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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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und gerne auch ein bisschen überheblich, das schüchtert deinen Gegner ein. Du musst dich was trauen. Nur dann bist du in der Lage, diesen einen Pass zu spielen, der alles entscheiden kann. Im Angriff musst du furchtlos sein. Du musst laufen und kämpfen und dahin gehen, wo’s weh tut. Musst die gegnerische Verteidigung müde machen. Und wenn der Ball angeflogen kommt, lauerst du schon lange. Du nimmst ihn butterweich an und mit in deinen Lauf. Du darfst dich nicht aufhalten lassen, von niemandem. Du musst deinen Körper einsetzen und dich von deinem Gegenspieler lösen. Nur dann wirst du das Tor machen und eines Tages in einer fremden Stadt neben einer schönen Frau stehen und Schinkenbrote für sie schmieren.

Klatsche
    Mit der Verantwortung ist es so: Du nimmst sie, oder du nimmst sie nicht. Da brauchst du gar nicht zu überlegen. Du bist so ein Typ, oder du bist es nicht. Das ist wie mit Kaffee und Tee. Kaffee ist manchmal bitter, aber er hält dich wach. Tee tut dir nichts, bringt aber auch nichts. Verantwortung übernehmen macht unabhängig, weil es heißt, dass du stark bist. Und was hast du denn schon zu verlieren, außer deiner Angst?

Julchen
    Da unten liegt meine Straße. Ich war schon lange nicht mehr unten, hab schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr den Asphalt gefühlt. Ich sitz hier oben. Die Jungs sagen immer: Komm, wir tragen dich runter, wir halten dich, du musst doch mal wieder die Große Freiheit unter deinen Füßen haben. Ich bin froh, wenn ich an meinen Füßen mal nix habe. Mein Lymphsystem ist kaputt, die Operationen haben es kaputt gemacht, das Wasser in meinem Körper weiß nicht, wohin mit sich. Und die Freiheit, die hab ich unterm Arsch. Ich sitze doch direkt über ihr. Ich kann sie sehen, ich kann sie beobachten, und wenn sie mit mir sprechen will, dann kommt sie hoch. Sie klingelt, sagt »hallo, ich bin’s«, und dann drück ich auf den Öffner, den sie mir von der Tür bis zum Sofa verlegt haben. Es heißt doch immer, der Mensch macht sich seine Welt klein, oder? Meine Welt ist winzig, so wie ich. Aber meine Wurzeln, die liegen hier im ganzen Viertel. Sie gehen von meinen Füßen vom Sofa runter durchs Treppenhaus, sie kriechen durch die Freiheit, rechts bis runter zur Paul-Roosen-Straße und links hoch zur Elbe, die Reeperbahn lang, am Hans-Albers-Platz vorbei und an der Herbertstraße. Ich lieg überall in Sankt Pauli rum, und solange ich lebe, wird sich das nicht mehr ändern, und so lange kommen die Jungs zu mir hoch, erzählen ihre Geschichten und trinken ihr Bier. Meine Heimat ist da, wo sie hingehört: in mir.

Suza
    Sie wird mich schon finden, davon bin ich überzeugt. Sie wird eines Tages um die Ecke biegen, sie wird hier vor mir stehen, hier auf dem Strich, und sie wird mich anlächeln und sagen: Hier bin ich, hör auf mit dem Scheiß, ist gut jetzt, ich hol dich da raus. Ich werde nicht mehr jung sein, wenn sie kommt, das weiß ich, ich bin’s ja jetzt schon nicht mehr. Aber ich werde mich nicht unterkriegen lassen, das macht mich nicht kaputt hier. Und wenn sie dann kommt, geh ich mit, mit der Liebe.

Danila
    Wenn man’s draufhat, kann man echt gut verdienen. Man muss nur schnell sein, die Typen zackig wieder aus der Kiste kriegen und dann zackig wieder raus auf die Straße mit dem eigenen fabelhaften Arsch. Und man muss seinen Zuhälter im Griff haben. Der muss wissen, was ihm zusteht und was nicht. Ich hab da die Tage so ’n Angebot gekriegt, das klang nicht schlecht. Wohnungsbordell in Harvestehude, mit zahmen Leoparden und so. Richtig schickes Ding. Die suchen eine Neue. Da kann man ordentlich absahnen, da ist das große Geld zu Hause. Die wollen mich, ehrlich. Mal sehen.
    Vielleicht mach ich auch mit Suza ein Sonnenstudio auf.

Heiner Matzen
    Egal. Egal, ob sie die Russen schnappen. Ich bin hier durchgekaut. Ich hab’s mir versaut. Ali sagt, ich soll mich zusammenreißen, das wird schon wieder. Das sagt der aber nur so. Weil er nett ist. Ich nehm morgen den ersten Zug nach Stuttgart. Mein Cousin macht da irgendwas mit Autos.

Die Tänzerin
    Nichts ist, wie es scheint. Irgendwas ist immer. Alles hat einen doppelten Boden. Man sieht den Menschen das nicht an. Der wollte mich umbringen. Der wollte mir die Kopfhaut abschneiden. Das wollte der mit mir machen. Der hat das schon mit drei anderen gemacht. Der ist nicht ganz bei Trost. Der wirkte so nett. Der war so hübsch. So lustig. Richtig süß. Der hat gesagt, er arbeitet am Theater, er ist auf der Suche nach einer

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