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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Spaziergang bevor. »Natürlich enthalten die Träume aller Wahrscheinlichkeit nach nichts von dem, was wir im Innern des Blutturms vorfinden werden … aber fühlen Sie sich jetzt nicht doch besser darauf vorbereitet?«
    Ich ließ mir mit der Antwort eine Weile Zeit.
    »Nicht unbedingt, nein«, sagte ich dann.
    Dreizehn Stunden später standen wir auf der Planetenoberfläche und inspizierten die Anzüge, die Forqueray für diese Expedition bereitgestellt hatte.
    Es waren glatte weiße Maschinen, gepanzert, motorisiert und mit genügend Intelligenz ausgestattet, um einen ganzen Saal voller Cybernetiker an der Nase herum zu führen. Sie schlossen uns ein wie eine zweite Haut. Wir sahen darin aus wie Seifenfiguren. Wie gute Tanzpartner lernten sie schnell, sich an unsere Bewegungsabläufe anzupassen und sie schließlich sogar vorauszuahnen.
    Forqueray erklärte, jeder Anzug könne uns auf nahezu unbegrenzte Zeit am Leben erhalten; alle Körperausscheidungen würden in einem fast geschlossenen System wiederaufbereitet, und notfalls würde der Träger sogar eingefroren. Die Anzüge konnten fliegen und schützten ihren Inhalt vor so ziemlich allen Umweltgefahren vom Vakuum bis zu den ungeheuren Drücken auf dem Boden der Tiefsee.
    »Und was ist mit Waffen?«, erkundigte sich Celestine, nachdem wir gelernt hatten, wie sich die Anzüge bedienen ließen.
    »Waffen?«, fragte Forqueray mit Unschuldsmiene.
    »Ich habe von diesen Anzügen gehört, Captain. Es heißt, sie verfügen über genügend Feuerkraft, um einen kleinen Berg zu zerlegen.«
    Childe räusperte sich. »Bedauere, keine Waffen. Ich habe Forqueray gebeten, sie zu entfernen. Auch keine Schneidewerkzeuge. Und mit roher Gewalt würden Sie weniger erreichen als mit einem nicht modifizierten Anzug. Die Servos würden Sie daran hindern.«
    »Ich verstehe nicht ganz. Wieso schicken Sie uns von vornherein mit einem solchen Handicap ins Rennen?«
    »Nichts läge mir ferner. Ich halte mich nur an die Regeln, die der Turm aufgestellt hat. Er gestattet keine Waffen in seinem Innern – auch keine Werkzeuge, die gegen ihn verwendet werden könnten wie etwa Schweißbrenner. Er erkennt solche Dinge sofort und handelt entsprechend. Er ist sehr klug.«
    Ich sah ihn forschend an. »Das sind doch nur Vermutungen?«
    »Keineswegs. So viel hatte bereits Argyle herausgefunden. Es wäre doch sinnlos, die gleichen Fehler noch einmal zu machen?«
    »Eines verstehe ich immer noch nicht«, bemerkte Celestine. Wir waren vor dem Shuttle angetreten wie eine Kolonne von weißen Seifenzwergen. »Warum lassen wir uns von dem Ding überhaupt vorschreiben, wie wir zu kämpfen haben? Auf Forquerays Schiff gibt es doch sicher Waffen, um es aus dem Orbit zu beschießen. Wir könnten es aufschneiden wie ein totes Schwein.«
    »Natürlich!«, sagte Childe. »Um dabei alles zu zerstören, was wir erfahren wollen? Wofür wir diese weite Reise auf uns genommen haben?«
    »Ich will es ja gar nicht Golgathas Erdboden gleichmachen. Ich rede nur von einem sauberen chirurgischen Schnitt.«
    »Das wird nicht gehen. Der Blutturm ist ein Lebewesen, Celestine. Oder zumindest eine Maschinenintelligenz, die um mehrere Größenordnungen leistungsfähiger ist als alle Maschinen, die wir bisher kennen. Er wird nicht dulden, dass man mit Gewalt gegen ihn vorgeht. Das musste bereits Argyle erfahren.
    Selbst wenn er nicht fähig wäre, sich gegen solche Angriffe zu wehren – was wir nicht wissen –, er würde sicherlich alles zerstören, was er enthält. Wir hätten in jedem Fall verloren.«
    »Trotzdem … so ganz ohne Waffen?«
    »Nicht ganz.« Childe tippte sich gegen die Stirn seines Raumanzugs. »Wir haben immer noch unseren Verstand. Deshalb habe ich dieses Team zusammengestellt. Um mit roher Gewalt allein zum Ziel zu kommen, hätte ich nicht ganz Yellowstone nach den besten Köpfen abzusuchen brauchen.«
    Nun ließ sich Hirz aus dem Innern ihres eigens auf ihre Größe zugeschnittenen Miniaturanzugs vernehmen. »Versuchen Sie bloß nicht, uns zu verarschen.«
    »Forqueray?«, sagte Childe. »Wir sind fast da. Landen Sie zwei Kilometer vom Fuß des Turms entfernt auf der Oberfläche. Den Rest der Strecke legen wir zu Fuß zurück.«
    Forqueray gehorchte und brachte das fliegende Dreieck sicher herunter. Bisher hatte er die Steuerung übernommen, doch nun bekam jeder Einzelne die Kontrolle über seinen Anzug zurück.
    Durch die zahlreichen Panzer- und Polsterschichten spürte ich die Unebenheiten des Bodens unter

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