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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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erkennen.
    »Okay« Sie öffnet von innen die Beifahrertür, das Deckenlicht schaltet sich ein. »Was ist Ihnen zugestoßen?«
    »Ich bin in Ordnung«, erwidere ich und gehe auf die Tür zu, lehne mich dagegen. Die Frau ist dick, violette Augenschatten, hellrote Jogginghosen, weinrote glänzende Bluse, glattes aufgestecktes Haar.
    »Bist du sicher, Schatz? Musst du zum Notarzt?«
    »Ich bin Ärztin.«
    »Hier können Sie nicht stehenbleiben«, sagt die Frau. »Wo müssen Sie denn hin?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Und wo kommen Sie her?«
    »Aus Tansania.«
    »Ist das in der Nähe?«
    »Ich komme aus Afrika«, sage ich.
    »Tun wir das nicht alle, Schatz?«, antwortet sie und klopft auffordernd auf den Beifahrersitz; dicke Finger mit goldfarbenen Ringen und farbigen Strass-Steinen. Ich steige ein. Sie schaut mir in die Augen. »Wo soll ich Sie hinfahren?«
    »Ich möchte gern nach Hause«, sage ich und gebe ihr die Adresse meiner Mutter – es ist nur ein paar Kilometer entfernt. »Ich heiße Shakila.«
    »Shenoa«, stellt sie sich vor und greift in eine Tüte. »Trink eine Cola«, sagt sie und reicht mir eine Dose, über die sich Tauperlen ziehen. Ich trockne mir die Augen. Wir lächeln uns an. Ich trinke die kalte süße Flüssigkeit. Es ist eigenartig, nicht selbst hinterm Steuer zu sitzen. Wir sind auf eine Straße gebogen, die ich wiedererkenne. Ich schaue aus dem Fenster, wir gleiten an Einkaufszentren, Autowerkstätten, Schnapsläden, Junkfood-Restaurants, Workout-Palästen, Kinos, Wohnungsmaklern, Stripbars und Kirchen vorbei. Ich zwinge mich, selbst zu sprechen.
    »Ich war in einen Autounfall verwickelt. Die Polizei hat mich gehen lassen, aber ich hatte kein Geld mehr für den Bus, und es gab auch nirgendwo einen Geldautomaten.«
    Sie schüttelt den Kopf. » Tsk «, schnalzt sie, fast wie eine Afrikanerin. »War’s schlimm?«
    »Die haben mich in einem Raum mit Handschellen gefesselt und haben mich warten lassen, sie haben mich verhört und beleidigt. Es gefiel mir gar nicht.«
    »Mach dir nichts aus der Polizei, die haben Angst vor uns.«
    »Uns Schwarzen?«, frage ich. Sie lacht.
    »Uns Frauen. Wir laufen frei herum, wie Pferde, die aus ihrem Pferch ausgebrochen sind.«

Nyumba ya Mungu

Wir schlafen lange, weil ich gestern Abend erst spät angekommen bin und wir bis drei Uhr wach waren. Aber keiner von uns hat einen Kater, wir haben nichts getrunken. Heute Abend wollen wir zu einem Fest bei Freunden von Sigve. Ich weiß nicht, ob ihr Mann Tore auch kommt.
    Der Koch serviert einen Brunch, er hat Pfannkuchen gebacken.
    »Was hältst du von einem schönen Ausflug?«, erkundigt sich Sigve.
    »Ja, warum nicht.«
    »Du hast doch von so einem See gesprochen?«
    »Dem Nyumba ya Mungu?«
    »Ja, ich würde gern ein bisschen Wasser sehen.«
    »Dann müssen wir aber gleich los, es dauert lange, ihn zu umrunden.«
    »Ich schmiere uns ein Fresspaket.« Sigve verlässt den Esstisch. Ich schaue mir ihre hellen norwegischen Beine an. Sie ist Anästhesieschwester im KCMC , dem Kilimanjaro Christian Medical Centre. Helle Beine. Sie faszinieren mich. Ich zünde mir eine Zigarette an und brühe mir eine zweite Tasse Africafé.
    »Ach …«, sagt sie von der Küchenzeile her. »Könntest du den Koch bitten, eine ordentliche Portion Eiswürfel einzufrieren? Ich habe versprochen, heute Abend welche mitzubringen.«
    Der Koch schaut mich fragend an. Ihm gefällt, dass ich die Sprache wie ein Eingeborener spreche, obwohl ich weiß bin – und doch wundert er sich über meine Anwesenheit und fragt sich, warum Sigves Mann nicht mehr zu Hause wohnt.
    »Kein Problem«, sage ich zu ihm auf Swahili und hole einen Topf mit dickem Boden.
    »Okay«, ruft Sigve mir aus der Küche zu. »Aber ich habe noch einen größeren Topf.«
    »Nein, er muss einen dicken Boden haben, sonst verbeult er; Wasser dehnt sich aus, wenn es friert.«
    »Was du alles weißt, Mick«, lacht sie. Ich fülle den Topf mit Wasser und schaffe Platz im Gefrierfach. Dabei denke ich an das Fest und ihre Freunde, sie nimmt mich zum ersten Mal mit. Viele von ihnen kennen ihren Ehemann, einen Arzt, der jetzt im Uhuru Hostel wohnt. Ich werde mit einem Eisklumpen in einem Korb erscheinen, ihn auf dem Badezimmerboden zerkleinern und die Würfel in die Badewanne zu den Carlsberg-Dosen und Tonic-Flaschen werfen. Wie üblich werde ich mich als nützlich erweisen und ihren Mann im Zweifel ignorieren (und dabei meinen Speichel hinunterschlucken).
    Um ein Uhr sind wir unterwegs. Ich habe

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