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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Außerirdischem zu tun haben. Aber ich fürchte, Sie werden sich ebenso damit abfinden müssen, wie ich es getan habe.«
    »Ich werde mich damit abfinden, wenn ich es für richtig halte«, sagte Celestine und trat zu Forqueray unter das schwarze Dach.
    Sie sah sich nach allen Seiten um, nicht so, als bewundere sie ein Gemälde, sondern eher wie eine Maus, die unter einem Stiefel hockt.
    Aber ich wusste genau, was sie dachte.
    Auch nach vierhundert Jahren interstellarer Raumfahrt hatte man bisher nur flüchtige Spuren fremder Intelligenz entdeckt. Wir vermuteten zwar seit langem, dass es irgendwo da draußen Aliens gebe, aber der Verdacht hatte sich im Lauf der Jahre nicht erhärten lassen. Auf einer Welt nach der anderen fanden sich nur schwache, vom Zahn der Zeit zernagte Überreste einstmals ruhmreicher, inzwischen jedoch völlig zerstörter Zivilisationen. Die Musterschieber waren sicherlich von intelligenten Wesen geschaffen, aber nicht zwangsläufig selbst intelligent. Und obwohl sie in grauer Vorzeit von Stern zu Stern gewandert waren, ließ sich heute nicht mehr feststellen, dass sie irgendeine Form von Technologie verwendeten. Die Schleierweber waren kaum besser: reine Geistwesen, die abgeschottet in Sphären umstrukturierter Raumzeit existierten.
    Niemand hatte sie je zu Gesicht bekommen, ihre Natur und ihre Absichten waren nach wie vor beängstigend unklar.
    Doch mit dem Blutturm verhielt es sich anders.
    So fremdartig er war, so sehr er unsere beschränkten Vorstellungen über das Verhalten von Materie und Schwerkraft zum Gespött machte, er war eindeutig künstlich erzeugt. Und außerdem sagte ich mir, wenn er so lange über Golgathas Oberfläche geschwebt hatte, dann wäre es doch ausnehmend unwahrscheinlich, wenn er ausgerechnet in diesem Moment herunterkrachte.
    Ich überschritt also die Schwelle, und die anderen folgten mir.
    »Man fragt sich, welche Wesen das gebaut haben«, sagte ich. »Hatten sie die gleichen Hoffnungen und Ängste wie wir, oder standen sie so weit über uns, als wären sie Götter?«
    »Wer das verdammte Ding gebaut hat, ist mir scheißegal«, sagte Hirz. »Ich will nur wissen, wie man hineinkommt. Irgendein Geistesblitz, Childe?«
    »Es gibt einen Weg«, sagte er.
    Er ging voraus, und wir anderen, ein nervöses Häufchen, folgten ihm. Unter der Mitte des Sockels blieben wir stehen. Genau über uns war, bisher nicht sichtbar, ein tiefschwarzer Kreis in der lediglich dunklen Unterseite des Turmes zu erkennen.
    »Dort?«, fragte Hirz.
    »Das ist der einzige Eingang«, sagte Hirz. »Und der einzige Weg, auf dem man heil wieder herauskommt.«
    »Roland«, fragte ich, »wie sind Argyle und sein Team in den Turm gelangt?«
    »Sie hatten wohl etwas mitgebracht, um hinaufzusteigen. Eine Leiter vielleicht.«
    Ich sah mich um. »Aber davon ist nirgendwo etwas zu sehen.«
    »Nein, aber das macht nichts. Mit unseren Anzügen brauchen wir keine solchen Hilfsmittel. Forqueray?«
    Der Ultra nickte und warf seine Kameradrohne nach oben.
    Sie flog auf das Loch zu und verschwand darin. Mehrere Sekunden lang geschah gar nichts, nur hin und wieder zuckten rote Stotterblitze aus der Öffnung. Dann tauchte die Kamera wieder auf und landete in Forquerays Hand.
    »Da oben befindet sich ein Raum«, sagte der Captain. »Um das Einstiegsloch herum ist der Fußboden eben. Durchmesser zwanzig Meter, Höhe gerade ausreichend, um aufrecht stehen zu können. Der Raum ist leer. Er hat eine zweite, verschlossene Öffnung, eine Art Tür, die weiter nach innen führt.«
    »Können wir davon ausgehen, dass uns keine Gefahr droht?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete Childe. »Aber Argyle sagte, der erste Raum sei sicher. Und das werden wir ihm einfach glauben müssen.«
    »Haben wir alle da oben Platz?«
    Forqueray nickte. »Leicht.«
    Wahrscheinlich wäre ein gewisses Zeremoniell durchaus angebracht gewesen, aber wir hatten nicht das Gefühl, einen bedeutungsvollen oder gar schicksalhaften Schritt zu tun. Zum Einstieg emporzuschweben war nicht anders, als den ersten Fuß auf den flachen Ausläufer eines Berges zu setzen. Die Gefahren, die uns ohne Zweifel erwarteten, belasteten uns nicht.
    Drinnen war alles genau so, wie Forqueray es beschrieben hatte.
    Der Raum war dunkel, aber die Kameradrohne sorgte für eine gewisse Helligkeit, und die Sensoren unserer Anzüge konnten seine Grenzen erfassen und die Information unserem Blickfeld überlagern.
    Der Boden schien aus irgendeinem Metall zu bestehen und war da und dort

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