, ich gebe dir keine mehr.«
Shirazi kommt zurück. » Basha «, zischt er und spuckt – Schwuler. Makamba schläft im Haus mit mama . Jede Nacht zwingt sie ihn, ihre Bohne zu lutschen. Er ist die malaya seiner eigenen Tante. Wir müssen unsere Batterien in die Sonne
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